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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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den Motor ab, kletterte aus der Kanzel und half dem Mann im Schafspelz, die eine Schiene in den Laderaum zu schieben. Willie Garvin hatte die Türen des Lieferwagens geöffnet und half Fraser bei der anderen Schiene. Als das getan war, begann Willie, die Räder des Lieferwagens zu blockieren. Der Jaguar stand mit laufendem Motor ein Stück hinter ihnen. Modesty saß jetzt auf der Ladefläche des Lieferwagens. Sie sagte:
    «Jock, du bist ein feiner Kerl.»
    Er maulte: «Wir hätten noch fünf Sekunden einsparen können, wenn Willie sich nicht so angestellt hätte mit dem Schaufellader.» Er schaute an ihr vorbei auf den Tresor. «Na ja, jedenfalls haben Sie das Ding, und er hat mir einen Fünfer für jede Sekunde unter zwei Minuten versprochen, Mam’selle.» Er nannte sie noch immer bei dem Namen, mit dem zur Zeit des «Netzes»
    alle außer Willie sie angeredet hatten. Sein narbiges Gesicht verzog sich zu einem schurkischen Grinsen.
    «Das macht 160 Pfund, die er mir schuldet.»
    «Ich werde dafür sorgen, daß er sie herausrückt. Aber du bist nicht auf Wetten angewiesen, Jock. Du hörst noch von mir.»
    «Wie?» Er blickte finster. «Das hab ich doch bloß aus alter Freundschaft gemacht.»
    Sie lächelte. «Trotzdem, du hörst noch von mir. Es würde dir bestimmt nicht gefallen, wenn ich dich für sentimental hielte, oder? Aber jetzt mußt du los, Jock. Nochmals vielen Dank.»
    Er schnaufte, sprang von dem Möbelwagen und setzte sich neben den Fahrer in den Jaguar. Der Mann im Schafspelz und Fraser schlossen die großen Türen des Möbelwagens, gingen nach vorn und kletterten in die Kanzel. Der Motor heulte auf, und der Lastwagen fuhr schwerfällig an. Achtzig Sekunden waren vergangen, seit das Postauto in die Unterführung eingefahren war.
    Der Fahrer des Jaguars legte den Gang ein und sagte:
    «Das war’s also, Jock? Alles erledigt?»
    «Ja.»
    «Was, zum Teufel, hat denn das alles zu bedeuten?»
    Wee Jock Miller bedachte ihn mit einem giftigen Blick. «Zu bedeuten? Was, zum Teufel, meinst du denn damit?» grollte er. «Hast du irgendwas gesehen, Jim?»
    Der Fahrer verzog den Mund und schüttelte dann langsam den Kopf, von einer Seite zur andern. «Nichts, Jock. Absolut nichts.»
    «Dann stell gefälligst keine blöden Fragen, Jimmy. Nie. Wo hast du denn deine Glimmstengel?»
    Auf dem Beifahrersitz in der Kanzel nahm Fraser seinen Hut ab und hob das kleine Sprechfunkgerät hoch. Er sagte: «Alles klar», und wartete. Eine Stimme wiederholte die Worte, und er schaltete das Gerät aus.
    Am anderen Ende der Unterführung kletterte ein Mann in einem Overall aus einem Dienstfahrzeug der Wasserwerke und fing an, die Verbotsschilder wegzuräumen.
    Willie Garvin, der auf dem Tresor saß, beugte sich vor und hielt das Feuerzeug an Modestys Zigarette. Im Licht der kleinen Flamme sah er die Spannung, die jetzt in ihren Augen lag. Sie war vorher nicht dagewesen. Er selbst fühlte sich entspannt und war höchst zufrieden.
    Dieser Unterschied bestand schon seit eh und je zwischen ihnen. Bei ihm kam die Spannung vor einem Abenteuer, während der letzten Vorbereitungen. Das war die Zeit, während der sie am ruhigsten war, jedenfalls dem Anschein nach. In diesem Stadium überwand sie unerwartete Hindernisse so mühelos, daß die Hindernisse sich oft als Vorteil erwiesen, als seien sie von vornherein eingeplant gewesen. Ihre Spannungszustände waren kurzlebig, aber sie kamen immer hinterher, obwohl vielleicht er allein sie gut genug kannte, um die Anzeichen zu deuten. Wie auch immer, es spielte keine Rolle. Irgendwann mußte jeder die Spannung fühlen.
    Die Spannung war schließlich das Beste vom Ganzen.
    Sie war das Salz in der Suppe. Und wenn sie vorüber war, dann kam jenes Wohlgefühl, das ihm jetzt schon durch Mark und Bein ging, dieses berauschende Gefühl, Nektar getrunken oder einen hohen Berg erstiegen zu haben.
    Er hielt das Feuerzeug an seine eigene Zigarette und sah sie an. Sie sah komisch aus mit ihrem formlosen, bis zum Hals zugeknöpften Regenmantel, den Männerhosen und -schuhen, der Baskenmütze, die ihr Haar verbarg. Nur das Gesicht, das liebreizende Gesicht mit den stark gewölbten Brauen, verriet, daß sie eine Frau war.
    Er tätschelte die Ecke des Tresors und sagte: «Wie in alten Zeiten, Prinzessin. Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich das genossen habe.» Er sah ihr rasches Lächeln, bevor das Feuerzeug zuschnappte.
    Zwanzig Minuten später fuhr der Lastwagen in eine große Garage am Fluß in der Nähe

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