Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
ist.»
    Chance lachte. Seine Erregung war so groß, daß er einen Moment lang versucht war, mit der ungeheuerlichen Entdeckung herauszuplatzen, die er gemacht hatte, aber er unterdrückte den Impuls gewaltsam und sagte: «Ja, du hast recht.»
    «Die Blaise ist stärker», sagte Jacko schläfrig. «Stärker als Lisa. Aber er wird sie herumkriegen, er bestimmt. Aber anders. Er wird erreichen, daß sie für ihn die Arbeit macht, genau wie wir.»
    Nein, das wird er nicht, bei Gott! sagte Chance beinahe mit Inbrunst zu sich selbst. Jetzt nicht mehr!
    Er dachte an seine Entdeckung. Selbst jetzt, fast 24 Stunden später, konnte er es noch kaum fassen. Und er war ganz zufällig darauf gestoßen, bei einer Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million.
    Gestern. Brunels Arbeitszimmer. Erst zum drittenmal in sechs Jahren war er allein in diesem Arbeitszimmer gewesen. Das Funktelefon funktionierte nicht richtig, und Brunel hatte ihm aufgetragen, nach dem Defekt zu suchen.
    Das Arbeitszimmer schien Brunels Gegenwart zu atmen, und er fühlte sich unbehaglich, als Eindringling.
    Vielleicht waren seine Hände deswegen ein bißchen ungeschickt gewesen. Er hatte die kleine Kunststoffkarte mit einem Schaltbild, die in einem Schlitz im Chassis des Funktelefons steckte, auf den Schreibtisch gelegt, um sie während der Arbeit vor Augen zu haben, und sie mit der Manschette hinuntergestoßen. Und dann war das Unglaubliche geschehen: nachdem die Karte gegen sein Knie gestoßen war, war sie flatternd herabgefallen, hatte infolge des Luftwiderstands einen Bogen gemacht, war auf die Schubladen im rechten Schreibtischsockel geflogen und genau durch den dünnen Schlitz zwischen der Oberkante der untersten Schublade und der darüberliegenden Querverstrebung gerutscht – und verschwunden. Es hatte ausgesehen wie ein Zauberkunststück, und er hatte erschrocken und nervös aufgelacht. Eine Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million.
    Er fand die Schublade verschlossen. Er wollte Brunel nichts davon sagen. Das hätte nur bedeutet, daß er sich einen kühlen, bissigen Kommentar hätte anhören müssen. Er zog an der nächsthöheren Schublade, und die war nicht versperrt. Er nahm sie heraus und griff erleichtert in die unterste Schublade. Und dann machte er die Entdeckung, obwohl sie zunächst nur eine vage und verstohlene Neugier in ihm weckte.
    Wozu brauchte Brunel dieses tragbare Tonbandgerät? Er benützte es nicht zum Diktieren. Chance hatte es ihn überhaupt nie benützen sehen. Außerdem war es nicht bloß ein einfaches Tonbandgerät. An der Rückseite war ein Funksender mit einer Teleskopantenne angeschraubt. Höchst seltsam. Chance betrachtete die Spule, die auf einem der beiden Teller lag, und Schweiß trat ihm auf die Stirn, als die Versuchung immer stärker wurde.
    Es war Nachmittag, drei Uhr vorbei. Brunel war außer Haus, er inspizierte die Farm. Er würde mindestens eine volle Stunde wegbleiben, und sonst würde niemand in das Arbeitszimmer kommen. Er hatte genügend Zeit, sich einmal kurz anzuhören, was auf dem Band war. Trotzdem zögerte Chance. Vielleicht war es die Erbitterung, die schließlich den Bann brach, die Erbitterung, die ihn nicht mehr losließ, seit Brunel ihm auf der Veranda ungerührt eröffnet hatte, daß er eines Tages vor der Blaise das Feld räumen und Befehle von ihr entgegennehmen würde.
    Chance fluchte leise vor sich hin, setzte sich mit bebender Hand den Kopfhörer auf und schaltete das Gerät ein. Es gab noch einen zweiten Schalter, der offenbar die Verbindung zwischen dem Tondband- und dem Funkgerät herstellte, aber er hütete sich, ihn zu berühren. Der Gedanke, die Kunde von seinem eigenmächtigen Vorgehen könnte per Funk ausgesendet werden, ganz gleich an welchen Empfänger, ließ ihn schaudern.
    Zehn Minuten später, als das Band erst zu einem Viertel abgelaufen war, schaltete er das Gerät aus. Fünf Minuten saß er wie betäubt da, dachte nach über das, was er gehört hatte, und versuchte die Möglichkeiten abzuschätzen, die sich ihm durch diese phantastische Entdeckung eröffnet hatten. Er wußte, daß etwas Großes in seiner Reichweite lag, aber der Verstand mußte den Instinkt erst noch einholen.
    Phantastisch, das war das richtige Wort …
    Mit einem Ruck kam er zu sich, spulte das Band zurück, stellte das Gerät in die Schublade und schob die obere Lade wieder hinein. In dieser Nacht lag er bis in die frühen Morgenstunden wach, vor Erregung fiebernd, als die Fühler seiner Gedanken zum

Weitere Kostenlose Bücher