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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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zu tun gelernt hatte, und er war es zufrieden.
    Doch jetzt war seine Zufriedenheit bedroht, und Modesty spürte, daß er sich zu fürchten begann. Sie glaubte zu wissen, warum seine schöpferische Kraft versiegte. Nach drei Tagen Muße kamen sie überein, daß er am folgenden Morgen wieder mit der Arbeit beginnen sollte.
    An diesem Tag verließ sie das Hotel und kam mit ihrem gesamten Gepäck im Kofferraum bei Hemmer an. Er wartete nervös, starrte auf die formlose Tonmasse am Drahtgerüst und versuchte sich zusammenzureißen. Sein Gesichtsausdruck war angespannt. Als sie sich ausgezogen und den Mantel umgeworfen hatte, den sie zwischen den Sitzungen trug, nahm sie nicht ihre gewohnte Stellung auf dem Tisch ein. Sie ging auf ihn zu, nahm sein sorgenvolles Gesicht in ihre Hände und küßte ihn lang und hart auf die Lippen. Sie wußte, daß ihm erst in diesem Augenblick klar wurde, wieviel Sehnsucht nach ihr in ihm geschlummert hatte.
    Einen ganzen Tag lang liebten sie einander. Er war in der Kunst der Liebe nicht wirklich versiert, doch auch nicht ganz ohne Erfahrung. Und sein vollkommenes Versinken in ihr machte es schön für sie. Es war das Versinken, das dem Gefühl eines Bildhauers für sein Material entsprang. Als sie zusammen in dem kleinen, warmen Schlafzimmer lagen, sog er sie mit allen seinen Sinnen in sich auf, mit seinen Blicken und Händen, die jede Fläche, jeden Muskel, jeden feinsten Unterschied in der Beschaffenheit ihres Körpers erfühlten.
    Er war langsam und zärtlich, manchmal in Staunen verloren beim Anblick oder bei der Berührung einer Rundung ihres Körpers; dann wieder studierte er mit einem gespannten, leicht verwirrten Lächeln ihr Gesicht. Als die Vereinigung kam, glitten sie langsam und dann allmählich rascher dem Höhepunkt entgegen.
    An diesem Tag ließen sie sich bei Einbruch der frühen Dämmerung in der dampfenden Hitze des Sauna-Hauses rösten und liefen dann an den Rand des Sees, um das Eis aufzubrechen und in die atemberaubende Kälte zu tauchen. Sie trockneten ihre glühende Haut vor dem offenen Feuer, und Modesty bereitete eine Mahlzeit.
    Als sie gegessen hatten, saß sie nochmals für ihn Modell. Er begann den Modellierton an den Drahtschlingen zu formen und arbeitete mit gelassenem Selbstvertrauen. Um Mitternacht war das Modell vollendet – bis auf das Gesicht, das er erst in Angriff nehmen wollte, nachdem der Körper in Holz fertiggestellt war.
    In dieser Nacht hatte er sie in die Arme genommen und war sofort in den tiefen Schlaf vollkommener Zufriedenheit gefallen. Jetzt, drei Wochen später, war die Mahagonistatue beinahe vollendet. Mit dem Gesicht hatte er Schwierigkeiten, doch die alte Angst kehrte nicht mehr zurück. Er genoß die Herausforderung, wie ein Mann die Herausforderung eines hohen Berggipfels genießt.
    Er legte die Holzspachtel weg, mit der er gearbeitet hatte, und sagte: «Ja, natürlich.»
    «Natürlich was, Alex?»
    «Du sagtest, du möchtest Kaffee und eine Zigarette.»
    «Das war vor einer Viertelstunde.»
    Er starrte sie an. «Tatsächlich?»
    «Wirklich. Aber ich führe nicht Buch.» Sie nahm den hinter ihr liegenden Mantel und zog ihn an, während sie vom Tisch glitt. «Gestern abend bat ich dich, mit der Arbeit aufzuhören und ins Bett zu kommen.
    Nach vierzig Minuten sagtest du: ‹Ja, bei Gott.›»
    Beschämt strich er sich mit der Hand über die Brauen und hinterließ einen schmierigen Fleck. «Es ist deine Schuld, Modesty. Du hast ein berückendes Gesicht.»
    «Danke.» Sie nahm die Kaffeekanne, die auf dem Kamin stand, und goß Kaffee in zwei große Porzellantassen. Er reichte ihr eine Zigarette und gab ihr Feuer, dann nahm er ihr Kinn in die Hand und drehte ihren Kopf einmal hierhin, einmal dorthin.
    «In einem Augenblick hast du ein sehr junges Gesicht, das Gesicht eines schlimmen Kindes. Und im nächsten Augenblick ist es älter als Evas Gesicht.»
    Sie lächelte. «Versuch lieber das alte einzufangen, Alex. Ich habe es versäumt, ein Kind zu sein.»
    «Nein. Du bist es jetzt noch manchmal.» Er betrachtete die Skulptur. «Ich muß beide Gesichter im Holz festhalten. Und noch viele andere Dinge. Ich weiß, daß es mir gelingen wird.»
    «Gut.» Sie setzte sich und trank den heißen, süßen Kaffee. Eine gemütliche Stille umfing sie. Alex Hemmer blickte zerstreut auf die Statue. Nach einer Weile sagte er: «Du bist frei von Eitelkeit. Es liegt dir nicht besonders viel an der Statue. Warum hast du dich bereit erklärt, zu

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