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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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an der richtigen Stelle. Er hatte ihn von der Seite gesehen, nachdem er die Kugel in den Raum geschleudert hatte, um den Mauerrest herunterzureißen. Er stand genau an der auf dem Plan angegebenen Stelle, den Modesty Blaise ihm vorgelegt hatte. Ein guter Plan war das gewesen. Der Plan eines Bauunternehmers. Er wollte gar nicht wissen, wie sie ihn sich beschafft hatte. Er hatte ihr vier Jahre lang gedient, als sie noch das «Netz» leitete. Sie bekam immer alles, was man brauchte, um ein Ding zu drehen, andernfalls holte sie einen gar nicht. Wee Jock Miller hatte in seinem Leben nur wenigen Männern vertraut und nur einer einzigen Frau.
    Die Kugel traf genau die Stelle, die er anvisiert hatte.
    Mauerwerk barst und fiel herab. Jetzt hatten die Enden der Dielenbalken unter dem Tresor keinen Halt mehr.
    Er schwenkte den Ausleger in die Ausgangsposition für einen weiteren Schlag, doch den brauchte es nicht mehr. Die Balken gaben nach. Der Tresor, an dessen Rückseite noch ein paar Mauerreste hafteten, kippte nach außen und fiel mit einem einzigen lauten, knirschenden Krach auf das Pflaster.
    Wee Jock murmelte höchst zufrieden vor sich hin.
    «Mach das erst mal nach, Willie-Boy.» Er stellte den Motor ab, sprang aus dem Führerhaus und beobachtete, wie der Schaufellader auf den herabfallenden Safe zufuhr. Adrian Chance riß die Vordertür auf und machte einen langen Schritt, bevor er zum Stehen kam, mit zerkratztem Gesicht, die Kleider in den Stacheldrahtrollen verfangen, die unter dem Vordach und auf dem schmalen Streifen zwischen dem Zaun und dem Vorderfenster hoch aufgetürmt waren. Er konnte niemanden sehen, hörte nur den Lärm eines Raupenschleppers, hinter der Ecke an der fensterlosen Mauer des Hauses. Etwas fiel ihm vor die Füße und zerbarst. Erstickende Dämpfe quollen auf und brannten ihm in Nase und Augen. Keuchend riß er sich von dem Stacheldraht los, warf die Tür hinter sich zu und stieß in voller Fahrt mit Jacko zusammen, als er mit tränenden Augen zur Treppe zurückhastete.
    «Hat keinen Zweck», fauchte er. «Wir müssen wieder nach oben. Schnell!»
    «Aber du hast doch gesagt …»
    «
Nach oben, du Rindvieh
!» Chance schrie beinahe.
    Brunel trat zur Seite, um sie vorbeizulassen, dann machte er kehrt und folgte ihnen, aber nicht bis ins Arbeitszimmer. Während sie in das demolierte Zimmer rannten, ging er in die andere Richtung, ins Wohnzimmer, machte das Licht an und hob den Telefonhörer ab.
    Diese Runde hatte er verloren. Brunel akzeptierte diese Tatsache gleichmütig. Chance und Jacko wüteten ohne Sinn und Zweck. Der Coup war originell und konnte im Augenblick nicht gekontert werden. Was immer Chance und Jacko sich auch einfallen ließen, Modesty Blaise hatte es in aller Ruhe schon vor 24 Stunden oder mehr bedacht. Ja, mehr. Und sie würde bereit sein. Sie würde auch den Abtransport bis ins kleinste geplant haben. Sie würde den Tresor bekommen, mit allem, was darin war. Das war sehr unangenehm. Man würde etwas gegen sie unternehmen müssen.
    Brunel wählte 999. Er glaubte nicht, daß es viel Zweck hatte, die Polizei anzurufen, aber es war notwendig. Die Vermittlung sagte: «Notruf. Welche Stelle möchten Sie?»
    «Die Polizei, bitte», sagte Brunel.
    Im Arbeitszimmer schlich Chance mit dem Revolver in der Hand über den knarrenden Fußboden nach vorn. Die gräßlichen Hammerschläge hatten jetzt aufgehört. Jetzt war sicher der Schaufellader an der Reihe und versuchte, den Tresor auf seine Schaufel zu bekommen. Wenn er unbehelligt das Loch in der Wand erreichte, würde er auf den Mann auf dem Führersitz schießen können.
    Irgend etwas kam durch das Loch gezischt, flog in steilem Winkel über seinen Kopf hinweg und barst an der Decke. Wieder fingen seine Augen zu brennen und zu tränen an. Er drückte zweimal ab, blind, und hörte Glas zerbrechen; die Kugel hatte einen Wandspiegel getroffen. Da wußte er, daß nichts mehr zu machen war. Seine Wut legte sich, und an ihre Stelle trat ein kalter, schmerzhafter Wunsch, ein sehnsüchtiges Verlangen nach Rache, so verzehrend, daß er leise aufstöhnte.
    Er hielt sich eine Hand über die Augen, aus denen die Tränen auf seine staubbedeckten Wangen hinabrannen, machte kehrt und ertastete sich den Rückweg zur Tür.
    Willie Garvin war mit dem Raupenschlepper ruckartig angefahren, so daß die Reißzähne der Schaufel über das Pflaster schrillten, bevor sie sich unter den Trümmerhaufen wühlten, auf dem der Tresor lag. In einem Schauer von Staub

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