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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ziemlich kompliziert», fing er an, als Modesty ihm zu Hilfe kam, indem sie auf ihre Uhr blickte und sagte: «Fängt denn dein Dienst nicht gleich an, Giles?»
    «Bitte? Um Himmels willen, schon so spät? Ja, höchste Eisenbahn für mich.» Er stand auf. «Entschuldigt mich. Phantastisches Essen. Danke, Willie. Wiedersehen, Mr. Fraser. Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Warte nicht auf mich, Liebling, ich bin bis halb fünf zu Hause, wenn nichts dazwischenkommt, aber ich werde auf den Zehenspitzen hereinkommen, leise wie ein Mäuschen.» Er berührte Modestys Hand, schenkte ihr ein Lächeln, wandte sich um und zog mit baumelnden Armen tolpatschig von dannen.
    Sie schauten ihm nach, zuckten ein wenig zusammen, als er um ein Haar mit einer Hand einen riesigen Erdbeerkuchen vom Servierwagen gefegt hätte, und atmeten dann erleichtert auf. Willie sagte zu Fraser: «Neulich, als ich mit ihm bei Dolly essen war, verfing er sich mit dem Manschettenknopf im Haar einer Frau. Dabei riß er ihr glatt die Perücke herunter. Ich ging auf die Toilette und ließ mich zehn Minuten lang nicht blicken.»
    «Feigling», sagte Modesty, und Willie nickte zustimmend und keineswegs beschämt.
    «Wo muß er denn so plötzlich hin?» erkundigte sich Fraser.
    «Er ist für einen Monat in einer Gemeinschaftspraxis als eine Art Nachtdienstvertretung angestellt.» Modesty zuckte mit den Achseln. «Ich sage für einen Monat, aber ich weiß nicht, wie lange sie ihn behalten werden. Sein einziger Vorzug als Arzt ist, daß er es irgendwie schafft, seine Patienten gesund zu machen.»
    «Wahrscheinlich leben sie wieder auf, weil sie sich ständig fragen, was wohl als nächstes passiert. Habe ich richtig gehört, daß er zur Zeit bei Ihnen wohnt?»
    «Ja.» Sie winkte einen Kellner herbei und bat ihn, den Kaffee zu servieren.
    Fraser sagte gedehnt: «Ich nehme an, es wäre unhöflich zu fragen, was Sie an ihm finden.»
    «Ziemlich unhöflich, aber ich will darüber hinwegsehen, weil ich mich das auch schon gefragt habe. Die Antwort lautet: er ist ein netter Mensch.»
    Fraser rümpfte die Nase. Vielleicht lag es an seinem Beruf, daß er sich nicht gerne mit Narren abgab, ja daß er sie, wenn irgend möglich, sich aktiv vom Leibe hielt.
    Er kam zu dem Schluß, daß nur die unerforschliche Natur einer Frau erklären konnte, warum Modesty Blaise überhaupt etwas an Dr. Giles Pennyfeather fand.
    «Ein netter Mensch», wiederholte er nachdenklich.
    «Könnten Sie das näher erläutern?»
    «Ich könnte schon, aber ich werde es nicht tun. Vergessen Sie ihn einfach, und kommen wir zur Sache. Wir haben Sie in dieses sündteure Lokal eingeladen, weil wir etwas von Ihnen wollen.»
    «Und das wäre?»
    «Ein Vorschlag. Was können wir Sir Gerald zum Geburtstag schenken, um ihm wirklich eine Freude zu machen?»
    Fraser starrte sie an. «Du lieber Himmel. Lieber bezahl ich mein Essen selbst. Hübsche Geschenkvorschläge sind nicht mein Fall. Ich wußte nicht einmal, daß Tarrants Geburtstag ins Haus steht.»
    «Nächste Woche. Bis dahin wird er ja aus den Staaten zurück sein, oder?»
    «Er wird für Mittwoch erwartet.»
    «Das ist sein Geburtstag. Wir haben schon alles mögliche erwogen – Golfschläger, Angelzeug, ein Gemälde, irgendwas Antikes. War aber alles nicht besonders originell. Deshalb werden Sie jetzt zu Rate gezogen. Immerhin ist er Ihr Chef, und Sie müßten eigentlich seinen Geschmack kennen.»
    «Warum, zum Teufel, wollen Sie ihm überhaupt was zum Geburtstag kaufen? Was hat er jemals anderes für Sie getan, als Ihnen Aufträge aufzuhalsen, bei denen Sie jedesmal Kopf und Kragen riskieren? Wie viele Narben haben Sie beide denn schon, die eigentlich seine Initialen tragen müßten?»
    Willie grinste. «Man könnte meinen, Sie hätten was gegen den alten Tarrant. Dabei würden Sie für ihn durchs Feuer gehen.»
    «Unsinn. Er ist eben zufällig mein Chef.»
    «Wenn man versuchen würde, ihn durch einen anderen zu ersetzen, würden Sie sich mit Händen und Füßen sträuben.»
    Fraser starrte auf den Tisch, und sein Gesicht nahm plötzlich einen bitteren Ausdruck an. «Sie haben da einen wunden Punkt berührt», sagte er langsam. «Ich werde Ihnen etwas über Tarrant erzählen, obwohl ich’s nicht dürfte, aber Sie würden es ohnehin bald erfahren.»
    Er schaute auf und verstummte. Modesty Blaise hörte nicht zu. Sie schaute wie gebannt an ihm vorbei und flüsterte «Willie …» Es war etwas in ihrer Stimme, das Fraser gespannt aufhorchen ließ.

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