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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Nein. Zu biegsam für etwas mit harten Deckeln. «Als ich noch viel jünger war», sagte er, «habe ich, wenn ich mich recht entsinne, immer zu erraten versucht, was darin war, bevor ich ein Geschenk aufmachte.»
    Willie grinste. «Ich würde das in diesem Fall nicht versuchen. Die Prinzessin hat das ausgesucht, und es ist ein bißchen ausgefallen. Ich kann Ihnen aber etwas verraten. Es ist echt.»
    Tarrant holte ein kleines Taschenmesser hervor und fuhr mit der Klinge unter die Klappe des Packpapiers.
    Das war sehr nett von den beiden, wirklich sehr aufmerksam. In einem Anflug von Galgenhumor dachte er, daß dies sehr gut sein Abschiedsgeschenk sein könnte. Zweifellos würde ihm die Regierung einen Orden verleihen, wenn sie ihn in die Wüste schickte, aber das hier bedeutete ihm mehr.
    Das Einwickelpapier fiel zu Boden, und er hielt einen Stapel ziemlich billiges, schwach liniiertes Papier in der Hand, das mit violetter Tinte in einer runden Handschrift beschrieben war. Als er die ersten Worte auf dem obersten Blatt gelesen hatte, stockte ihm der Herzschlag. Er hatte diese Papiere nie gesehen, aber er kannte sie. Fraser hatte sie in seinem Bericht über den Besuch bei Brunel bis ins kleinste beschrieben.
    Tarrant saß da und starrte den Stapel lange an. Erleichtert stellte er fest, daß seine Hände nicht zitterten.
    Langsam blickte er auf.
    «Sie sind echt», wiederholte Willie. «Die Originale.»
    Ganz leise sagte Tarrant: «Allmächtiger Gott. Wieviel haben Sie dafür bezahlt?»
    Willie lachte. Modesty sagte: «Es ist sehr unhöflich, nach dem Preis eines Geschenks zu fragen. Aber wir brauchten sie nicht zu kaufen. Wir haben sie gestohlen.»
    «Das ist billiger», ergänzte Willie weise.
    «Aus Brunels Haus? Aus diesem Tresor? Mann, das war doch unmöglich. Wir haben jede Möglichkeit in Betracht gezogen …» Tarrant verstummte hilflos und schaute die Papiere an, die er in der Hand hielt. Dann riß er sich mit sichtlicher Anstrengung zusammen. Er legte die Singapur-Papiere weg, erhob sich, faßte Modesty an beiden Händen und beugte sich vor, um sie auf beide Wangen zu küssen; dann schüttelte er Willie ergriffen die Hand. «Ich danke Ihnen für das Geschenk», sagte er. «Ich danke Ihnen beiden vielmals. Es ist genau das, was ich mir gewünscht habe. Können wir jetzt mit der feierlichen Verbrennung beginnen?»
    «Der elektrische Schmelzofen brennt», sagte Willie und ging voran in die Werkstatt. Mit einer Zange schob Tarrant die Singapur-Papiere in den kleinen Ofen und sah zu, wie sie zu grauer Asche zerfielen.
    «Ich hoffe, Sie können sich wenigstens in etwa vorstellen, wie mir zumute ist», sagte er. «Es tut mir leid, aber so was kann man nicht in Worte fassen.»
    «Wir sind froh, daß Sie zufrieden sind.» Modesty nahm ihn am Arm, und sie gingen in die Turnhalle zurück. Als Tarrant sich wieder gesetzt hatte, fragte er:
    «Diesen Floh hat Ihnen natürlich Fraser ins Ohr gesetzt?»
    «Nein. Seien Sie ihm nicht böse deswegen. Wir fragten ihn nach einer Idee für Ihr Geburtstagsgeschenk. Zufällig war auch Brunel in
The Legend
, wo wir zu Abend aßen, und Fraser erwähnte die Papiere als einen ziemlich bitteren Scherz. Auf diese Weise erfuhren wir von der Sache.»
    «Aber wie haben Sie das angestellt, meine Liebe? Es gab ja nicht einmal einen Plan.»
    «Ich habe mich schon gewundert», sagte sie, «daß Sie es nicht bei Ihrer Ankunft erfahren haben. Aber ich nehme an, Sie haben die Morgenzeitungen noch nicht gelesen?»
    «Nein. Fraser schickt sie sonst immer mit dem Wagen mit, aber heute waren sie nicht da …» Er verstummte. «Ah, jetzt geht mir ein Licht auf. Es steht etwas darin, was mich gewarnt hätte, nicht? Und Fraser wollte Ihnen Ihre Überraschung nicht verderben.»
    Modesty lächelte. «Das muß auch der Grund sein, weshalb er Ihnen sagen ließ, Sie sollten von Heathrow aus direkt hierherkommen. Der gute Jack wird geradezu menschlich.»
    «Ich weiß, daß Sie nicht gerne mit Ihren Heldentaten prahlen», sagte Tarrant. «Ich habe immer nur skizzenhafte Berichte von Ihnen bekommen. Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in diesem Falle eine Ausnahme machen würden. Es ist mein Geburtstag.»
    Willie kam mit den Morgenzeitungen aus der Werkstatt und ließ sie auf den Kasten neben Tarrant fallen. «Lesen Sie selbst», sagte er. «Und machen Sie sich keine Sorgen darüber, daß die Polizei angeblich Spuren verfolgt. Wir haben dafür gesorgt, daß die Ermittlungen allesamt im Sande verlaufen werden.

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