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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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erstenmal einen Plan abtasteten, der in ihm aufgekeimt war, ihn berührten und sich sofort wieder zurückzogen, so wie eine Frau vorsichtig die Temperatur eines Bügeleisens prüft.
    Nach und nach verblaßten die Zweifel, und die Zuversicht wuchs. Er ließ seine Gedanken den Plan von allen Seiten abklopfen, ihn kühl überprüfen. Es würde sich machen lassen. Es
mußte
sich machen lassen …
    Die Versuchung schüttelte ihn, wie ein Terrier eine Ratte schüttelt, und als der Anfall vorüber war, lag er da und ließ verschwommene, wundervolle Bilder an seinem geistigen Auge vorüberziehen. Es war ihm alles in den Schoß gefallen. Alles …
    Er schlief ein, und als er erwachte, war sein Verstand kühl und klar. Er würde aufmerksam das ganze Band abhören müssen und alle anderen Bänder, die er finden konnte, bevor er tat, wozu er sich entschlossen hatte.
    Heute nachmittag fuhr Brunel mit Jacko nach Kigali.
    Abgesehen von Lisa würde er den ganzen Nordflügel des Hauses für sich allein haben, und Lisa würde kein Problem sein, würde sich nicht in die Nähe des Arbeitszimmers wagen. Er würde dort den ganzen Nachmittag ungestört sein. Er hatte genug Zeit, mehr als genug.
    Schon 24 Stunden nach ihrer Begegnung mit Giles spürte Modesty ganz deutlich, daß sich eine Veränderung mit ihr vollzog. Sie fühlte, wie die Zahnräder ihres Verstandes wieder glatter ineinandergriffen, wie ihre Konzentrationsfähigkeit sich verbesserte und ihre Entschlossenheit sich festigte.
    Nach 48 Stunden war der Drang, endlich aktiv zu werden, kaum noch zu bändigen und schien wie ein Dynamo in ihr zu summen. Das Gefühl, wieder sie selbst zu werden, verschaffte ihr eine wilde Freude, und manchmal sprach sie in Gedanken mit Willie Garvin.
    Es kommt alles in Ordnung, Willie, Liebling. Er verläßt sich darauf, daß die Drogen mich davon abhalten, irgendwas zu unternehmen, und er hätte recht, wenn Giles es nicht erraten hätte. Die Verwirrung – es ist ein entsetzliches Gefühl, und es führt zu einer Art Trägheit. Aber das ist jetzt alles vorbei. Ich glaube nicht einmal, daß es sehr schwierig sein wird, Willie. Ich brauche mich nur irgendwie zu Giles durchzuschlagen, ihn rausholen und dann in einem der Autos mit ihm Richtung Grenze zu rasen. Ich werde nach Kalimba fahren. John und Angel sind dort, die Missionare, von denen ich dir erzählt habe. Sie werden sich um Giles kümmern. Und sobald er in Sicherheit ist, werde ich hierher zurückkommen und dieses Gesindel aus dem Weg räumen – Brunel, Chance, Muktar und jeden anderen, der sich mir entgegenstellt. Aber mach dir keine Sorgen, Willie. Ich passe schon auf. Ich wollte, ich könnte sie erledigen, bevor wir uns aus dem Staub machen, aber das wäre ein zusätzliches Risiko. Das wichtigste ist, daß ich Giles rette. Es wäre was anderes, wenn du bei mir wärst. Wir könnten – nein, darüber möchte ich nicht nachdenken. Es geht mir gut, aber du fehlst mir so. Schlaf gut, Willie, Liebling.
    Während der letzten beiden Tage war die zivilisierte Behandlung, die ab und zu von plötzlicher irrationaler Brutalität abgelöst wurde, fortgesetzt worden; es hatte nichts Größeres gegeben, nur andauernd Nadelstiche.
    Heute blieben ihr sogar diese erspart, denn Brunel war den ganzen Nachmittag mit Jacko weg, und es wurde ihr jetzt klar, daß Brunel Adrian nicht genügend vertraute, um ihn die Behandlung allein fortsetzen zu lassen.
    Seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr zu essen bekommen und war in ihrem Zimmer eingesperrt. Das war ihr gerade recht. Seit sie von den thymoleptischen Drogen wußte, hatte sie viele Stunden in Trance verbracht, nur durch einen dünnen Bewußtseinsfaden mit der Wirklichkeit verbunden, hatte sich in die kühlen Tiefen der Psyche versenkt, wie man es sie gelehrt hatte, und die unauslotbaren Energien, die dort gespeichert waren, darauf verwandt, ihren Körper von dem unfaßbaren Feind zu säubern, der in ihren Blutkreislauf eingedrungen war. Und jede Nacht machte sie zwei Stunden lang lautlos all ihre gymnastischen Übungen, um jeden Muskel so vollkommen wie möglich zu trainieren. Am dritten Tag testete sie sich. Das Schloß an ihrer Tür ließ sich mit einem Drahtstück öffnen, das sie von einer Sprungfeder ihres Bettes abgebrochen und dem gewünschten Zweck entsprechend zurechtgebogen hatte. In der schwarzen langen Hose und dem schwarzen Hemd, den einzigen eigenen Kleidungsstücken, die man ihr gelassen hatte, durchstreifte sie zwei Stunden lang das

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