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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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nur eine Sporthalle. Es gibt einen Schießstand für Pistolen und einen für Bogenschießen, einen Kampfdojo – das ist eine wattierte Matte –, Turngeräte und Duschen. Das ganze Gebäude ist schalldicht. Hinten, von der Halle getrennt, liegt meine Werkstatt, wo ich an elektronischen und mikrotechnischen Geräten zu basteln pflege.
    Ich trug Fitch hinein und versperrte die äußere Tür, dann band ich seine Hände am Rücken fest und nahm seine Pistole. Ich mußte herausfinden, wo man die Prinzessin hingebracht hatte, und ich wußte, die einzige Möglichkeit war, diesen verdammten Kerl so rasch wie möglich breitzuschlagen. Hätte ich Zeit gehabt, so wäre Skopolamin das Richtige gewesen, doch ich hatte keines bei mir und ich hatte auch keine Zeit.
    Jemanden zum Sprechen zu bringen ist nie meine Stärke gewesen. Und Fitch war zäh, nicht nur an der Oberfläche, sondern bis in sein Innerstes. Hätte ich mir vorgestellt, was Rodelles Experten mit Modesty tun würden, so hätte ich mich ohne allzu große Überwindung mit Fitch beschäftigen können, doch es hatte keinen Sinn. Ich wurde selbst einmal mit heißen Eisen bearbeitet, und man kann den Schmerz ertragen, bis man das Bewußtsein verliert. Fitch war von diesem Schlag. Oder noch wahrscheinlicher, er würde sprechen, aber lügen – und es blieb mir keine Zeit, falschen Spuren nachzulaufen. Ich mußte ihn innerlich aufbrechen, damit er – wenn er sprach – die richtigen Antworten gab.
    Ich holte einen Strick, kletterte an einem der Seile in der Trainingshalle hinauf und legte das Strickende um eine große Rolle an einem Balken, der quer durch die Halle lief. Dann kletterte ich hinunter, knüpfte das andere Strickende zu einer kleinen Schlinge und zwängte Fitchs Kopf hindurch. Aus der Werkstatt holte ich einen Stuhl und stellte ihn unter die Rolle.
    Fitch kam langsam zu sich. Noch während er halb bewußtlos war, zog ich am Strick und zerrte ihn auf die Füße. Nach etwa zehn Sekunden, als er bereits stehen konnte, ohne in den Knien einzuknicken, zerrte ich wieder am freien Strickende. Der Stuhl stand knapp neben ihm, und das einzige, was er tun konnte, war hinaufsteigen. Da stand er nun, hin und her schwingend, mit verrenktem Kopf und herausquellenden Augen, schweißüberströmt vor Angst, daß er die Balance verlieren könnte. Ich befestigte das freie Strickende an einem Barren an der Wand, so daß der Strick leicht gespannt war, dann stellte ich mich vor ihn hin und legte alle Bösartigkeit, die ich aufbringen konnte, in meinen Blick.
    «Du verdammter Scheißkerl», sagte ich – nicht laut, sondern kalt und hinterhältig. «Meinst du, ich sei dumm genug, zu glauben, daß ich Modesty helfen könne, wenn ich mit dir komme? Ich werde Rodelle finden. In zwanzig Minuten werde ich in London, Liverpool, Glasgow und Cardiff Leute an der Hand haben, die ihn suchen. Er ist hier im Land, und sie werden ihn finden. Es wird zu spät sein, Modesty zu helfen, aber nicht zu spät, um das Schwein umzubringen. Und du, Fitch, du bleibst schön da und pendelst hin und her.»
    Ich kippte den Stuhl, so daß er hinunterglitt, dann stellte ich ihn wieder auf und lief zur Tür. Zwischen den beiden Türen ist etwa ein Meter Zwischenraum; ich sah durch den Spalt der inneren Tür und beobachtete Fitch. Er konnte nicht so fallen, daß er sich das Genick brach, und die Schlinge hatte keinen Schlüpfknoten, so daß er auch nicht gleich ersticken würde.
    Ich sah, wie er mit zur Seite gepreßtem Kopf und hervorquellenden Halsmuskeln den Körper hin und her schwang, während er verzweifelt versuchte, einen Fuß auf den Stuhl zu setzen, den ich neben ihm stehengelassen hatte. Ich nahm an, daß es ihm gelingen würde, daher ging ich leise durch die zweite Tür und lief zum Parkplatz.
    Doris hatte das Lokal geschlossen, und es stand nur noch ein Auto da, ein Jaguar XJ6. Er war verschlossen, doch das hielt mich nicht länger als zehn Sekunden auf.
    Auf den Hintersitzen fand ich ein Paar Handschellen, die man mit einer kurzen Kette an der Karosserie festgemacht hatte. Vermutlich waren sie dazu bestimmt, mich ruhig zu halten, wenn wir uns dem Ende unserer Reise näherten.
    Ich ging zur Sporthalle zurück, öffnete die äußere Tür und lief durch die innere auf die hinter der Halle liegende Werkstatt zu. Erst als ich an Fitch vorüber war, blieb ich abrupt stehen, drehte mich um und blickte ihn leicht erstaunt an. Er balancierte auf den Zehenspitzen auf dem Stuhl und hielt den Körper etwas

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