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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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und stieß ihn von sich, als Entsetzen und Übelkeit in ihr aufstiegen. Ein leises, dumpfes Geräusch, als sein Körper neben dem Bett auf den Boden fiel.
    Es dauerte fünf Minuten, bis der Brechanfall vorüber war und sie sich aus dem Badezimmer ins Schlafzimmer zurückschleppen konnte; sie klammerte sich an einen Stuhl, weil die Beine ihr den Dienst zu versagen drohten. Der Schmerz in ihrem Bauch hatte sich jetzt auf einen einzigen, rotglühenden Punkt konzentriert, als habe die Tötung Brunels ihn entfesselt.
    Er lag auf der Seite, und das Heft des Messers steckte zwischen seinen Schulterblättern. Nur ein dünnes Rinnsal Blut sickerte aus der Wunde. Benommen fragte sie sich, was sie tun solle. Dreimal hatten ihr die Stimmen schon befohlen, einen Feind zu vernichten, aber dann war immer Brunel dagewesen und hatte ihr Instruktionen gegeben. Diesmal war Brunel der Feind, den sie vernichtet hatte, und die Stimmen schwiegen, sagten ihr nicht, was sie tun solle.
    Sie fuhr sich mit dem schweißnassen Unterarm über die Stirn und krümmte sich vor Schmerz. Sie konnte nicht bleiben, konnte nicht hier bleiben, wo Brunel tot auf dem Boden lag. Über dem Stuhl hing ein Morgenrock. Es gelang ihr, sich aufzurichten und ihn anzuziehen. Dann taumelte sie zur Tür, riß sie auf, stolperte auf den Gang hinaus und fiel auf Hände und Knie.
    Es vergingen fast fünfzehn Sekunden, bevor sie genug Atem holen konnte, um nach Hilfe zu rufen.
    Im anderen Flügel des Hauses hörte Modesty Blaise den Schrei nicht. Sie schlief, sammelte Kräfte für die Aufgaben der bevorstehenden Nacht. Die Zerreißprobe, der Brunel sie an diesem Nachmittag unterworfen hatte, war nicht gerade angenehm gewesen, aber sie hatte sie nicht gebrochen.
    Die meiste Zeit über hatte sie geglaubt, daß die Drohung nicht wahrgemacht werden würde. Als es schien, daß sie sich geirrt habe, als man sie auf das Benzinfaß gefesselt hatte und die schwatzenden Eingeborenen sich in einer Reihe hinter ihr aufgestellt hatten, da hatte sie durch tiefes Einatmen und Muskelkonzentration das Blut aus ihrem Kopf gedrängt und die Bewußtlosigkeit herbeigeführt. Wenn das Furchtbare wirklich geschehen sollte, dann wollte sie wenigstens nichts davon spüren, wollte sich nicht unmittelbar daran erinnern und nicht mit diesem Gefühl fertig werden müssen.
    Schließlich war Brunel aufgetaucht, ein paar Sekunden nachdem sie in Ohnmacht gesunken war. Sie war angenehm erleichtert gewesen, als sie erwachte und mit dem ersten Bewußtseinsschimmer feststellen konnte, daß es keinen Grund gab, wieder in die Fühllosigkeit zurückzukehren.
    Als sie wieder in ihr Zimmer eingeschlossen war, nahm sie den Krug mit dem präparierten Wasser und goß sorgfältig einen weiteren Viertelliter in die Toilette, bevor sie sich schlafen legte.
    Weniger als eine Stunde danach wachte sie von einem Geräusch auf. Sie setzte sich auf und verengte die Augen zu Schlitzen, während sie angestrengt versuchte, das Getrappel und die gedämpften Geräusche rufender Stimmen zu deuten, die vom Hauptkorridor herüberdrangen. Aus dem Innenhof hörte sie jemanden rufen.
    Sie stieg aus dem Bett und trat ans Fenster. Die Lamellen der Jalousie waren halb geschlossen. Sie schaute durch die Ritzen und sah Camacho mit seinem Gewehr. Er hatte dort unten Wache gehalten, als sie in ihr Zimmer zurückgebracht wurde, und er hatte anscheinend jemandem am anderen Ende des Hofes, an einem Fenster des Nordflügels, eine Frage zugerufen.
    Sie hielt den Atem an und drehte den Kopf, um besser zu hören, die Hand hinter einem Ohr. Bestimmt war etwas Unerwartetes passiert. Das Haus schien von geräuschvoller Unruhe erfüllt. Vom anderen Ende des Hofes hörte sie Jacko Muktars Stimme rufen.
    «… verrückt geworden! Sie hat ihn umgebracht – sie hat
Brunel
umgebracht! Und sie hat Schmerzen im Bauch, wahrscheinlich Gift geschluckt! Chance sagt, der Doktor soll sofort hergebracht werden!»
    Camacho schrie zurück: «Du bist ja besoffen, Mann! Brunel umgebracht? Du bist ja total besoffen.»
    «Verdammt noch mal, sie hat ihn
umgebracht
, sage ich dir! Messer im Rücken! Hol den verdammten Pennyfeather, Camacho, aber schnell!»
    Modesty stand unbeweglich, und ihre Gedanken jagten einander, während sie die Situation zu analysieren versuchte. Lisa hatte Brunel umgebracht. Das war unglaublich, aber der dringliche Ton von Jackos Stimme war echt gewesen. Warum und wie Lisa es getan hatte, war unwichtig. Es war geschehen. Brunel war tot. Und das

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