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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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irgendwo für die Nacht niedergelassen haben.»
    Willie drehte langsam den Kopf und starrte ihn an.
    «Modesty?»
    «Na ja, einer muß es ja machen. Ich kann damit kein Skalpell halten.» Pennyfeather zog die Hand aus der improvisierten Schlinge. Sie sah aus wie eine kleine Blase, die geschwollenen Finger standen ab wie Zitzen von einem Euter.
    Willie stand auf und ging zu Modesty zurück. Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter und sagte fassungslos: «Hast du das gehört? Er will, daß du ihr den Blinddarm herausnimmst!»
    «Ich hab’s gehört. Aber ich habe gehofft, ich hätte mich verhört.» Sie fuhr sich mit der Handfläche über die Wangen und schaute zu Giles und Lisa hinüber.
    Einen Augenblick später zuckte sie hilflos mit den Achseln. «Ich nehme an, es muß sein. Ich hab dir ja gesagt, daß andauernd die verrücktesten Sachen passieren.»
    Vierzig Minuten später erstiegen sie einen langen, mit Geröll bedeckten Abhang und erreichten ein grasbewachsenes Plateau, auf dem Felsbrocken verstreut lagen. Es war kein großes Plateau, aber es zog sich halbmondförmig um einen niedrigen Felsen herum, der etwa hundert Meter entfernt war.
    «Nur noch zwei Minuten», sagte Willie. «Ich hab dort in dem Felsen eine Höhle. Sie ist sehr hübsch und hat einen Hinterausgang über ein langes, gewundenes Tal. Ein gutes Versteck. Wir werden genau an der Stelle liegen, an der sich die Schenkel der Unbezwingbaren Jungfrau treffen.»

12
    Lisa sagte tonlos: «Es tut mir leid. Sie haben mich gezwungen. Die Stimmen.» Eine Stunde war vergangen, seit sie sie in die Höhle getragen hatten. Unter Pennyfeathers Anleitung hatte Modesty ihr sofort 15 Milligramm Atropin gespritzt. Pennyfeathers rechtes Handgelenk und der Unterarm waren jetzt geschient und verbunden. Er saß neben Lisa, die sie auf Decken gebettet hatten, hielt ihre Hand und sagte aufmunternd: «Stimmen? Was für Stimmen denn, Kleines?»
    Sie warf verzweifelt den Kopf hin und her. «Ich hab nichts gesagt. Ich wollte nichts sagen. Ich kann es Ihnen nicht sagen.»
    «Aber natürlich kannst du es mir sagen. Ich bin jetzt dein Arzt, und deshalb kannst du mir alles sagen. Absolut alles.» Er versuchte nicht, sie zu überreden, sondern sprach nur mit schlichter Überzeugungskraft.
    Nach einer Weile sagte sie: «Die Stimmen in meinem Kopf. Sie sagen mir, was ich tun muß.»
    Er ließ sich seine Überraschung nicht anmerken.
    «Wie lange tun sie das schon, Lisa?»
    «Seit – ich weiß nicht. Seit Jahren.»
    «Wirklich?» Er schien aufrichtig interessiert. «Sprechen sie jetzt auch mit dir?»
    «Nein, jetzt nicht. Sie haben aufgehört. Vor einer Weile. Sie sagten, ich müsse einen Revolver finden und schießen. Alle Feinde erschießen. Viel Lärm machen.»
    «Was für Feinde?»
    «Sie, Willie, Miss Blaise.»
    «Das ist aber sonderbar. Wir sind nicht deine Feinde. Das weißt du doch.»
    «Nicht meine Feinde, ihre.»
    «Wessen?»
    «Die Feinde der Stimmen.»
    «Oh.» Seine Stimme klang plötzlich streng. «Also, offen gesagt, Mädchen, ich halte nicht viel von deinen Stimmen. Sie scheinen mir ein rechtes Gesindel zu sein. Befehlen sie dir immer so gräßliche Dinge, wie Leute zu erschießen?»
    Sie nickte langsam, ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie flüsterte: «Ja, genauso. Sie haben mich gezwungen – mit Brunel – das Messer. Ich muß gehorchen, oder sie hören nie auf. Sie treiben mich fast zum Wahnsinn.»
    «Ich verstehe», sagte Pennyfeather begütigend und drückte ihre Hand. «Aber darum werden wir uns später kümmern. Jetzt müssen wir erst mal den blöden Blinddarm rausnehmen.» Er zog die Decke zurück, unter der sie lag. Sie war jetzt nackt. «Ganz ruhig bleiben. Modesty muß dich ein bißchen rasieren.»
    Er schaute über seine Schulter und sah, wie Willie eine tiefe Bratpfanne von einem Spirituskocher nahm.
    Vorsichtig goß er warmes Wasser in einen Becher, den Modesty in der Hand hielt. Sie kam näher, kniete sich neben das Albino-Mädchen, lächelte ihm zu und sagte:
    «Keine Angst, ich kann gut mit einem Rasiermesser umgehen.»
    Die Höhle hatte einen niedrigen Eingang, weitete sich dann aber zu einer Höhe von anderthalb Metern, lief tief in den Felsen hinein, verengte sich und führte in einer Krümmung zu der Öffnung auf der anderen Seite des schmalen Felskammes, über einem Tal, das an diesem Punkt zu Ende war. In der Höhle lagen zwei große Säcke mit Ausrüstungsgegenständen, wurstförmige Segeltuchbehälter von einem Meter Länge.

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