Modemädchen Bd. 1 - Wie Zuckerwatte mit Silberfäden
sehr glücklich darüber.
Zum Glück sagt Harry, ja, er macht es. Er scheint sogar schon einige interessante Songs zusammengestellt zu haben. Als hätte er nur darauf gewartet, dass wir ihn fragen.
Edie ist unglaublich, und wenn sie es nicht zu den Vereinten Nationen schafft, wird sie am Ende vielleicht heiliggesprochen. Dank ihrer Initiative, Krähes Dorf und das Schicksal der bei dem Überfall entführten Jungen bekannt zu machen, konnten durch die Mitarbeiter einer Wohltätigkeitsorganisation zwei von ihnen im Norden Ugandas aufgespürt werden. Und obwohl sie nach diesem Erfolg eigentlich HOCHZUFRIEDEN mit sich selbst sein müsste, ist sie es ganz und gar nicht. Volle Punktzahl in Mathe? Selbstgefällig und unausstehlich. Zwei Jungs, die gerettet und zu ihrer Familie zurückgebracht werden? Total bescheiden und lieb. Sie erwähnt es nur am Rande.
Ich bin wahnsinnig stolz auf sie. Allerdings spürte ich nach einer Weile, dass irgendwas nicht stimmt.
Bald fängt die Schule wieder an, aber statt fröhlich aufzuzählen, was sie in den Ferien alles gelesen hat, ist Edie irgendwie niedergeschlagen und einsilbig.
Jenny fällt es gar nicht auf, denn sie ist damit beschäftigt zu überlegen, was sie zu ihrem CHANEL-KLEID tragen soll, um ihren FREUND zu beeindrucken. Aber mir fällt es auf.
»Raus damit«, verlange ich.
Zuerst tut Edie so, als wäre nichts. Doch dann sieht sie mich schuldbewusst an.
»Aber du darfst Krähe nichts sagen«, erklärt sie.
»Was sagen?«
»Versprich mir, dass du ihr nichts sagst.«
»Ich kann ein Geheimnis bewahren.«
Also ehrlich. Edie. Sie denkt, nur weil sie zu jedem Zeitpunkt der ganzen Welt frank und frei sagen muss, was ihr durch den Kopf geht, wäre auch sonst niemand in der Lage, etwas für sich zu behalten.
Sie dagegen – ganz gleich was sie sich einbildet – ist nicht in der Lage, ein Geheimnis zu bewahren. Deswegen vertraut sie es mir an.
»Du weißt doch, die Jungen, die sie gefunden haben? Einer von ihnen weiß, was wirklich aus Henry geworden ist. Er sagt, vor ein paar Jahren war er mit ihm zusammen bei einem Überfall.«
»Und?«
Sie seufzt. »Sie sind in einen Hinterhalt geraten. Henry wurde in den Kopf geschossen, und sie mussten ihn zurücklassen. Der Junge weiß nicht mal, wo er beerdigt ist.«
»Oh.«
»Aber sag Krähe noch nichts davon.«
»Natürlich nicht! Außerdem ist es vielleicht nur ein Gerücht«, sage ich hoffnungsvoll.
Sie schüttelt den Kopf. Diesmal ist es anders. Diesmal gibt es einen Zeugen. Und das Leben ist nicht so gnädig.
»Wann sollen wir es ihr denn sagen?«
»Das ist nicht unsere Aufgabe. Die Geschichte wird noch überprüft. Und dann wird James es ihr sagen, nehme ich an.«
Vor Jenny ein Geheimnis zu haben ist leicht. Die Golden Globes finden in ein paar Tagen statt, und sie kann an nichts anderes denken als an ihre Diät, das Fitnessstudio, den Stundenplan der Hollywood-Partys und einen Namen, der mit »J« anfängt und mit »oe Yule« aufhört. In letzter Zeit habe ich mich ein bisschen zurückgezogen, denn auf Dauer kann es ziemlich langweilig werden. Und anscheinend findet sie, dass mein permanentes Gerede über Make-up-Entwürfe und Choreografie und Sitzordnungen auch ziemlich langweilig sein kann. Aber jetzt will ich mich durch Edies Nachrichten ablenken, und so bin ich mehr als zufrieden, Jenny mit einem Gespräch über Joe so Cool zu erfreuen.
Zum ersten Mal wird sie ihn auf einer Party für die Kid Code- Stars und das Team wiedersehen, am Abend vor der Preisverleihung. Allein die Party ist eine große Sache, denn Hollywoods heißestes Paar wird da sein und ein paar ihrer A-Promi-Kumpel auch. Jenny weiß, dass sie Eindruck machen muss, und so packt sie das Dior-Cocktailkleid ein, das sie bei der Jonathan-Ross-Show anhatte und das ihr so viel Glück gebracht hat. Sie verbringt Stunden damit zu überlegen, wie sie ihr Make-up perfektionieren könnte, und hat sich von Grannys Friseur einen neuen Kurzhaarschnitt verpassen lassen, der zu Tage fördert, dass SOGAR JENNY Wangenknochen hat.
Den Nachmittag verbringen wir im Kaufhaus Selfridges, wowir Parfüm aussuchen. Sie will geheimnisvoll und hintergründig wirken, aber gleichzeitig in der Menge auffallen. Nachdem wir vier Verkäuferinnen an den Rand des Wahnsinns getrieben haben und riechen wie eine Raumspraykatastrophe, entscheiden wir uns für den hübschesten Flakon.
Am Ende schicke ich sie mit einem inspirierenden Musikmix, den ich von Harry habe, zum
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