Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer
zurückrufen werde. Aber er ist supersüß. Und top in Form, auf allen Ebenen. Und er sieht Robert Pattinson ähnlich. Und seine Stimme ist wie Honig. Und er scheint wirklich auf mich zu stehen. Und er war echt nett zu Granny und den ganzen Abend über absolut entzückend. Und er schafft es, dass meine Eingeweide diese abgefahrenen Pirouetten drehen, wenn er mich erwischt, wie ich ihn ansehe.
Wie könnte ich NICHT zu einem winzig kleinen Date mit einem heiß begehrten jungen Balletttänzer gehen, der gute Schuhe zu schätzen weiß? Das wäre verrückt, oder nicht? Und die Vorstellung, dass unsere Kinder gut gebaut UND wunderschön wären UND wahrscheinlich seine Wuschelhaare hätten …
»Ich werde brav sein. Das verspreche ich. Ich lasse nicht mal zu, dass er mich küsst.«
»O neiiiiin.«
Jenny redet noch eine Weile auf mich ein, aber ich glaube, ihr ist klar, dass sie mich nicht mehr umstimmen kann. Schließlich unternimmt sie einen letzten verzweifelten Versuch.
»Was sagt deine Mutter dazu?«
»In meinem Alter hatte sie schon eine ganze Reihe abgelegter Freunde. Sie sagt, ich soll die Selbstachtung bewahren, nichts trinken, was in einem offenen Gefäß serviert wird, und um elf zurück sein. Sie weiß, dass ich nichts Ungezogenes tun würde.«
Und Mum hat Recht. Ich habe eine so klare Vorstellung davon, wie meine erste ungezogene Nacht laufen soll, und ein »Happen« mit einem Typen, den ich gerade erst kennengelernt habe und der vorher mit einem Model zusammen war, geht nicht mal entfernt in diese Richtung. Zwar sehe ich Gossip Girl gern im Fernsehen, aber ich habe keine Lust, Teil der Serie zu sein.
Nein, ich fühle mich rundum tugendhaft und charakterfest. Und je mehr Jenny es mir auszureden versucht, desto tugendhafter und charakterfester werde ich.
Auf dem Schulweg am Donnerstagmorgen geht es mir richtig gut. Es ist der letzte Tag des Trimesters. Grannys Friseur, der zaubern kann, hat mir die Haare geglättet. Von Stella McCartney kam gerade eine Einladung zur Weihnachtsfeier im kleinen Kreis. Ein heiß begehrter Balletttänzer zieht mich einem Model vor. Und zur Krönung entdecke ich zwei Oberstufenschülerinnen mit Teilen aus Krähes Miss-Teen-Kollektion und sie sehen super darin aus.
Als ich den Klassenraum betrete, sprühe ich vor guter Laune, und das, obwohl in zwei Minuten Erdkunde anfängt. Glücklich grinse ich alle meine Freunde an. Dann setze ich mich neben Edie und lächele ihr zu.
Sie ignoriert mich.
Ich ignoriere, dass sie mich ignoriert, und hole mein Federmäppchen heraus. Wenn es um meine Federmäppchen geht, schlägt in mir das Herz einer Sechsjährigen. Das hier habe ich mit Swarovski-Kristallen verziert, die ich mir aus Krähes Vorräten »ausgeliehen« habe, und ins Innenfutter hat Krähe mit Tinte ihre berühmten Tänzerinnen gemalt. Ich träume davon, dass ich es eines Tages, wenn ich tot und berühmt bin, dem Victoria-and-Albert-Museum hinterlasse …
Dies ist das Federmäppchen, das Nonie Chatham ( Nonie Taylor?) in der Schule benutzte, während sie an der Markteinführung der erfolgreichsten Modekollektion mitwirkte, die je in englischen Einzelhandelsketten vertrieben wurde …
Erst als ich eine Träne auf das Pult kullern sehe, kapiere ich, dass Edie mich nicht ignoriert, sondern dass sie weint. Die Erdkundestunde fängt gerade an, aber diese Träne verlangt meine volle Aufmerksamkeit. Ich flüstere, so leise ich kann.
»Wieder diese Kalifornier?«
Sie nickt. Weitere Tränen kullern.
»Haben sie wieder auf deiner Website randaliert?«
Sie schüttelt den Kopf und schnieft.
»Nein. Sie haben sich sogar entschuldigt. Zumindest einer von ihnen. Der, der sich um die Kommunikation kümmert. Phil. Er hat gesagt, sie hätten wohl ein bisschen übertrieben. Ich habe ihm erklärt, dass Miss Teen seine Hersteller mit äußerster Vorsicht auswählt. Mr Elat schwört die ganze Zeit, wie gut seine Leute sind, aber die von No Kidding wollen ihre Vorwürfe nicht zurücknehmen. Phil meint, sie hätten Fotos, auf denen man sieht, wie Kinder an Teilen aus Krähes Kollektion arbeiten, in diesen fürchterlichen dunklen Abstellkammern in Mumbai. Er sagt, es betrifft nicht nur Miss Teen. Es passiert überall.«
Das ist das Problem, wenn man die Welt retten will. Man hat so unglaublich viel zu tun.
Doch etwas an der Sache irritiert mich.
»Wie hat er dir das alles erzählt?«
»Phil? In einer E-Mail.«
»Die haben sich in deine Website gehackt und du gibst diesem Typ deine
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