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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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entnahm ihr ein Brett und ein Kistchen mit Schachfiguren. «Ich denke, wir werden Gabriel bis zum Morgengrauen gefunden haben», sagte er. «Wenn wir Glück haben, schon früher.
    Aber nicht so bald.»
    Er streckte ihr beide geschlossenen Hände hin. Sie tippte auf die rechte, und er öffnete sie, um einen weißen Bauern vorzuzeigen. Er drehte das Brett herum, und sie begann, die weißen Figuren aufzustellen, während er die schwarzen ordnete. Ihre Bewegungen waren exakt und sehr beherrscht.
    «Ein verdammter Lügner sind Sie, Garvin», sagte McWhirter lebhaft.
    «Ja, das weiß ich», pflichtete Willie ihm bei und bemühte sich, das dumpfe Dröhnen in seinem Kopf zu vergessen. «Ich könnte Ihnen den halben Aktienanteil am Panama-Kanal andrehen, McWhirter, weil Sie ein blöder Trottel sind. Ich könnte Ihnen jetzt eine Geschichte erzählen, die Sie glatt schlucken würden. Aber Modesty Blaise würde das nicht gefallen.»
    «Was soll das heißen, Bursche?»
    «Wir arbeiten nach einem bestimmten Prinzip», erklärte Willie geduldig. «Wenn einer von uns festgenagelt wird, wie es jetzt bei mir der Fall ist, und jemand will, daß man singt, dann singt man sofort. Man muß es früher oder später ja doch tun. Ich meine – niemand hält es mit einer Kerze unter den Zehen lange aus. Außer in Filmen.»
    «Eine Kerze», echote McWhirter vergnügt. «Also das ist wirklich eine Idee.»
    «Zwei Minuten, schätze ich», sagte Willie mit einem Kopfnicken. «Dann spuckt man alles aus. Warum dann überhaupt erst heiße Zehen kriegen?»
    «Vielleicht, um einen alten Freund ein bißchen zu unterhalten?»
    «In einem Hotel ist das ’n bißchen riskant», erwiderte Willie zweifelnd. «Ich würde brüllen wie ein Stier.»
    «Das wäre zu bedenken. Aber das Hotel ist halb leer, verstehst du? Wir könnten dir einen Klebestreifen über den Mund pflastern, und dann kannst du ja nicken, wenn du so weit bist, daß du reden willst. Ach ja, ich bin überzeugt, wir könnten diese Kleinigkeiten schon bewerkstelligen.»
    «Ich habe schon geredet.»
    «Ja, ja. Aber wir könnten’s ja mal mit der Kerze versuchen und sehen, ob die Geschichte noch dieselbe ist.»
    McWhirters Stimme klang einladend, wie wenn er jemand einen Vorschlag zur Genehmigung unterbreitete.
    «Es wäre nicht dieselbe Geschichte», erklärte Willie mit einem entschuldigenden Beiklang in der Stimme.
    «Sie rösten meine Zehen, um eine andere Geschichte zu hören, und die werden Sie von mir verdammt schnell bekommen. Dann müssen Sie überprüfen, ob sie stimmt, und werden zu guter Letzt feststellen, daß sie falsch ist. Verdammt noch mal, Sie können doch das, was ich Ihnen gesagt habe, in einer Viertelstunde nachprüfen, Sie blöder Bastard.»
    McWhirter schmunzelte und ging mit langsamen, hüpfenden Schritten und auf dem Rücken verschränkten Händen nachdenklich hinaus.
    Eine Stunde war vergangen, seit Willie die Augen geöffnet und festgestellt hatte, daß er auf dem Boden lag, während in seinem Kopf ein Beil einen wilden Trommelwirbel schlug. Ein Arm war frei, der andere mit Handschellen an ein Rohr gefesselt, das in den oberen Teil eines Heizkörpers mündete.
    Es waren Handschellen mit Trommelverschluß. Er könnte sie leicht öffnen, wenn man ihn allein ließe und wenn er an die in der Sohle seines rechten Schuhs versteckten Sonden gelangte; wenn er seiner Schuhe habhaft würde, die sie ihm ausgezogen und zusammen mit seinem Jackett und seinem Hemd in die fernste Ecke des Raumes geworfen hatten.
    McWhirter hatte ihn bis jetzt nur dreimal geschlagen, als er zu sich kam und ehe er sich auf die Füße stellte. Die Schläge waren nicht übermäßig hart gewesen, denn McWhirter war nicht gerade ein Muskelpaket. Sein Siegelring hatte Willie die Wange aufgerissen, und das Ganze hatte nicht dazu beigetragen, seinen schmerzenden Kopf zu bessern, aber das war auch alles.
    Willie fand, daß er bis jetzt Glück gehabt hatte, und wußte, daß er bald weniger glücklich dran sein würde.
    Der Versuch, Zeit zu gewinnen, konnte ein langer und schmerzhafter Prozeß werden und doch zu guter Letzt wenig einbringen. Doch es war die einzige Hoffnung, die er hatte. Modesty würde jetzt nach Gabriel suchen.
    Vielleicht fand sie ihn rechtzeitig. Die Chancen standen etwa zwanzig zu eins.
    Außer Willie Garvin und McWhirter befanden sich noch zwei andere Männer im Schlafzimmer. Einer davon hieß Reilly, lehnte an der Wand und war ein schmalgebauter Mann mit gelblichem Gesicht und einem Mund,

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