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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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weißes Chiffon-Nachthemd, das ihr nur bis zu den Schenkeln reichte. Noch immer lächelnd begann er, sich die Krawatte abzunehmen. Sie drehte sich herum und setzte sich auf, zog ihre Knie hoch und verschränkte die Arme über ihren Brüsten. Sie flüsterte:
    «Bitte nicht, Adrian …»
    Einen Steinwurf entfernt, auf dem Dach eines Wohnblocks an der Südseite des Platzes, stand Fraser und beobachtete das Haus auf der anderen Straßenseite. Es war nichts dabei gewesen, auf das Dach zu kommen. Er war einfach über die Treppe in den obersten Stock und von dort über die letzten Stufen auf das flache Dach hinaufgestiegen. Es war ein langer Block, und wenn er vom einen Ende des Dachs zum andern ging, konnte er die Vorderfront und die Seite von Brunels Haus sehen, die zusammen die Ecke des Platzes bildeten, an der die Straße einen Knick nach Norden machte. Nur aus Höflichkeit wurde der Welbury Square als Platz bezeichnet, denn in Wirklichkeit war er eine kurze, aber sehr breite Straße.
    Fraser war einigermaßen guter Dinge, obwohl er wenig Hoffnung hatte, daß seine Beschäftigung zu einem Ergebnis führen würde. Er lehnte sich an die Mauer des Wasserreservoirs und machte eine Bestandsaufnahme. An der Seite des Hauses keine Fenster, nur die nackte Wand. Vorn ein großes Fenster im Erdgeschoß, rechts vom Eingang. Entsprechende Fenster in den oberen Stockwerken. Eine Kellertreppe. Der Zaun etwa zwei Meter von der Hauswand entfernt.
    Breiter Gehsteig. Straßenlampe. Er hob ein Nachtglas an die Augen. Kein Anzeichen für einen stillgelegten Kohlenschacht auf dem Pflaster. Er betrachtete die Fenster. Alle Vorhänge zugezogen. Ein schmaler Lichtstreifen hinter den Vorhängen des Arbeitszimmers. Er hätte aus dem Gedächtnis einen Plan dieses Arbeitszimmers zeichnen können. Es lag im ersten Stock, und der Tresor befand sich in der glatten, fensterlosen Seitenmauer.
    Aber er würde keinen Plan zu zeichnen brauchen.
    In seinem Büro hatte er Pläne des ganzen Hauses, von der Baufirma, die vor sieben Jahren die Innenräume für De Gruyle, den Diamantenhändler, umgebaut hatte.
    Fraser hatte sie sich gleich beschafft, als Brunel mit den Singapur-Papieren zu spielen angefangen hatte; das war Routinesache.
    Er glaubte nicht, daß die Pläne zu irgend etwas gut sein würden. Er glaubte nicht, daß er in diesem Augenblick seinen Schlaf für einen nützlichen Zweck opferte, aber es beruhigte ihn, diese Maßnahmen ergriffen zu haben. Teils hoffte er, daß Modesty Blaise einen Weg finden würde. Doch der geschulte, analytisch denkende Agent in ihm hatte Angst davor, daß dieser Fall eintreten könnte. Die Sache lief einfach noch nicht.
    Er bewegte sich ein wenig und schaute auf die Straße hinab. Ein einzelnes Auto fuhr in östlicher Richtung die Einbahnstraße entlang und bog an dem Eckhaus nach links ab, bevor es außer Sicht kam. Zwei Männer schritten langsam und schweigend auf dem gegenüberliegenden Gehsteig dahin. Ein paar sonderbar gekleidete Gammler gingen in die andere Richtung und blieben ab und zu stehen, offenbar um zu diskutieren. Er konnte ihre Stimmen hören, verstand aber nicht, was sie sagten.
    Er schaute die Straße hinauf, die an dem Haus entlang nach Norden führte. Rote Lampen bezeichneten die Stelle, wo eine riesige Grube für eine Tiefgarage ausgebaggert wurde. Berge von Erde, Gräben, Stapel von Kanalisationsrohren, Stöße von Ziegelsteinen, eine Betonmischmaschine, ein Löffelbagger. Ob man einen Ingenieur in das Haus schicken konnte, angeblich um Kabel, Strom- oder Gasleitungen zu überprüfen? Fraser verzog die Mundwinkel zu einer säuerlichen Grimasse.
    Das war genau das, worauf Brunel warten würde. Er schaute auf das Dach des Eckhauses hinüber. Alles, was größer war als eine Taube, würde dort die elektronischen Alarmanlagen auslösen. Die Polizisten des zuständigen Reviers hatten ihm erzählt, daß zu De Gruyles Zeit zweimal eine Katze Alarm ausgelöst hatte.
    Er schaute wieder nach unten. Ein Mädchen, dessen blondes Haar im Licht der Straßenbeleuchtung kupfern schimmerte, schlenderte von der Baustelle aus in südlicher Richtung. Sie trug einen glänzenden Lederanzug mit einem sehr kurzen Rock und wiegte sich in den Hüften wie eine erfahrene Dirne. Ein Mann mit langem Regenmantel, Schlapphut und einem kleinen Koffer in der Hand folgte ihr ein bißchen unsicher. Sie drehte sich um und wartete, dann sprach sie ihn an, mit unverhohlen einladender Kopf- und Körperhaltung.
    Nachdem sie ein paar Worte

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