Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
gesagt haben, sie würden ihr Blut für uns geben, wenn die Zeit kommt. Freiwillige jeder Hautfarbe, Rasse und Abstammung. Wir aber beten, daß diese Armee niemals eingesetzt werden müsse. Daß unser Volk seine Ketten abwerfen möge ohne Blutvergießen und daß die Aggressoren unter dem Gewicht ihrer eigenen Schuld zu Fall kämen.»
    Der Beifall war nun allgemein.
    Tarrant, der durch das Guckloch blickte, hielt den Atem an, denn als der indische Student sich setzte, erhob sich der gewichtige Willie Garvin mit seiner Stoffkappe auf dem Kopf. Tarrant runzelte einen Moment die Stirn, beruhigte sich aber gleich wieder. Es war vollkommen richtig. Genosse Bloggs würde niemals eine Gelegenheit vorübergehen lassen, ohne sich selbst reden zu hören.
    «Herr Vorsitzender», die Stimme klang barsch und abrupt, «als Angehöriger des englischen Proletariats möchte ich hier in dessen Namen sagen, daß Sie auf unsere einhellige Unterstützung zählen können. Ich habe die Absicht, diese Angelegenheit bei der nächsten Sitzung unserer Gewerkschaftssektion zu unterbreiten, bei der ich die Ehre habe, eine Position von nicht geringem Einfluß zu bekleiden. Ich werde keinen Stein unbewegt lassen, um meine Genossen dazu zu bringen, beim nächsten Kongreß einen Antrag vorzulegen, damit jeder Versuch unterstützt werde, der darauf abzielt, die dekadente und kriegslüsterne Clique zu stürzen, die das Volk von Kuwait gegenwärtig unter ihrem eisernen Absatz hält.» Willie blickte mit herausfordernder Zufriedenheit in die Runde, fuhr mit einem Finger über den ungepflegten Schnurrbart und nahm wieder Platz.
    Der grauhaarige Parlamentsabgeordnete sagte: «Äh … danke sehr.»
    Genosse Bloggs stieß mit dem Ellbogen seine Frau an. Sie begann zu klatschen. Der Beifall wurde vereinzelt aufgenommen, verlor sich aber rasch.
    In der Vorführkabine warf Boothroyd verstohlene Blicke auf seinen Chef. Er war ein junger Mann, der noch auf einer ganz unteren Sprosse der Hierarchie des Geheimdienstes stand. Bis zu diesem Abend war Sir Gerald Tarrant für ihn kaum mehr als bloß ein Name gewesen, ein himmelhoch entferntes Wesen, von dem die älteren Jungs mit höheren Dienstgraden manchmal als dem ‹Baron› oder dem ‹Häuptling› sprachen.
    Er war ein annehmbarer alter Bursche, fand Boothroyd und hätte gerne gewußt, was ihn bloß jetzt so erheiterte.
    Tarrant stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt neben dem Guckloch, hatte die Augen halb geschlossen und ein kleines, verträumtes, amüsiertes Lächeln auf seinen Zügen. Er memorierte die Szene, memorierte Willies Worte, um sie später seinem Assistenten Jack Fraser wiedergeben zu können.
    «… ‹die das Volk von Kuwait gegenwärtig unter ihrem eisernen Absatz hält›», dachte Tarrant belustigt.
    «Jack wird das gefallen. Aber du lieber Himmel, wie kann Modesty bei alldem bloß ernst bleiben?»

5
    Der Lift hielt an, und die Türen glitten auseinander.
    Tarrant betrat die Halle und blieb sofort wieder stehen.
    Weng stand vor ihm, einen Finger auf die geschürzten Lippen gepreßt. Tarrants Augenbrauen hoben sich fragend. Weng nahm ihm Hut und Schirm ab und deutete mit einem unterdrückten Lachen quer durch die Halle zu dem großen, anschließenden Wohnraum.
    Die raffinierte Beleuchtung brachte die Hauptfarben des Interieurs, Schwarz, Weiß und Gold, besonders gut zur Geltung. Die herrlichen Teppiche, die immer eine besondere Saite in Tarrants Innerem zum Klingen brachten, muteten an wie verstreute Lachen von reichen, glühenden Farben.
    Modesty Blaise kroch mit einer Binde über den Augen auf Händen und Knien herum. Sie trug jetzt eine dunkelgrüne Seidenhose und dazu eine ärmellose, tief ausgeschnittene Bluse aus schwarzer Seide. An den Füßen hatte sie offene goldene Sandalen. Das Haar war wieder zu einem Knoten auf dem Scheitel aufgesteckt.
    Der einzige Schmuck, den sie trug, war ein schweres Armband aus herrlich geschliffenem Jett. Tarrant wußte, daß sie die Steine in der komplett ausgestatteten Steinschneidewerkstätte, die in einem der kleineren Räume der Dachgartenwohnung untergebracht war, selbst geschliffen hatte.
    Wahrlich, bei dieser Figur konnte sie sich eine Hose erlauben, dachte Tarrant. Selbst während sie da neben einem der Barcelona-Sessel kauerte, sah sie gut in der Hose aus. Sie hielt den Kopf hochgehoben und lauschte angestrengt. In der einen Hand hatte sie eine zusammengerollte Zeitung.
    Am anderen Ende des Wohnzimmers kauerte Lucille in einem rosafarbenen

Weitere Kostenlose Bücher