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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sagte: «Schon gut, ich weiß, daß es ein Schock für dich ist, Prinzessin, aber ich bin’s wirklich.»
    Sie spürte, wie sie zu zittern begann. Fühlte, wie ihre Gesichtsmuskeln zu zucken anfingen. Er packte sie bei den Schultern, rüttelte sie unsanft und drohte ihr mit dem Finger, eine Handbreit vor ihrer Nase. «Heb dir das für später auf», sagte er streng. «Werd mir nur jetzt mittendrin nicht weich!»
    Sie nickte in stummem Einverständnis und versuchte sich zu beherrschen, während sie tief Atem holte. Er sah sie einen Augenblick an, ging dann zu Mesquita hinüber, zog das Messer heraus, wischte es an der Hose des Mannes ab und steckte es in das Futteral unter seinem Hemd. Sie sah jetzt, daß er eine kleine Provianttasche an der Hüfte und ein automatisches Gewehr vom Typ Colt M-16 über der Schulter trug und eine Machete in einer Scheide am Gürtel hängen hatte. Eine Feldflasche. Ein Seil um die Hüfte. Einen kleinen Rucksack auf dem Rücken.
    Willie Garvin. Unmöglich.
    Er kam zu ihr zurück und sagte: «Es ist eine lange Geschichte. Ich erzähl sie dir später. Geht’s dir schon besser?»
    «Willie …?» flüsterte sie und legte ihm beide Hände auf die Schultern, zunächst unsicher, und dann immer fester zupackend, als sie spürte, daß er wirklich aus Fleisch und Blut war.
    «Ich hab dir doch gesagt, daß ich es wirklich bin», sagte er schroff. «Verdammt noch mal, wer, glaubst du, hat dieses Treibstofflager in die Luft gejagt, Prinzessin?»
    Sie wußte plötzlich, daß er so barsch zu ihr war, weil er befürchtete, daß sie zusammenbrechen würde, wenn er sanft mit ihr umging, und das verscheuchte mehr als alles andere die Angst, sie könnte das alles nur träumen. Es war Wirklichkeit. Das war Willie Garvin, lebendig. Sie mußte wieder mit den Tränen kämpfen. Er hatte einen Gürtel mit einer Holster, in der ein Colt 32 steckte, aus der Provianttasche genommen.
    «Ich hab dir eine Kanone mitgebracht», sagte er. «Und hier ist ein Kongo.»
    Sie ließ den Kongo in ihre Tasche gleiten und schnallte sich den Gürtel um, ohne ihn aus den Augen zu lassen, die Unterlippe noch immer zwischen den Zähnen. Er lächelte nicht.
    Ihre Finger krallten sich in den Drillich seines Hemdes. «Willie …» sagte sie. Mehr brachte sie zunächst nicht heraus. Es gab keine Worte für die Explosion von Gefühlen, die sie schüttelten, Freude, so unbändig, daß es weh tat, Ungläubigkeit und Sicherheit, Heiterkeit und ein lächerliches Wutgefühl. Dann schüttelte sie sich kurz und wild, beide Fäuste in den Stoff seines Hemdes gekrallt. Mit einer Stimme, die nicht die ihre war, zitternd wie ein Erwachsener, der ein Kind schilt, das mit knapper Not einem Unglück entronnen ist, sagte sie: «Hast du mir einen Schreck eingejagt. Wart nur, bis wir zu Hause sind!»
    Willie Garvin stieß ein Lachen aus.
    Zwanzig Minuten später waren sie schon fast einen Kilometer weit in die bewaldete Savanne vorgedrungen. Lisa trugen sie auf einer improvisierten Trage.
    Willie hatte zwei schlanke Bäumchen umgehauen, zwei Stangen von zwei Meter Länge daraus gemacht und diese durch drei von den leeren Säcken gesteckt, die neben dem Futterhäuschen des Gorillas lagen, wozu er Löcher in den Boden der Säcke geschnitten hatte. Er ging vorn, Modesty hinten. Pennyfeathers riesigen schäbigen Arztkoffer hatten sie Modesty mit Seilen auf den Rücken gebunden.
    Pennyfeather humpelte hinter ihnen her, an einem Stock, den Willie ihm geschnitten hatte. Er war sprachlos gewesen, Willie Garvin wiederzusehen, aber Modesty hatte bemerkt, daß es auf ihn viel weniger Eindruck gemacht hatte als auf sie. Vielleicht ein wenig neidisch begriff sie, daß Giles Pennyfeather in gewisser Weise blind war gegenüber physischen Unmöglichkeiten. Das äußerte sich in seiner Einstellung als Arzt und seinen Heilmethoden. Es hatte sich in seinem unerschütterlichen Glauben geäußert, daß er mit Verletzungen an beiden Füßen und einer Hand Lisa allein auf irgendeine magische Art hätte in Sicherheit bringen können, um sie dann irgendwo im Busch zu operieren.
    Es hatte sich in den ersten Worten geäußert, nachdem er den Schock überwunden hatte, als er Willie in der einbrechenden Dämmerung mit Lisa auf den Armen aus dem Haus kommen sah. «Mein Gott, daß wir
dich
noch einmal lebend wiedersehen würden, Willie, das hätte ich nicht gedacht, ehrlich!»
    Die Last der Trage spürte sie kaum. Sie schaute auf Willies Rücken, während sie gleichmäßig

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