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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Mittel, Nadel und Faden sowie ein Fläschchen mit flüssigem Verband bereit. Seine Bewegungen waren jetzt schnell und präzise. Dann, nachdem er sich mehrere Minuten lang die Hände gewaschen hatte, tauchte er die Finger in das Antiseptikum.
    «Es war nur ein kleiner Einschnitt», sagte Modesty.
    «Die Narbe wird kaum mehr zu sehen sein. Aber ich kann dir genau sagen, wo du schneiden mußt.»
    Sie stellte den Badehocker vor sich hin, kniete nieder, ließ den Schlafrock von den Schultern gleiten und beugte sich vor, bis ihr entblößter Oberkörper auf dem Hocker lag. Dann fuhr sie mit der linken Hand ihren Rücken hinauf und markierte mit dem Daumennagel eine Stelle unter dem linken Schulterblatt.
    «Hier ist es, Willie. Hier muß der Einschnitt sein.»
    Er wusch die angegebene Stelle mit dem Desinfektionsmittel und befühlte sie dann vorsichtig. Nach einigem Suchen sagte er: «Ich spüre etwas. Die Kapsel ist weiß, sagtest du?»
    «Ja, weiß.» Sie richtete sich auf den Knien auf und legte die Hände in den Schoß. «Nur noch drei Minuten, Willie.»
    Er setzte sich auf den Rand der Wanne, wobei er darauf achtete, mit seinen sterilisierten Händen nicht an seine Kleidung zu streifen. Nach und nach wurde Modestys Atemrhythmus langsamer. Ihr Blick wurde seltsam fern, und nach zwei Minuten atmete sie so flach, daß es fast nicht mehr zu merken war. Nach der dritten Minute war sie reglos wie eine Statue, doch ohne Starre. Sie befand sich im Zustand völliger Betäubung. Willie Garvin beugte sich vor und untersuchte ihre Augen. Die Pupillen waren unnatürlich geweitet. Er schirmte sie mit der Hand gegen das Licht, konnte aber keine Reaktion feststellen. Zufrieden legte er Modestys reglosen Körper neuerlich so, daß die Brust auf dem Badehocker ruhte. Dann griff er nach der Rasierklinge und konzentrierte sich völlig auf das, was nun zu tun war.
    Der erste behutsame Schnitt hinterließ eine dünne rote Linie. Willie schnitt tiefer, tupfte mit der freien Hand die Wunde ab und schnitt dann ein drittes Mal, diesmal durch die Fettschicht unter der Haut. Die Inzision war keine drei Zentimeter lang. Das Blut floß nur spärlich und langsam, denn Modestys Puls war durch die autosuggestive Betäubung auf ein Drittel seiner Normalfrequenz reduziert.
    Das Entfernen der Kapsel verlangte bessere Sicht als das Einsetzen. Willie legte die Rasierklinge zurück in die Desinfektionsschale und spannte die Wundränder mit zwei Verbandpflastern auseinander. Jetzt konnte er die Muskelfaserung unterscheiden. Es würde nicht schwer sein, sie in der Längsrichtung zu teilen, sobald erst die richtige Stelle gefunden wäre. Schweiß trat auf Willies Stirn, während er vorsichtig mit der Schere zu probieren begann, deren Spitzen weniger scharf und gefährlich waren als die Rasierklinge.
    Nein … die Kapsel war etwas weiter links, er konnte sie jetzt fühlen. Er zog das Instrument zurück, tupfte die Wunde abermals aus und senkte dann die leicht geöffnete Schere von neuem in das rosa Gewebe. Zwischen die klaffenden Fasern sah er die Kante von irgend etwas Weißem. Erleichterung überkam ihn. Er verlängerte den Schnitt, hielt die Schere mit der einen Hand offen und griff nach der Pinzette. Jetzt galt es, die tödliche Kapsel mit äußerster Vorsicht zu entfernen, ohne sie zu beschädigen. In diesem Moment hätte er ein Auge für eine stumpfe, gekrümmte Spatel oder eine geeignete Zange gegeben.
    Zweimal rutschte er mit der Pinzette ab, wagte aber nicht, sie fester anzusetzen. Doch als er zum drittenmal abrutschte, bewegte sich die Kapsel. Jetzt konnte er kräftiger zufassen … Schließlich hatte er es geschafft.
    Die kleine weiße Todeskapsel lag unbeschädigt auf Modestys gebräuntem Rücken. Willie warf das Ding ins Waschbecken und entfernte die beiden Wundpflaster. Jetzt noch antiseptischen Puder, zwei kleine Nähte mit dem Nylonfaden und dann den flüssigen Verband.
    Nichts sonst.
    Willie Garvin ließ sich auf die Fersen zurückfallen und trocknete sich die Stirn mit einem Handtuch. Er wickelte die Tupfer und das gebrauchte Verbandpflaster in Toilettenpapier und spülte alles durch das WC.
    Dann wusch er sich erneut die Hände und packte seine Erste-Hilfe-Kassette wieder ein. Die Operation war nicht der Rede wert gewesen, und man würde Modestys Schulter kaum etwas anmerken. Dennoch war das Ganze für Willie weit anstrengender gewesen als einst die Entfernung eines Geschosses, das tief in ihrem Schenkel gesteckt hatte. Angewidert blickte er

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