Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel
Flossen hätte. Aber wie dem auch sei, er hat eine spezielle Methode, uns die Haie vom Hals zu halten. Jetzt kann ich es ja sagen. Blut zieht sie an – und deine Hand hat anfangs ganz schön geblutet.»
Mehrere Ruderschläge lang kam keine Antwort.
Schließlich sagte Willie mit einer Stimme, der Modesty den Schauder noch anhörte: «Haie! An die hab ich gar nicht gedacht!»
Er sah die gleichmäßige Bewegung ihrer Schultern vor sich und hörte sie lachend antworten: «So wie ich nicht an die Minen gedacht hab. Eigentlich war es ein ganz guter Tag, Willie.»
19
Dall rüttelte Willie Garvin wach, wartete, bis er sich aufgesetzt hatte, stellte dann ein beladenes Tablett auf seinen Knien ab und nahm auf einem der beiden Stühle in der kleinen Kabine Platz. Es war am späten Nachmittag, elf Stunden, nachdem Modesty und Willie an Bord der vor Anker liegenden
Samarkand
gekommen waren, und zehn Stunden, seit sie sich schlafen gelegt hatten.
Willie betrachtete zuerst das riesige Steak mit Spiegeleiern und die dampfende Kaffeekanne, dann blickte er zu Dall auf und grinste ihn breit an. «Hallo, du verdammter alter Billionär. Recht hübsch, dieses Leben, nicht wahr?»
Dall zündete sich eine Zigarre an. «Bis jetzt», sagte er. «Und genau darüber möchte ich mit dir sprechen. Können wir Modesty von ihrem Vorhaben abbringen?»
«Nein.» Willie schnitt sich einen Bissen vom Steak und schüttelte den Kopf. «Damit brauchst du gar nicht erst anzufangen. Wenn wir die Bande mit deinen sämtlichen Jungen angreifen, ist Steve Collier ein toter Mann. Erst einmal müssen wir ihn von seiner Kapsel befreien.»
«Es haben schon so viele in dieser Sache dran glauben müssen», sagte Dall ruhig. «Collier wäre der letzte – und auch das nur, wenn Seff auf den Knopf drückt.
Willst du zwei Leben für eines riskieren?»
«Collier ist ein Freund.»
«Von dir?»
Willie blickte auf. «Von Modesty. Ein sehr enger Freund.»
«Ach so.» Dall zog an seiner Zigarre. Bisher war er nur besorgt und unruhig gewesen. Jetzt ärgerte er sich.
«Tut mir leid, ich wollte dich nicht über Modestys Privatleben aushorchen.»
«Mein Gott, John, hat sie jemals ein Geheimnis aus einer Sache gemacht?»
Dall lächelte gezwungen. «Tut mir schon wieder leid. Eine Anwandlung von Eifersucht. Zu blöd.» Er überlegte eine Weile und sagte dann: «Meine Eignung zum Helden verdient bestenfalls Note Vier minus. Aber wenn ich an Colliers Stelle wäre, würde ich mich lieber selbst meiner Haut wehren, als Modesty die ihre riskieren zu lassen. Und dich natürlich auch», fügte er aus Höflichkeit hinzu.
Willie winkte freundlich ab. «Was du tun würdest, ist jetzt ziemlich gleichgültig», sagte er. «Jetzt sind wir am Zug. Und wie! Seff glaubt, daß wir beide tot sind, das heißt für uns soviel wie mit gezinkten Karten spielen. Außerdem möchte sie auch Luzifer herausholen.»
«
Was
sagst du da?» Dall erhob sich.
Von der Tür her kam Modestys Stimme. «Ganz richtig. Wie geht’s dir, Johnnie?»
Sie trug einen Männerpyjama, der ihr zu groß war.
Dall wußte, daß sie ihn nur statt eines Schlafrocks übergezogen hatte, denn sie schlief stets nackt. Ihr Haar war in zwei Zöpfe geflochten, ihr Gesicht frisch gewaschen und ohne Make-up, die Augen blickten lebhaft und munter. Außerdem war sie die einzige Frau auf der Welt, die ihn manchmal Johnnie nannte.
«Danke, gut», sagte Dall. Er warf die Zigarre aus dem Bullauge, nahm Modesty in die Arme und küßte sie heftig.
Willie Garvin nickte. «Es geht nichts über einen Millionär», sagte er bedeutungsvoll und wandte sich wieder seinem Frühstück zu.
Als Dall Modesty wieder zu Wort kommen ließ, sagte sie: «Paß auf meinen Rücken auf.»
«Mein Gott, das hab ich ganz vergessen.»
«Ich hab sowieso nichts gespürt. Euer netter Doktor hat kaum hingesehen und gesagt, daß alles in Ordnung ist.» Sie setzte sich auf die Koje. «Warum bekommt Willie ein Frühstück und ich nicht? Ich bin genauso hübsch wie er.»
«Ich dachte, du schläfst noch. Werd dir gleich etwas kommen lassen.»
Als Dall auf die Tür zuschritt, sagte sie: «Fünf Minuten lang kann ich’s noch aushalten. Du hast doch vorhin Luzifer erwähnt.»
Dall hielt inne. Unwillkürlich griff er nach einer neuen Zigarre, zündete sie an und setzte sich. «Du hast eine verwirrende Taktik», sagte er. «Ich kenn das – mach es ja selber so. Zuerst dein Rücken, dann das Frühstück, jetzt Luzifer –»
Sie hielt an sich, um nicht
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