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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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im Morgengrauen in das Hotel umgezogen waren, hatte sie kein Wort verloren über das, was sie in der Nacht gehört oder gesehen hatte. Sie hatte längst gelernt, nie über irgendwelche sonderbaren oder furchterregenden Vorgänge zu sprechen. Sie hielt sich einfach an Brunels Anweisungen und setzte dieses nichtssagende Lächeln auf. Sie sagte: «Ich möchte in ein paar Läden gehen, um Make-up einzukaufen. Darf ich?»
    «Natürlich, Liebling», sagte Brunel freundlich. «Wir möchten alle, daß du dich immer schön machst.» Er lächelte. «Und besonders jetzt. Erinnerst du dich, daß ich einmal einen Mann namens Garvin erwähnt habe?»
    «Ja, ich erinnere mich.» Es wurde ihr ein wenig übel in der Magengegend, aber ihr Ausdruck veränderte sich nicht.
    «Nun, unser Verdacht hat sich bestätigt, daß er wirklich ein sehr böser Mann ist. Ein Feind, um genau zu sein.» Er betonte das Wort «Feind». «Deshalb werde ich dich bitten, dich mit ihm anzufreunden, und wenn du soweit bist, werde ich dir sagen, was du als nächstes zu tun hast.»
    Sie spürte, daß sie eine Gänsehaut bekam. Brunel würde es ihr sagen, und dann würden die Stimmen in ihrem Kopf seinen Wünschen Nachdruck verleihen.
    Sein Feind war immer auch der Feind der Stimmen.
    Mit Brunel hätte sie diskutieren, streiten, sogar kämpfen können, aber gegen die Stimmen konnte sie nichts machen. Sie hörten nicht, sie antworteten nicht, sie befahlen nur. Und was immer sie ihr auftrugen, wie schrecklich und erniedrigend es auch sein mochte, sie mußte gehorchen, oder die Stimmen würden sie in den Wahnsinn treiben.
    Sie suchte einen Halt in der Wirklichkeit und dachte an das Buch, das sie gerade las, einen historischen Roman; dachte an die junge Heldin aus dem 17. Jahrhundert, mit der sie sich identifizierte, und beschäftigte sich nur am Rand ihres Bewußtseins mit der Unwirklichkeit Brunels. Ihn fragte sie rasch: «Weißt du, was für einen Geschmack dieser Mann hat? Was er von einem Mädchen erwartet?»
    «Darüber bin ich nicht im Bilde», sagte Brunel, «aber ich kann mich sicher darauf verlassen, daß du das selbst herausfindest, Lisa. Und nun laß dich nicht aufhalten.
    Ich werde später mit dir darüber sprechen, wo und wann du mit ihm Kontakt aufnehmen kannst.»
    Sie ging auf den Korridor hinaus, trat an den Lift und drückte auf den Knopf. Während sie so dastand und wartete, war sie ein Mädchen namens Jeannie, von puritanischer Abstammung, verliebt in einen Chevalier, der von Cromwells Männern gejagt wurde, hin- und hergerissen zwischen Liebe und Pflichterfüllung.
    Im Wohnzimmer der Suite sagte Adrian Chance:
    «Garvin wird wissen, daß sie deine Kreatur ist. Wenn er es nicht schon vorher wußte, hat Fraser ihn gewarnt. Und man braucht nicht besonders auf Draht zu sein, um einen Albino zu erkennen, wenn man vor ihm steht.»
    «Das stimmt alles», sagte Brunel. «Garvin soll ja wissen, daß ich Lisa auf ihn angesetzt habe.» Er erhob sich, eine kleine, gedrungene Gestalt, und schlenderte ans Fenster. «Weißt du, wenn wir anfangen, diese Modesty Blaise zu dressieren, müssen wir einen genauen Zeitplan einhalten. Erst müssen wir ihr die Orientierung nehmen. Der richtige Schock im richtigen Augenblick. Die richtige Freundlichkeit im richtigen Moment. Das richtige Maß an Brutalität im richtigen Moment. Es müßte ein interessantes Spielchen werden.»
    Jacko lachte. Brunel ignorierte ihn und fuhr nachdenklich fort: «Garvin wird natürlich dran glauben müssen. Wieder auf die richtige Art und zum richtigen Zeitpunkt. Er ist gut, und ich verzichte nur widerwillig auf die Chance, ihn für unsere Zwecke einzusetzen, aber wir müssen realistisch sein. Zusammen stellen sie ein viel zu gefährliches Team dar.» Er steckte sich eine Zigarette an. «Ja. Garvin wird unbedingt dran glauben müssen.»

5
    Als Tarrant in der inneren Tür stand, war Schatten um ihn. Die Turnhalle bekam kein Tageslicht. Die Leuchtstofflampen am anderen Ende waren angeschaltet und erleuchteten diesen Teil wie eine Bühne. Ein Radio spielte einen Querschnitt durch Melodien von Cole Porter. Modesty, die ein Trikot trug, turnte am Reck.
    Tarrant stand unbeweglich und schaute zu. Bei keiner Sportart sah er so gern zu wie beim Damenturnen, denn er fand, daß dabei die Vollkommenheit des weiblichen Körpers in Form und Bewegung am besten zur Geltung kam. Es erforderte eine perfekte Koordination aller Muskeln, und es erforderte Kraft.
    Er hatte sie noch nie am Reck gesehen und schaute

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