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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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die sie vorher als Gefangene gegangen waren.
    In der langen, steinbelegten Galerie, in der die Restaurierungs- und Bauarbeiten im Gange waren, brannte eine einzige Lampe. Die leere Kapelle unter ihnen war pechschwarze Finsternis. Vorsichtig suchten sie sich den Weg durch das verstreute Geröll und das Durcheinander der Bauwerkzeuge. Modesty hielt an dem massiven, auf Walzen stehenden Eimer inne, an der Stelle, wo das Geländer entfernt worden war.
    «In der Küche wird ein Wächter sein, Willie», flüsterte sie. «Wenn wir fast dort sind, stell die Kiste nieder und nimm den Kerl auf deine Art. Ich will den Revolver nicht benützen, nicht, solange wir eine Chance haben, die leise Methode beizubehalten.»
    «In Ordnung.»
    Sie wollte sich eben umdrehen, als sie erstarrte und an Willie vorbeisah.
    «Ha!» stieß Mrs. Fothergill hervor.
    Das Licht schimmerte auf ihrem hellen Haarschopf.
    Sie stand sechs Schritte entfernt, die Daumen in den Gürtel ihrer zerknitterten Hose gesteckt. Die kleinen Augen leuchteten in einer fast fiebrigen Erregung, und ihre Unterlippe hing schlaff herunter. Sie trug keine Waffe.
    Willie drehte sich mit der Kiste auf der Schulter langsam herum. Er verfluchte sich in stummer Wut, daß er sie auf der falschen Schulter hatte. Nur sein linker Arm war frei, aber die Messer waren an der linken Brustseite der Windjacke. Ein schnelles Hervorziehen war ausgeschlossen.
    Mrs. Fothergill sah Modesty an. «Ein Schuß, und du bist erledigt, Herzchen», sagte sie grinsend. «Wir wären nicht länger allein. Und rühr dich ja nicht. Ich kann verflucht brüllen wie ein Stier.»
    Langsam ließ Modesty den Revolver sinken. «Aber Sie werden nicht brüllen», sagte sie leise. «Was wollen Sie?»
    Mrs. Fothergill fuhr sich mit der Zunge um die feuchten Lippen. Ihre Augen glühten. «Dich», sagte sie plötzlich, immer noch grinsend. «Auf diese Weise bekommst du eine Chance. Und mich plärrt Gabriel dann nicht mehr an.»
    Modesty berührte Willies Arm, die Augen auf Mrs. Fothergill gerichtet. «Geh in die Küche voraus weiter.»
    Die Frau nickte. «Tu das, Sonnyboy. Ich bin dann hübsch aufgewärmt, wenn du zurückkommst. Sagen wir fünf Minuten, damit ich es nett und langsam machen kann.» Sie deutete mit dem Kopf zur Tür, fünfzig Schritte entfernt am Ende der Galerie. «Du läßt dich dort sehen, bevor ich fertig bin, oder ich brülle, daß dieser Steinhaufen zusammenfällt.»
    Willie stand still.
    Modesty sagte. «Geh.» Ihre Stimme war schneidend.
    «Räum die Küche auf, Willie.»
    Er ging die lange Galerie hinunter und verschwand.
    Modesty bückte sich, Mrs. Fothergill dabei beobachtend, und ließ den Revolver über den Boden in einen Geröllhaufen rutschen.
    «So ist’s brav», sagte Mrs. Fothergill beifällig und bewegte sich in Tennisschuhen leicht auf den Fußballen vorwärts.
    Modesty faßte den Kongo fester. Ihre Beine waren gegrätscht, die Knie leicht gebeugt, die Hände in Brusthöhe. Sie überging einige einleitende Finten und wartete. Gegen das zusätzliche Gewicht des Frauenzimmers war es am besten, auf Abwehr statt in Angriff zu gehen.
    Mrs. Fothergill kam mit der schnellen, wippenden Fußarbeit eines Boxers auf Distanz, schwang dann plötzlich herum und hieb seitlich mit einem Fuß zu. Es war schnell, erschreckend schnell. Modestys Schritt beiseite ließ den Fuß gerade noch an ihren Rippen vorbeigehen; sie schoß vor und schlug mit dem Kongo zu, auf die Halsseite zielend. Ihr Handgelenk fuhr heftig gegen die harte, schwielige Kante einer schwingenden Hand, und der Anprall zitterte schmerzend durch ihren Arm zur Schulter, als sie zurücksprang.
    Der Kongo fiel zu Boden, und Modesty zog sich mit kleinen, schlurrenden Schritten zurück, die betäubten Finger bewegend, um Leben in sie zu bringen.
    Mrs. Fothergill folgte ihr schnell und schlug wieder mit einer spatenartigen Hand zu. Modesty duckte sich drehend und fing das Handgelenk auf, sich aufbäumend, um dem schweren Körper Schwungkraft zu verleihen.
    Sie fiel zurück, ihr Fuß schoß zu einem Magenstoß vor, aber Mrs. Fothergill gab weich nach, statt dem Ruck zu widerstehen, und warf sich mit einer Rolle hoch über die Reichweite von Modestys Fuß. Es war eine großartig schnelle Reaktion und ein bemerkenswertes Stück turnerischen Könnens.
    Der Griff nach dem Handgelenk war damit gebrochen. Mrs. Fothergill landete auf den Füßen und wirbelte herum. Während sie das tat, rollte sich Modesty seitlich und kam aufrecht hoch. Mrs.

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