Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
auszuprobieren?»
    Willie grinste. «Hör dir den einmal an. Der reine Eisenfresser.»
    «Nimm das Rohr und klemm dich dahinter, Steve», sagte Modesty. «Zum Schießen kommst du noch früh genug. Wir haben die ganze Nacht vor uns.»
    «Verdammtes Weiberregiment», brummte Collier ärgerlich, aber mit wenig Nachdruck. Willie begann zu lachen.
    Vor dem Haus und auf der Terrasse regte sich nichts.
    «Übrigens», fragte Collier, «wer ist Michael?»
    «Michael?» wiederholte Modesty erstaunt.
    «Ja, Luzifer hat von ihm gesprochen, während ich ihn überredete, die Gasmaske aufzusetzen. Ihr habt damals gerade herumgeschossen, und er hat gesagt: ‹Sie ist mein Michael.›»
    «Gott behüte …»
    Collier nahm den Blick vom Fernrohr und sah, wie Willie, auf die Ellbogen gestützt, von Lachen geschüttelt wurde.
    «Wir wollen auch mitlachen, Willielieb», sagte Modesty.
    «Er meint den
heiligen
Michael.» Willie hatte sich wieder beruhigt. «Den Kerl mit dem Schwert, der Luzifer aus dem Himmel hinausgeschmissen hat, als er revoltieren wollte. Und du tust jetzt dasselbe mit Luzifers Feinden, Prinzessin.»
    Mit Vergnügen bemerkte Collier, daß Modesty noch immer nicht verstand. Dann blickte er auf die reglose Gestalt mit der Gasmaske hinüber. Luzifer saß mit gekreuzten Beinen etwa zwölf Schritt von der Brüstung entfernt. «Na ja, wenigstens macht er uns keine Scherereien.»
    «Ich glaube, er nimmt gar nicht wahr, was um ihn vorgeht», sagte Modesty. «Bowker könnte uns das erklären.»
    «Zugegeben», sagte Collier. «Aber ich weiß auch ohne den Rat eines Seelendoktors, daß man in dieser Lage noch am besten dran ist, wenn man sie nicht wahrnimmt.» Er blickte wieder durch das Nachtglas und fügte dann hinzu: «Trotzdem, es ist komisch,
ich
möchte jetzt gar nicht aussteigen. Wieso eigentlich?»
    «Du hast gar keine Angst?» fragte Modesty.
    Er überlegte und bekannte dann: «Im Moment nicht. Es klingt lächerlich, stimmt aber. Dabei hab ich seit Sylt ununterbrochen Angst gehabt – bis heute.»
    Modesty holte die flache Schachtel aus der Sanitätstasche, öffnete sie, leuchtete mit der Stablampe hinein und sagte: «Schau her, Steve.»
    Er beugte sich nieder und sah: in der einen Ecke der Schachtel lag eine winzige Wachstuchrolle. Modesty öffnete sie mit der Lampe, so daß Collier die Kapsel sehen konnte. Sie hatte sich verändert. Seff hatte auf den Knopf gedrückt. An einem Ende war nun eine kleine, unregelmäßige Öffnung, deren Ränder wie durch innere Hitze abgeschmolzen waren. Modesty gab der Kapsel einen leichten Stoß, und ein weißes, im Strahl der Lampe glitzerndes Pulver rann heraus. Sie schaltete aus und schloß die Schachtel.
    «Und das hast du die ganze Zeit in dir herumgetragen. Kein Wunder, daß du jetzt über die Angst hinaus bist.»
    Collier nickte. Zwar wußte er, daß er keineswegs über die Angst hinaus war, aber er verstand, was Modesty meinte. Mit der Angst war es wie mit dem Schmerz. Ein Abszeß war ein irgendwie schmutziger Schmerz. Sobald man ihn aufschnitt, war der kleinere Schmerz des Schneidens fast willkommen. Wahrscheinlich fürchtete sich Collier auch jetzt noch, aber es war eine saubere, gesunde Angst, nicht nur graduell, sondern ihrer Art nach verschieden von dem Grauen, das ihm die Giftkapsel verursacht hatte.
    «Wahrscheinlich wird es noch eine Weile dauern, bis sie etwas Neues unternehmen», sagte Willie. «Aber ich gehe wohl besser wieder auf meinen Posten.» Er rückte sich den Seesack mit den Handgranaten ein wenig zurecht und kroch dann davon.
    «Wir wollen jetzt beide Flügel kontrollieren, Steve», sagte Modesty.
    Aber in der Umgebung des Hauses war es ruhig, und drei Minuten später ließen sie sich von neuem an der Vorderseite nieder.
    «Meiner Rechnung nach müssen wir schon ungefähr die Hälfte unserer Gegner außer Gefecht gesetzt haben», sagte Collier. «Wobei das ‹wir› natürlich nicht wörtlich gemeint ist.»
    «Manche werden nur leicht verwundet sein.»
    «Stimmt. Also sagen wir, ein Drittel.»
    «Ungefähr.»
    «Könnten wir nicht unter dem Schutz einiger Tränengasbomben zu jener Bucht zu gelangen versuchen, wo ich ursprünglich mit Luzifer auf euch warten sollte? Ich meine, wir könnten dort die Ankunft Dalls und seiner Männer abwarten.»
    «Nein. Wir haben hier eine günstige Stellung. Wir haben ihnen schon eine Menge Schaden zugefügt und können noch viel mehr anrichten, solange sie uns angreifen. Der Durchbruch zur Bucht hieße das Leben aufs Spiel

Weitere Kostenlose Bücher