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Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden

Titel: Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Bennett
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mir einfache Fragen, zum Beispiel, was das Besondere an Krähes Entwürfen ist oder wie es war, als sie zum Finale des Yves-Saint-Laurent-Wettbewerbs eingeladen wurde. Das ist meine Welt. Wir reden ein bisschen von der Kampagne für die unsichtbaren Kinder. Ich bin nicht so gut mit Zahlen und Fakten, aber zum Glück kennt sich die Moderatorin besser aus als ich. Dann kommen wir auf Henry zu sprechen. Ich tue, was ich kann. Ich beschreibe den sanftmütigen Jungen auf dem alten Foto. Die Gedichte. Wie er sich mit Krähe im Kreis gedreht hat,bis ihnen schwindlig war. Ich rede über die Familie, die auseinandergerissen wurde, weil sie kein sicheres Zuhause hat. Ich schaffe es sogar, Edies Website zu erwähnen. Die Moderatorin hält die Daumen hoch und spielt noch ein Lied ein, und die Sendung ist vorbei.
    Als ich heimkomme, liegt Krähe zusammengerollt auf unserem Sofa, mit Mum und einer heißen Schokolade. Sie sieht aus, als wäre sie unter die Räder eines Lasters geraten. Mir ist klar, dass wir das nie wieder mit ihr machen dürfen. Mum fragt, wie es gelaufen ist, und ich sage, ich habe mein Bestes getan. Dann hält sie mir den freien Arm hin, damit ich mich an ihre andere Seite kuscheln kann.
    »Gut gemacht, Schätzchen«, flüstert sie mir zu.
    Ich staune. Die Worte kommen ihr über die Lippen, als würde sie nie was anderes sagen, aber sie klingeln noch eine Ewigkeit in meinen Ohren nach.

  
    Als ich Jenny von meinem Radio-Erlebnis erzähle, klappt ihr ausnahmsweise nicht der Kiefer runter. Sie wirkt sogar ziemlich unbeeindruckt. Das liegt daran, dass sie allein gestern zwei Zeitungsinterviews wegen Kid Code hatte und morgen eins für irgendeinen Satellitenkanal im Fernsehen hat. Jenny findet Interviews nicht der Rede wert.
    Das Ende des Jahrs rückt näher, und das heißt, die großen Filmpreis-Nominierungen stehen an. Die PR-Maschine für Kid Code läuft auf Hochtouren, und ständig gibt es neue Anlässe, bei denen die Schauspieler an den Film erinnern. Also ist Jenny genauso beschäftigt wie wir alle, erzählt fleißig ihre Affengeschichte und schwärmt davon, welche Ehre es ist, mit so großen Schauspielern zusammenzuarbeiten. Ganz besonders schwärmt sie, wenn es um ihren grünäugigen Co-Star geht, aber da der Rest der Welt genauso schwärmt, wenn sein Name fällt, schöpft zum Glück niemand Verdacht.
    Es ist ein seltsamer Nebeneffekt des ganzen Trubels, doch während wir versuchen, die letzten Schulwochen zwischen all den wichtigeren Dingen reinzuquetschen, scheinen sich unsere Leistungen zu verbessern. Florence hat seit Ewigkeiten keine blauen Briefe mehr von Krähes Lehrern bekommen. In Edies Zwischenbericht steht, dass ihre Beiträge »nachdenklicher und reifer« geworden sind, nachdem sie vorher »nur« perfekt waren. Mein Aufsatz über Jane Eyre (geschrieben zwischen einem Choreografie-Plan und mehreren Bettelbriefen in Sachen Stoff und Accessoires) wird nur von Jennys übertroffen. Jennys Einblick in die sich entwickelnde romantische Beziehung zwischen Jane und Mr Rochester sei »besonders einfühlsam«, heißt es. Ich frage mich warum. Unsere Englischlehrerin ist sehr beeindruckt von unserem Fleiß.
    Jennys Fleiß ist allerdings kurz darauf schon Geschichte.
    Das Halbjahr ist zu Ende, und die Verkündung der Golden-Globe-Nominierungen steht bevor. Sobald der Anruf von ihrer Agentin kommt, versammeln wir uns, um die Neuigkeiten zu hören. Kid Code steht mit fünf Nominierungen ganz oben auf der Liste. Würde es einen Preis für die grünsten Laseraugen geben, wären es sechs geworden.
    Am gleichen Abend sind wir alle auf einer Geburtstagsparty eingeladen. Jenny drängt mich in eine Ecke, sobald ich ankomme, und noch während ich die Jacke ausziehe, flüstert sie schreiend auf mich ein.
    »Er hat mich zu den Globes eingeladen!«
    »Wer? Joe?«
    Sie grinst über beide Ohren.
    »Aber du gehst doch sowieso hin.« Ich bin verwirrt.
    »Nein, du Dussel. Als seine Begleitung . Er sagt, Lila schafft es nicht. Seine Mutter war schon eine Million Mal da. Er wollte fragen, ob ich was dagegen hätte, neben ihm zu stehen, bei den Fotos und so.«
    Ich werfe meine Jacke auf den großen Haufen. Für solche Anlässe trage ich die pinkfarbene aus falschem Eisbärfell. Nur so habe ich eine Chance, sie am Ende wiederzufinden.
    »Begleitung? Ist das ein Code?« Ich bin immer noch verwirrt.
    »Sag du es mir.«
    An ihrem Grinsen sehe ich, dass sie die Antwort kennt.
    »Also, damit ich das jetzt richtig verstehe. Du wirst

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