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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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führte eine ziemlich große internationale Organisation. Dann habe ich mich zur Ruhe gesetzt.»
    «Zur Ruhe gesetzt? Sie sind jünger als ich.»
    «Ich habe früh angefangen. Früher, als Sie glauben würden.»
    «Und eine Verbrecherbande geführt? Recht ungewöhnlich, würde ich sagen.»
    «Stört Sie das nicht?»
    «Wie? Ach nein. Ich glaube kaum, daß mich irgendwas stören könnte, was Sie früher mal getan haben.»
    «Warum nicht? Kriminelle können recht unangenehm werden. Wie die beiden heute.»
    «Das ist eine ganz andere Sorte», erklärte er kategorisch. «Schweinehunde. Ich wußte es, kaum daß ich ihre Visagen gesehen hatte. Deshalb war mir auch ein bißchen mulmig, als sie anfingen, mir Fragen zu stellen. Aber Sie sind unheimlich nett, wirklich, und deshalb würden Sie nie was Gemeines tun. Für so was hab ich einen Blick. Pennyfeathers Urteil ist unfehlbar.» Er grinste. «Was nicht heißt, daß ich glaube, Sie würden viel auf meine Meinung geben.»
    Sie sagte ruhig: «Da irren Sie sich. Ich schätze Ihre Meinung, Giles.»
    «Um so besser. Aber jetzt erzählen Sie mir alles.»
    «Alles worüber?»
    «Über Ihre Verbrecherkarriere natürlich. Muß ja irrsinnig interessant gewesen sein.»
    «Es ist eine sehr lange Geschichte, auch wenn man nur einzelne Punkte berührt.»
    «Und wenn schon, wir werden doch noch eine ganze Weile hier oben sitzen, oder? Alles in allem 26 Flugstunden, haben Sie gesagt. Also kommen Sie, Mädchen, schießen Sie los.»
    Sie blickte auf den Kompaß. Sie sprach nicht gerne über sich selbst, weil sie das langweilig fand. Aber sie stellte leicht amüsiert fest, daß sie es trotzdem tun würde, weil sonst der linkische, taktlose, extrovertierte Mensch neben ihr enttäuscht gewesen wäre, und sie wollte ihn nicht enttäuschen. Höchst sonderbar!
    «Also gut, Giles», sagte sie. «Ich werde Ihnen ein bißchen davon erzählen. Aber tun Sie mir dafür auch einen Gefallen. Es ist bloß eine Laune von mir, aber hören Sie auf, mich ‹Mädchen› zu nennen.»

2
    Der Oberkellner von
The Legend
stand an den Türen zur Küche und musterte in aller Ruhe seine Gäste. Da das Restaurant die Form eines L hatte und die Küchentüren im Winkel des L lagen, hatte er einen günstigen Standort für seine Beobachtungen.
    Er hieß Raoul, und sein Gehalt war verdientermaßen hoch.
The Legend
war teuer, hatte eine exzellente Küche und behandelte jene Art von Gästen, die hier willkommen war, mit ausgesuchter, aber diskreter Zuvorkommenheit. Im Gegensatz zu den meisten Restaurants in Soho standen die Tische weit auseinander, und die Stühle waren so bequem, daß der Feinschmecker durch nichts abgelenkt wurde, selbst wenn er drei Stunden über seinem Menü saß. Die übrige Einrichtung war geschmackvoll und auf eine geruhsame Atmosphäre abgestimmt.
    Wenn ein Gast regelmäßig in
The Legend
zu speisen begann, wußte Raoul beim dritten Besuch seinen Namen. Er kannte die Namen von mehr als der Hälfte der an diesem Abend anwesenden Gäste und taxierte die übrigen daraufhin, ob sie als Stammkunden in Frage kämen. Manche würde er ermuntern, andere auf diskrete Art abschrecken. Er wollte aus
The Legend
kein Modelokal für Leute aus Film, Mode und Fotografie machen. Diese Art von Kundschaft war wankelmütig.
    Eines schönen Tages stand man da und entdeckte, daß plötzlich ein anderes Restaurant «in» war. Raoul wollte kultivierte, wählerische Gäste. Mit Geld, natürlich.
    Sein Blick schweifte über die Stammgäste und verweilte bei den vier Leuten am Ecktisch. Miss Blaise war wieder da, mit ihrem Begleiter, Mr. Garvin. Er freute sich, die beiden zu sehen. Sie waren ein sonderbares Paar. Der Cockney-Akzent Mr. Garvins war völlig irreführend. Er hatte ausgezeichnete Manieren und sehr viel Lebensart, obwohl er kein Aufhebens davon machte. Manchmal hatte Miss Blaise andere Begleiter, wenn sie hier dinierte, und oft war Mr. Garvin ebenfalls anwesend, aber nach ein paar Wochen oder vielleicht Monaten war der neue Begleiter plötzlich nicht mehr da, und die beiden waren wieder allein.
    Natürlich war Mr. Garvin kein Begleiter in demselben intimen Sinne wie die anderen Herren. Das war in gewisser Weise verwirrend, aber Raoul war in diesem Punkt ganz sicher. Sein Instinkt für die Art der Beziehung zwischen einer Dame und einem Herrn war sehr fein, und er war längst zu dem Schluß gekommen, daß die Beziehung zwischen Miss Blaise und Mr. Garvin sich jeder Klassifikation entzog.
    Raoul befaßte sich

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