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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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gesprochen hatten, war Brunel nicht in ihr Zimmer gekommen, um auf ihr zu liegen. Nur die Stimmen waren da, die in ihrem Kopf ständig dieselbe gräßliche Botschaft wisperten, ihr einhämmerten.
    Zehn Minuten vor dem Frühstück kam Adrian in Jackos Zimmer geschlendert. Das Fenster, das auf den Balkon führte, stand offen. Daneben befand sich ein kleiner Tisch aus Teakholz, den Jacko als Werkbank benutzte. Seine vier Handfeuerwaffen hingen an der Wand über dem Tisch. Darunter stand ein kompakter Werkzeugkasten. Am einen Ende des Tischs war ein Schraubstock befestigt.
    Jacko beschäftigte sich nicht mit seinen Waffen, als Chance hereinkam. Er studierte eine Karte, die vor ihm auf dem Tisch lag. Chance warf ihm eine Zigarette hin, setzte sich in einen Sessel und streckte die Beine von sich. Jacko knurrte zur Begrüßung.
    «Die heutige Scharade für die Blaise», sagte Chance.
    «Hörst du mir zu, Jacko?»
    «Natürlich. Ich könnte eine gute Scharade machen, ihr eine Kugel in den Bauch schießen.»
    «Ich habe eine viel bessere Idee, aber das ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.» Chance lächelte. Er wirkte lässig. «Heute spielen wir Brunels Spielchen.»
    «Nicht nur heute.»
    «Wer weiß. Lassen wir es mal dabei, daß wir ihm heute seinen Willen tun. Wenn sie nachher zum Frühstück geholt wird, behandeln wir sie mit der üblichen altmodischen Höflichkeit. Wir stehen auf, wenn sie ins Zimmer kommt. Wir behandeln sie wie eine Dame.
    Wenn sie eine Zigarette nimmt, reißen wir uns darum, ihr Feuer zu geben. Später macht Brunel mit ihr eine Rundfahrt durch Bonaccord. Das macht sie nervös, weil sie sich fragt, was danach kommt.»
    «Und was kommt?»
    «Zunächst gar nichts. Die sanfte Behandlung geht beim Mittagessen weiter. Dann hat sie lange genug gedauert, daß sie aufzuatmen beginnt. Brunel geht.
    Dann existiert sie plötzlich nicht mehr für uns. Sie ist einfach nicht da. Hast du kapiert?»
    «Ja, ich weiß, genau wie neulich.»
    «Genau. Dann kommen zwei von den Jungens rein. Selby und Loeb. Sie fesseln sie. Wir plaudern einfach weiter. Sie schaffen sie zur Farm rüber, ziehen sie aus und binden sie auf ein Benzinfaß, und dann dürfen die Eingeborenen ran, allesamt, einer nach dem andern.»
    Jackos Kopf fuhr herum. Sein starrer Blick war ungläubig, aber erwartungsvoll. «Brunel will das
wirklich?
»
    «Nicht ganz.» Chances Lächeln war verzerrt. «In letzter Minute, oder besser in letzter Sekunde, tritt unser Held auf.»
    «Unser Held?»
    «Brunel, du Dummkopf. Er setzt dem Spaß ein Ende. Kein großer Wirbel. Er macht einfach Schluß, und unsere dunkle Schönheit wird nach Hause in die Geborgenheit ihres kleinen Zimmers gebracht, ungerupft.
    Frag mich jetzt bloß nicht, wer unsere dunkle Schönheit ist.»
    «Die Blaise», sagte Jacko und nickte mit seinem großen Schädel. «Aber wozu soll das gut sein?»
    Chance seufzte. «Wenn du eine Frau wärst, Jacko, und wenn an die fünfzig Bantus Schlange stehen würden, um dich zu vögeln, und wenn dann einer daherkäme und dir das ersparen würde, wärst du dann nicht ein bißchen froh? Ein ganz kleines bißchen dankbar? Auch wenn du ihn eigentlich nicht riechen kannst?»
    Jacko sinnierte. «Aber sie weiß, daß er das will. Will, daß sie dankbar ist. Sie wird wissen, daß er es sich ausgedacht hat.»
    Chance drückte seine Zigarette aus. «Sie weiß nicht, wo ihr der Kopf steht, Jacko. Sie ist mit Drogen vollgepumpt und völlig konfus. Er hat die letzten beiden Tage die Dosis erhöht. Weiß du, du brauchst es gar nicht zu verstehen. Du weißt aber, was du zu
tun
hast, oder?»
    «Natürlich. Ich weiß. Ihr Feuer geben. Dann, wenn Brunel weg ist, ist sie nicht da. Ich sehe sie nicht mehr. Dann kommen die Jungens und nehmen sie mit.» Er kratzte sich die Brust und grinste lüstern. «Schauen wir zu, wenn sie sie festbinden?»
    «Ja. Wir können hingehen und zuschauen. Brunel muß ihr einziger Retter sein. Du stellst dich am besten vorher unter die kalte Dusche, du geiler Bock.»
    Jacko grinste. Chance stand auf, den Blick auf zwei Wurfmesser gerichtet, die auf dem Schränkchen neben Jackos Bett lagen. «Sind das Garvins Messer?» fragte er. «Was? Die Messer. Ja. In Futteralen unter der Jacke.
    Du weißt doch. Wir haben sie ihm weggenommen, bevor wir ihm die Zwangsjacke angezogen haben.»
    Chance ging hinüber, nahm eines der Messer in die Hand und prüfte es fachmännisch. Es war das ausgewogenste Messer, das er je gesehen hatte, und der Griff schmiegte

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