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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Was für ein Aber?« unterbrach ihn der Chef.
    »Die erste Instanz, Mac Andrew, die oberste, der Kommandeur selber! Unmenschlich schwer ist es, an den ran zu kommen. Der ist wie der Glasberg aus der Sage. Man gleitet an ihm ab und kann sich unter Umständen das Genick brechen.«
    »Nicht gerade erfreulich, van Hülsten! Glauben Sie, daß Sie’s schaffen werden?«
    »Ich hoffe, ja. Denke immer noch, daß es nur das alte Spiel ist, um den Preis möglichst hoch zu treiben. Man tut so lange unnahbar, bis genug geboten wird, und dann schlägt man zu. Wenn es gut geht, kann ich ihn bei meinem nächsten Besuch in Port Said in der Tasche haben.«
    »Dann gehe ich nach Ägypten«, fuhr Morton dazwischen.
    Mac Andrew sah den Holländer prüfend an. »Sie sehen so aus, van Holsten, als ob Sie noch andere Neuigkeiten auf Lager haben. Täusche ich mich oder ist’s so?«
    »Sie haben recht, Mac Andrew.« Van Holsten warf sich in den Sessel zurück. »Gentlemen, ich sehe neue große Möglichkeiten für unser Geschäft, die wir bisher unbegreiflicherweise übersehen – jedenfalls noch nicht ausgenutzt haben.«
    Gespannt blickten ihn seine beiden Partner an.
    Eine Weile ließ er sie warten, dann fuhr er fort: »Gentlemen, haben Sie jemals die Tatsache in Ihre Rechnung einbezogen, daß das diplomatische Gepäck – darunter versteht man das Gepäck aller diplomatischen Vertreter vom Gesandten bis zum letzten Konsulatsbeamten – exterritorial ist? Haben Sie jemals den Umstand benutzt, daß dieses Gepäck jede Zollschranke unkontrolliert und ungeöffnet überschreitet? Wenn Sie’s bisher nicht getan haben, Gentlemen, dann haben Sie sich viel entgehen lassen.«
    Morton lachte spöttisch auf. »Feiner Gedanke von Ihnen, van Holsten! Der deutsche Botschafter in Paris wird großen Wert darauf legen, für uns Heroin aus Gorla in seinem Gepäck nach Frankreich mitzunehmen.«
    Mac Andrew zuckte die Achseln. »Eine Möglichkeit wär’s vielleicht. Aber ich fürchte, die Sache wird viel teurer als unsere bisherigen Verfahren.«
    »Falsch, Mac Andrew, ganz falsch!« fiel ihm van Hülsten ins Wort. »Natürlich an den deutschen Botschafter, den Morton hier nannte, dürfen wir dabei nicht denken. Aber die exotischen Herrschaften, diese Konsuln und Gesandten von China und Afghanistan und Beludschistan und Konkaragua und was weiß ich sonst noch, die sitzen da in den Hauptstädten und bekommen ihr Gehalt teils gar nicht und teils nur sehr bruchstückweise. Die sind auf Nebengeschäfte angewiesen und zu billigen Preisen zu haben, besonders jetzt, wo der Verkauf von allerlei exotischen Würden an titelsüchtige Narren anfängt schlechter zu gehen.«
    Mac Andrew unterbrach ihn. »Das ist nicht uninteressant, was Sie uns erzählen, van Holsten. Sie haben in der Tat recht. Darauf läßt sich vielleicht ein neues großes Geschäft begründen. Haben Sie in der Angelegenheit schon etwas unternommen?«
    »Yes, Sir, ich habe mit dem Vertreter von Beludschistan in Alexandria Fühlung genommen. Der Mann ist mit Vergnügen auf meine Vorschläge eingegangen. Seine Kuriere können auf ihren Reisen durch Deutschland jedesmal bequem einen Zentner mitnehmen.«
    »Wie oft?« unterbrach ihn der Chef.
    »Gegenwärtig kommt nur jeden Monat ein Kurier. Wenn es sich lohnt, kann auch jede Woche einer reisen.«
    Mac Andrew griff nach einem Blatt Papier und warf Zahlen darauf. »Vier Zentner im Monat. Ein Posten, der nicht zu verachten ist.«
    »Besonders deshalb nicht, Mac Andrew, weil dieser Mann aus Beludschistan nur einer von vielen ist. Es gibt Dutzende von der Sorte, mit denen wir das gleiche Geschäft machen können.«
    Mac Andrew rechnete auf dem Blatt weiter. »Es käme auf die Kosten an, van Holsten. Was verlangt der Mann aus Beludschistan dafür?«
    »Es ist bescheiden, Mac Andrew. Für das, was mit dem jetzigen Kurierdienst geht, nur zehn Prozent des Verkaufswertes. Wenn er den Dienst unsertwegen verstärkt, müssen wir allerdings noch etwas zu den Kosten beitragen.«
    »Wieviel, van Hülsten?«
    »Ich habe ihm fünfzehn Prozent vorgeschlagen. Dann ist’s für uns eine glatte Rechnung, und er kann uns nicht mit allerhand Sonderspesen kommen.«
    Wieder raschelte der Bleistift in Mac Andrews Hand über das Papier. »Well, van Hülsten, das Geschäft können wir machen. Bringen Sie mit dem Mann alles ins reine, sobald Sie wieder in Ägypten sind. Versuchen Sie bei der Gelegenheit noch andere ähnliche Verbindungen zu bekommen! Ich werde Ihr Konto in Kairo noch

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