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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Fingern Blut hervorsickerte. Die Moros hatten begeistert aufgeschrien, aber jetzt war es still, so still, daß Collier sogar das Keuchen des 40 Schritt entfernt stehenden Willie vernehmen konnte.
    Der stürzte noch immer nicht. Seine schmerzerstickte Stimme kam klar und deutlich. «Warum hast du’s auf die langsame Tour gemacht …!» Erbitterter Vorwurf klang aus seinem Aufschrei.
    Willie Garvin drehte sich herum. Wankend und stolpernd ging er, im Todeskampf taumelnd, an den Rand des Kliffs. Keiner rührte sich. Willie kippte über den Absturz und fiel, mit dem Kopf voran, in die Tiefe.
    Modesty ließ die Revolverhand kraftlos sinken.
    Langsam setzte sie sich in Bewegung, und mit ihr gingen jetzt Seff, Regina und alle anderen auf die Klippe zu. Collier, von Übelkeit gewürgt, spuckte aus, fuhr sich über das verkrampfte Gesicht und folgte ihnen.
    Auf dem feuchten Sandstrand lag Willie Garvin leblos, das Gesicht nach unten. Halb hing sein Körper über einem der kleinen Felsbuckel, welche da und dort aus der ebenen Fläche ragten. Von seinem Gesicht sickerte Blut auf den Stein.
    Mit königlichem Ernst sagte Luzifer: «Jetzt haben Sie es gesehen, Asmodi. Jetzt habt ihr es alle gesehen.»
    Ein Brecher rauschte um die Krümmung der Bucht und erreichte Willies Körper.
    Modesty drehte sich herum und begegnete Colliers Blick. «Ich mußte auf den Körper zielen», sagte sie tonlos. «Ich konnte keinen Kopfschuß riskieren. Unmöglich.»
    Collier wich ihrem Blick aus und sah wieder auf Willie hinunter.
    Jetzt kam ein großer Brecher, erfaßte den leblosen Körper, wirbelte ihn herum und trug ihn über das Floß hinaus, wobei er mit den Gliedmaßen wie mit denen einer zerbrochenen Puppe spielte.
    Dann hatte ihn die starke Strömung im Südarm der Bucht erfaßt. Noch einmal sah Collier einen Schimmer braunen Fleisches, als eine Woge den Körper herumdrehte und ihn über die Moro-Boote hinaus ins freie Meer trug.
    Lächelnd legte Luzifer seinen Arm um Modestys Schultern. «Du brauchst nicht traurig zu sein», sagte er.
    «Seine Zeit war gekommen, in die Unteren Regionen einzugehen. Die Macht und der Entschluß waren mein, Modesty. Du kannst nichts dafür. Du warst nur mein Werkzeug, um Asmodi zufriedenzustellen.»
    Der düster auf die Bucht hinausstarrende Collier sah den Körper eben in den Frühnebelschwaden verschwinden.
    «Ich finde, das hat sie großartig gemacht», sagte er.
    Collier schien der Tag nicht vergehen zu wollen. Er aß kein Frühstück und vertat den Vormittag in einer langen und unbefriedigenden Versuchsreihe mit Luzifer und Bowker. Er war innerlich völlig zerstört. Dabei wußte er, daß Modesty keine andere Wahl gehabt hatte, daß ihr Entschluß nur realistisch gewesen war. Wozu ihr da Brutalität vorwerfen? In dieser Vorhölle von Wahnsinn und Mord war Realität gleich Brutalität.
    Nein, Modesty hatte keine andere Wahl gehabt.
    Höchstens noch jene selbstmörderische, einen oder zwei aus Seffs Gesellschaft mit sich zu nehmen. Es wäre absolut sinnlos, sich darüber zu entsetzen, daß Modesty sich anders entschlossen hatte. Und trotzdem
war
Collier entsetzt.
    Er konnte nur so tun, als äße er zu Mittag, und ließ geistesabwesend die banalen Tischgespräche zwischen Seff und Regina über sich ergehen. Nach dem Essen zogen sich Modesty und Luzifer zurück – zweifellos ins Schlafzimmer.
    Seff beschied Collier zu sich in die Werkstatt und zeigte ihm das Paket Industriediamanten, das man dem von Pluto und Belial eingeholten Behälter entnommen hatte.
    «Die Geschäfte gehen gut, Mr. Collier», sagte Seff nahezu vertraulich. «Und so wird es auch bleiben, wenn wir alle zusammenarbeiten. Natürlich wird es dann und wann Schwierigkeiten geben. Ich nehme an, daß früher oder später jemand einen Explosionskörper
in
einem der Behälter anbringen wird, was natürlich Plutos und Belials Tod bedeuten würde. Aber die Explosion wird keine Spuren hinterlassen, und Mr. García ist mit der Gelehrigkeit der beiden Ersatz-Delphine sehr zufrieden.» Seff hielt die in Ölpapier eingeschlagenen Diamanten empor. «Das sei Ihnen ein Zeichen für die Bedeutung
Ihrer
Arbeit, Mr. Collier. Je genauer Luzifer voraussagt, desto weniger säumige Kunden werden wir haben.»
    Collier sah Modesty erst eine halbe Stunde vor Einbruch der Dämmerung wieder. Er kletterte gerade den Felsenpfad von der Küste hinauf und versuchte sich gegen das Martyrium des in einer Stunde stattfindenden Abendessens zu wappnen. Modesty kam

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