Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
reden will. Nicht immer sagt Edie das Richtige zur richtigen Zeit, aber sie gibt sich Mühe.
»Danke«, murmelt Jenny. »War nicht schwer.«
Es stimmt. Die Wohnung ist keine Müllkippe mehr. Es ist sauber und hell und wirkt wie der ideale Ort, um junge Kätzchen großzuziehen. Entweder geht es Gloria besser, oder Jenny hat sich zwischen den Prüfungen auch noch um den Haushalt gekümmert. Gott sei Dank haben wir die Prüfungen jetzt hinter uns, so dass wir Zeit haben, in Küchen herumzusitzen und zu überlegen, was wir anfangen sollen.
Gloria geht uns nach wie vor aus dem Weg. Unwillkürlich betrachte ich die Schränke und frage mich, ob sie dort Wodkaflaschen versteckt. Weiß Jenny Bescheid? Sucht sie danach?
Eine Weile sitzen wir schweigend da, jede in ihren eigenen Gedanken.
»Gibt es was Neues von Jackson Ward?«, frage ich, um das Schweigen zu brechen.
Jenny grinst und wird rot.
»Ja, gibt es«, sagt sie. Offensichtlich ist es etwas Aufregendes, auch wenn sie versucht es zu überspielen. »Ich habe es gestern erfahren. Die Produzenten haben ein Theater in Chicago gefunden. Im November ist Premiere. Die Show wird sechs Wochen laufen. Mit diesem megasupertollen neuen Regisseur. Und einer unglaublichen Besetzung.«
»Und du bist dabei?«, frage ich vorsichtshalber nach.
»Ich bin dabei!«
Edie und Krähe blicken ruckartig auf. Selbst eins der Kätzchen öffnet ein schläfriges Auge.
Glücklich fährt Jenny fort. »Der Workshop war ein Erfolg. Als Star haben sie Carmen Candy, also können sie sich eine Primitive leisten. Nein. Eine Massive? Eine Naive. Das war’s. Einen Neuling. Und immerhin war ich mal in einem großen Film, so dass ich nicht ganz unbekannt bin.«
»Wow!«, rufen Krähe und ich gleichzeitig.
Edie bleibt ein bisschen länger sprachlos, aber irgendwann sagt sie: »SECHS WOCHEN?«
Jenny nickt aufgeregt.
Edie ist schockiert. »SECHS WOCHEN? Im November? Was ist mit der Schule?«
Jenny zuckt die Schultern. »Ich bekomme Nachhilfe. Aber ich muss die Schule ein Jahr aufschieben. Anders geht es nicht.«
Edie steht immer noch unter Schock. »Im Ernst?«
»Du meinst wohl herzlichen Glückwunsch«, sage ich zu ihr.
»Bestimmt nicht«, gibt Edie zurück. »Wie willst du überhaupt eine Arbeitserlaubnis bekommen?«
»Ich bin in Amerika geboren«, sagt Jenny. »Vergessen? Mein Vater war gerade auf Tournee, als ich zur Welt kam, deswegen habe ich einen amerikanischen Pass. Endlich etwas, wofür ich ihm dankbar bin.«
»O Gott«, fährt Edie fort. »Und was ist mit Stella und den Kätzchen? Schafft es deine Mutter, sich sechs Wochen lang um sie zu kümmern?«
Jenny druckst herum. »Na ja, es sind ein bisschen mehr als sechs Wochen. Die Saison dauert sechs Wochen. Aber wir müssen ja auch proben. Und Jackson will, dass ich zuerst nach New York komme und mit einem Gesangstrainer arbeite, den er kennt, damit ich so viele Aufführungen überhaupt durchhalte. Und ich muss noch die Tanzschritte lernen, dafür brauche ich immer doppelt so lange wie alle andern.«
Mir wird schwindelig. Es klingt, als wäre alles schon eingetütet, und ich muss es mal sacken lassen.
»Wann geht es los?«
»Wann ich will«, sagt Jenny. »Jackson sagt, je mehr Zeit wir zusammen haben, desto besser. Ich kann bei ihm wohnen. Und keine Angst, er ist kein perverser alter Mann. Er ist mit einer supertollen Bildhauerin verheiratet, die auch berühmt ist, und seine Tochter Charlotte ist auch noch da – erinnert ihr euch? Sie sagt, sie freut sich schon, mir mehr von New York zu zeigen. Er hat beschlossen mich unter seine Fittiche zu nehmen.«
Jetzt bin ich genauso geschockt wie Edie. Krähe hat den Kopf eingezogen und hält sich raus. Recht hat sie. »Wann genau?«, frage ich.
Jenny wirft ihre roten Locken zurück. »In ein paar Wochen. Er hat ein unglaubliches Haus. Wenn ihr wollt, könnt ihr mich bestimmt dort besuchen.«
Edie redet leise, aber sie klingt absolut unbeeindruckt. »Ich kann nicht. Ich muss noch meine Harvard-Bewerbung schreiben. Und die anderen Aufsätze, schon vergessen? Und die SATs. Und ich habe einen Job im Sommer. Und jetzt sieht es so aus, als müsste ich auch hier vorbeikommen, um nach deinen Kätzchen zu sehen.«
»Oh!«, ruft Jenny. »Das würdest du tun?«
Ich weiß nicht, ob sie den Vorwurf in Edies Stimme absichtlich ignoriert oder ob sie ihn tatsächlich nicht bemerkt hat. Jedenfalls scheint sie froh zu sein, dass sich jemand um die Katzen kümmert.
Edie sagt nichts mehr. Die Luft ist
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