Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel
aufrecht, hatte seine AR-15 in der Hand und stellte sie auf Schnellfeuer ein. Er zog durch, und das Gewehr schütterte gegen seine Schulter, während er auf das aufblitzende Mündungsfeuer über dem Damm zielte. Er verspürte nichts mehr als Zerstörungswut und achtete kaum der Kugeln, die an ihm vorbeipeitschten.
Schließlich hatte er seine Munition verschossen. Er fluchte zusammenhanglos vor sich hin.
«Das Scheißgewehr streikt. Was ist los? Mein Gott, natürlich das Magazin ist leer. Wo hab ich nur die Reserve –»
Jemand zog ihm die Beine weg. Der Schnitt in seinem Rücken verursachte ihm beim Fallen einen stechenden Schmerz.
Willie Garvin drückte Collier mit aller Gewalt zu Boden.
«Bleib unten, oder ich schlag dich nieder», sagte Willie wutschnaubend. «Hast du verstanden?»
Collier nickte mühsam. Seine Wut war plötzlich verraucht, und er fühlte nur Übelkeit und Angst. Willie ließ ihn los und sagte: «Schau, daß du wieder ans Fernrohr kommst, und ruf mich, sobald unten was los ist.» Damit wandte er sich ab und kniete sich über Modesty.
Er tastete nach der Halsschlagader und fühlte den Puls.
Nun schien er ein wenig erleichtert. Sorgfältig untersuchte er Modestys Körper und dann ihren Kopf.
Eine Hälfte des geschwärzten Gesichtes war nun blutüberströmt. Willie entnahm seiner Tasche ein Verbandspäckchen, riß es mit den Zähnen auf und begann das Blut abzuwischen.
«Ist es schlimm?» fragte Collier.
«Weiß noch nicht.» Willie warf ihm einen wütenden Blick zu. «Verdammt noch mal, schau, daß du an dein Fernrohr kommst. Wird’s bald!?»
23
«Das wird brennen wie eine Fackel», sagte Bowker.
«Der ganze Oberstock ist mit Benzin getränkt.»
Seff schloß den Deckel seines gepolsterten Koffers, worin die Marionetten und das Paket Industriediamanten verwahrt waren, und sperrte die Schlösser sorgfältig ab, ehe er sich Bowker zuwandte. «Möchten Sie das nicht genauer formulieren, Dr. Bowker? Wir müssen auch weiterhin systematisch denken, selbst unter schwierigen Bedingungen.»
Bowker war wütend, das Hemd klebte ihm am Körper, und er stank nach Benzin. Die steigende Panikstimmung hatte seine Nerven bis zum Zerreißen gespannt, und das Kinn zitterte ihm, während er abgehackt weitersprach.
«Der Oberstock ist mit Benzin überschwemmt. Eine Lunte aus benzingetränkten Tüchern führt ins Erdgeschoß. Wish hat mit seinen Moros das Haus umstellt.
Sobald wir das Signal für Feuerschutz geben, zünden wir die Lunte an und machen uns davon.»
«Klingt recht zufriedenstellend.» Seff zog eine Schublade auf und entnahm ihr zwei automatische Brownings .380. «Dürfte ich Dr. Bowker eine Frage stellen, Seffy …?» sagte Regina verschämt.
«Gewiß, meine Liebe, gewiß.»
Regina blickte Bowker an. «Ich überlege, ob Sie auch die Fenster im Oberstock geöffnet haben, damit alles gut brennt.»
«Im Gegenteil, ich habe die Fenster geschlossen», sagte Bowker mit hochgeschraubter Stimme. «Was braucht es denn da noch Zugluft, bei 500 Liter Benzin in einem ausgedörrten Haus, verdammt noch einmal.
Und mit dem Rauch aus den Fenstern wollen wir ihnen auf keinen Fall Deckung verschaffen.» Seine Stimme wurde noch höher. «Das war doch die Idee, eine riesige Esse anzuheizen, so daß die auf dem Dach wie auf einer Herdplatte rösten. Das wird dieses Gesindel schon vertreiben, und wir putzen sie weg, sobald sie herunterklettern.» Seine Stimme überschlug sich und wurde fast schreiend. «Zufrieden – du altes Rabenaas?»
Beschwichtigend hob Seff die Hand. «Ich glaube, meine Liebe», sagte er, «daß Dr. Bowker in dieser Angelegenheit die richtigen Schritte unternommen hat, obwohl du dich natürlich vollkommen zu Recht versichern wolltest, wie und warum er sie getan hat.» Seff lächelte seiner Frau zähnebleckend zu, hob den Browning und schoß Bowker zweimal durch die Brust.
Mit steifen Beinen kippte der Getroffene hintüber und blieb mit ausgebreiteten Armen liegen. Seine Hände verkrampften sich, ein Stöhnen entrang sich seiner Brust, dann war es vorüber.
«Oh, was für ein schrecklicher Mensch, Seffy», sagte Regina errötend. «Hast du gehört, was er da eben –»
«Denk nicht länger daran, Liebste», versuchte Seff sie zu beruhigen. «Weißt du, man muß die Leute nehmen, wie sie sind; obwohl auch ich Dr. Bowkers Entgleisung zutiefst bedauere, muß man doch zugeben, daß er uns lange Zeit recht nützlich gewesen ist. Aber wie dem auch sei, nun ist er es nicht länger,
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