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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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jetzt begeistert zu, wie sie sich zum Handstand auf schwang, im Sprung den Griff wechselte und eine Riesenfelge rückwärts anschloß. Während sie weitermachte, kam Tarrant zu dem Schluß, daß sie improvisierte.
    Es war entspannte Routine, anmutig in ihrer flüssigen Bewegung und scheinbar mühelosen Perfektion. Jetzt waren Felgumschwünge an der Reihe. Eine Schwungstemme rückwärts und im Fallen eine Drehung. Jede Bewegung ging fließend in die nächste über. Als Abgang wählte sie einen großartigen Salto.
    Nachdem sie sanft auf der Matte gelandet war, ging sie zum Radio hinüber und suchte einen anderen Sender.
    Tarrant machte immer noch keine Bewegung. Ein wenig schuldbewußt genoß er das Vergnügen, sie unbemerkt zu beobachten. Soweit er sehen konnte, zeigte sie keine Anzeichen von Spannung oder Unruhe; im Gegenteil, sie sah sehr entspannt, sehr jung aus, wie er sie früher gelegentlich nach einer anstrengenden Mission gesehen hatte. Diesmal wunderte er sich. Frasers Nachricht zufolge, die er am Flughafen bekommen hatte, war Modesty Blaise in
The Treadmill
und wünschte ihn dringend zu sprechen. Dringend war ein Wort, das sie nie ohne Grund gebrauchen würde. Es konnte nur bedeuten, daß sie irgendwie seine Hilfe brauchte, und deshalb war er geradewegs zu Willies Lokal gefahren. Brunel und die Singapur-Papiere konnten warten. Da konnte man jetzt sowieso nichts tun. Er stand tief in Modestys Schuld und war beinahe dankbar für die Gelegenheit, sich erkenntlich zu zeigen.
    Sie hatte einen anderen Sender gefunden, und Ballettmusik erfüllte die Turnhalle, der breite, schwingende Rhythmus des
Feuervogels
. Willie Garvin kam hinter den Duschkabinen zum Vorschein. Er hatte weiße Slacks und ein Unterhemd an und trug zwei Schutzhelme, die wie Fechtkörbe aussahen, sowie ein paar Einzelteile eines wattierten Körperschutzes. Er sagte: «Ah, das ist die einzige Art von Ballett, bei der ich gerne zuschaue, Prinzessin. Wenn gesprungen wird. Bei den übrigen Figuren fange ich immer im falschen Moment zu lachen an.»
    Sie drehte sich um, lächelte, strich sich eine schweißnasse Haarsträhne aus der Stirn und sagte: «Du bist ein Gemütsmensch, Willie, Liebling.»
    Er setzte seine Last ab. «Wie wär’s denn damit?» Er sprang in die Luft und drehte sich bei jedem gewaltigen Sprung um seine eigene Achse, während er einen Bogen durch das jenseitige Ende der Turnhalle beschrieb; dann sprang er erneut, und seine Beine kreuzten sich in einer Serie von
brisés
. Es war eine verteufelt gute Burleske, und der Ausdruck ästhetischer Befriedigung auf seinem markanten braunen Gesicht machte sie noch sehenswerter.
    Modesty applaudierte. Dann, als die Musik sich änderte, stellte sie sich in Positur und kam auf den Zehenspitzen auf ihn zugelaufen. Die Arme hatte sie nach hinten ausgestreckt, den Kopf schob sie auf dem langen, grazilen Hals nach vorn und drehte ihn ständig nach rechts und links, und die Füße hatte sie ein bißchen auswärts gestellt.
    Willie sagte: «Also gut!» Er sprang in einer Serie ganz passabler
Cabrioles
hinter ihr her, verfolgte sie. Sie mimte Angst, rollte auf groteske Weise die Augen, wirbelte in einer Pirouette herum, wandte sich ihm wieder zu und floh rückwärts vor ihm. Willie stelzte ihr nach und spielte Zorn und Bedrohung, während sie vor ihm zurückschreckte. Ihre Glieder und ihr Körper machten die klassischen Bewegungen, aber durchweg mit leichter Übertreibung, die der Darbietung einen Anflug von hoher Komödie verlieh.
    Willie wirbelte sie herum, faßte sie an der Hüfte und hob sie von hinten hoch. Sie nahm jene Haltung mit gespreizten Beinen und abgeknickten Knien ein, die Tarrant, gleich ihr ein Freund des Balletts, immer als ein wenig unpassend empfunden hatte. Langsam ließ Willie sie nieder. Sie berührte den Boden, aber ihre Knie waren verkrampft, und sie konnte nicht aufstehen.
    Sie mimte panische Angst. Willie stolzierte davon, machte eine
fouetté
, stolzierte zurück, nahm ihre Ohren zwischen Daumen und Zeigefinger, wobei er die kleinen Finger vornehm krümmte, und hob sie mit einer anmutigen Bewegung auf. Dann ging es weiter, sie sprangen, mimten, drehten Pirouetten, ahmten alle charakteristischen Ballettfiguren nach und karikierten sie dabei auf skandalöse Weise.
    Tarrant bekam allmählich ein furchtbar schlechtes Gewissen. Er bespitzelte sie, sah ihnen beim Spiel zu, und er bezweifelte sehr, daß schon jemand anders sie jemals so gesehen hatte, wie er sie jetzt sah. Sie

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