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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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wir ein Experiment. Wir lassen die Blaise und Pennyfeather für eine Weile zusammen.»
    «Wozu denn das?»
    «Um zu sehen, was dabei herauskommt. Sie werden sich gegenseitig beeinflussen, und ich kann mir nicht denken, daß es zu ihrem Nutzen sein wird, wohl aber vielleicht zu unserem. Wahrscheinlich wird keiner von beiden viel Hoffnung im andern wecken.»
    Chance zuckte mit den Achseln. «Na schön. Ich nehme an, du weißt, was du tust.»
    Brunel nickte. «Da kannst du ganz sicher sein, Adrian.»
    Sie trug ein weißes Hemdblusenkleid aus Leinen, das Lisa gehörte. Es war eine Stunde nach dem Mittagessen, und die Erde dampfte nach einem kurzen Regenschauer, als sie in der Nähe des Gorillakäfigs stand und Giles Pennyfeather auf sich zutrotten sah. Brunel hatte gesagt: «Warum machen Sie nicht einen kleinen Spaziergang zu Ozymandias hinüber? Vielleicht treffen Sie einen alten Freund.»
    Sie hatte zunächst an ein weiteres, bewußt auf Verwirrung abzielendes Manöver gedacht und alles andere erwartet, nur nicht, daß sie Giles wiedersehen würde. Jetzt ging sie auf ihn zu, ohne Hast, denn sie wußte, daß man sie vom Haus aus beobachten würde. Er humpelte anscheinend ziellos umher, aber als er sie sah, beschleunigte er seine schlurfenden Schritte.
    Es gelang ihr nur mit Mühe, eine unbewegte Miene aufzusetzen, als er näher kam. Er trug seine Schuhe in den Händen und hatte sich die Füße mit Streifen aus seinen Hosenbeinen umwickelt, die ihm jetzt nur noch knapp unter die Knie reichten. Sein schmales Gesicht war eingefallen, die Augen saßen tief in den Höhlen, das Haar war verfilzt. Verzweiflung überkam sie, als ihr klar wurde, daß er auf niederträchtige Weise gequält worden war und daß sie ihm nichts anzubieten, keinen Plan ersonnen hatte, der wenigstens ein Fünkchen Hoffnung hätte nähren können.
    Er winkte zur Begrüßung mit einem Schuh, und ein breites, freudiges Grinsen zerriß sein hageres, dreckiges Gesicht, als er schließlich vor ihr stand. Sie sah die Abschürfungen an seinen Handgelenken, die Spuren der Stricke.
    «Mensch, ich dachte, die wollen mich auf den Arm nehmen», sagte er und ließ die Schuhe fallen, um sie an den Händen zu fassen. «Geht’s dir gut?»
    «Ja, mir geht’s gut, Giles. Weißt du, ich würde dir gern einen Kuß zur Begrüßung geben, aber ich nehme an, daß sie uns beobachten, und ich will ihnen kein Schauspiel bieten. Gehn wir einfach ein bißchen auf und ab. Sie können ja nicht überall Minispione verstreut haben, und das Haus ist zu weit weg, als daß sie uns hören könnten.»
    «In Ordnung.» Er faßte sie unter. «Ich bin leider ein bißchen schwach auf den Beinen.»
    «Ja, das hab ich gesehen. Aber ich darf mich nicht besorgt zeigen, solange sie uns beobachten. Was haben sie mit dir gemacht?»
    «Na ja, jeden Tag prügeln sie mich einmal tüchtig durch. Davon wird einem ganz dumm im Kopf, das kann ich dir sagen. Und ziemlich lange Perioden ohne Wasser, doch das ist nicht so schlimm. Aber ich mag es gar nicht, wenn man mich Tag und Nacht im Finstern sitzen läßt. Da vergeht die Zeit so langsam, weißt du.»
    Er schaute auf seine notdürftig verbundenen Füße hinunter. «Und dann die Zehennägel. Jeden Tag kommt dieser silberhaarige Saukerl und reißt mir einen aus. Als eine Art Zugabe zu den Prügeln. Das tut ganz gemein weh.»
    Sie spürte, wie ein krampfhaftes Lachen in ihr aufsteigen wollte, als sie diese trockenen Kommentare hörte, aber es gelang ihr, es zu unterdrücken, und ihre Nerven zitterten von der Anstrengung, mit der sie den Ansturm der Hysterie niederkämpfte. «Mein Gott», sagte sie, «ich frage mich, ob du mich nicht haßt, weil ich dir das eingebrockt habe.»
    «Was? Du kannst doch nichts dafür. Ich meine, wir konnten doch nicht einfach auf unserem Hintern sitzenbleiben. Es ist halt schade, daß es nicht geklappt hat. Haben sie dir arg zugesetzt?»
    «Nicht so wie dir. Sie haben mich kaum angerührt.»
    «Das ist immerhin etwas.»
    «Nicht sehr viel. Ich habe versucht, mir etwas auszudenken, aber …» Sie schüttelte den Kopf. «Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Das schlägt in mein Fach, und ich hätte uns schon längst hier herausbringen müssen, aber … Ich mache meine Sache nicht sehr gut.»
    «Sei nicht blöd. Du kannst doch keine Wunder wirken.»
    «Dazu braucht es kein Wunder, Giles. Es reicht, wenn man scharf nachdenkt und ein bißchen Mumm in den Knochen hat. Aber mir fehlt auf einmal beides.»
    Sie nahm den verzweifelten

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