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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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dem Seesack, ein Päckchen Rosinen und eine Brandyflasche. Das Brot war mit Butter bestrichen und mit Schinken belegt. «Sie haben Glück, daß ich heute erster Klasse reise», sagte sie. «Fangen Sie an zu essen, während ich mir Ihren Arm ansehe, und dann können Sie einen Schluck Brandy haben.»
    Quinn biß hungrig ins Brot und sah ihr zu, wie sie eine farblose Flüssigkeit auf ein Stück Verbandsstoff goß. Sie legte seine Hand auf sein Knie, wickelte den Verbandmull um sein geschwollenes Handgelenk und begann es zu bandagieren.
    Er schluckte und sagte: «Sind Sie Ärztin oder so etwas?»
    «Nein, ich habe Erfahrung bei Unfällen.» Sie sprach fast geistesabwesend, und er fühlte sich ein wenig gereizt durch ihre Art.
    «Ich heiße Quinn», sagte er.
    «Hallo, Mr. Quinn.»
    «Himmel, wird das wirklich so förmlich?»
    «Wie nennen Sie Ihre Freunde?»
    «Meine Feinde nennen mich Henry, meine Freunde nur Quinn.»
    «Hallo, Quinn. Ich heiße Modesty Blaise. Was machen Sie hier?»
    «Ich bin auf einer Wanderung. Dabei habe ich die Zeit und die Entfernung falsch eingeschätzt. Schließlich wollte ich nach La Malène weitergehen und dort die Nacht verbringen, statt zu meinem Hotel in St. Chély zurückzukehren.» Er schaute auf. «Ich habe dann einen Blick auf den Fluß geworfen und bin blödsinnig ausgerutscht.»
    Sie verknüpfte die Enden der Bandage und blickte über die Schlucht. «Sie müssen hier gewesen sein, als gestern der Wagen abstürzte. Ein grauer Peugeot. Haben Sie gesehen, wie es passierte?»
    Er starrte sie verwundert an. «Er ist abgestürzt? Lieber Himmel, nein, ich habe ihn nicht fallen sehen.» Er verschlang den Rest des Schinkenbrots und griff nach den Rosinen. «Ich bin damals immer wieder bewußtlos geworden und nach einer Weile wieder zu mir gekommen. Das muß ich gerade versäumt haben.» Er blickte über die Schlucht und verzog das Gesicht. «Wie viele?»
    «Im Wagen? Zwei.»
    Quinn schüttelte den Kopf. «Arme Teufel», sagte er nüchtern. «Man hat lange Zeit zum Denken bei so einem tiefen Sturz. Ich meine, es würde einem lange vorkommen. Man kann in ein paar Sekunden viel durchmachen, wenn man weiß, daß man erledigt ist.»
    «Ja.» Sie nahm die Flasche und goß Brandy in die Verschlußkappe. «Sie können das trinken, jetzt, wo Sie etwas im Magen haben. Dann werden wir sehen, ob Sie sich bewegen können.»
    Seine Hand zitterte derart, daß sie den Becher an seine Lippen halten mußte. Er trank ein paar Schlucke Brandy und spürte, wie die Wärme ihn durchströmte.
    Zwischen den Schlucken sagte er: «Sie sind in einem Wagen gekommen? Wie haben Sie ihn hier heraufgebracht?»
    «Wenn man von La Malène aus nach Süden fährt, kommt man auf einen schmalen Karrenweg, der in die Causse einbiegt. Man kann dort mit einer Geschwindigkeit von zehn bis zwölf Stundenkilometern fahren.
    Der letzte Kilometer ist schwierig, wenn man den Weg verläßt und zum Wald fährt. Man muß da im Schrittempo fahren, aber man kann den Wagen unter den Bäumen außer Sicht parken.»
    Er blickte sie verblüfft an. «Und was dann?»
    «Dann mache ich einen Spaziergang. Für gewöhnlich gehe ich über die Causse. Heute wollte ich zuerst einen Blick auf den Fluß werfen. Ich war schon im Gehen, als ich Sie sah.»
    «Sie gehen über die Causse?» Er schaute auf ihre leichte Kleidung und ihre Sandalen, die nur aus Sohlen und Lederriemen bestanden. «Du bist verrückt, Süße.»
    Sie zuckte die Achseln, offensichtlich an seiner Meinung nicht interessiert. Es fiel ihm jetzt auf, daß es beinahe vom ersten Augenblick an so schien, als seien ihre Gedanken ganz woanders, selbst als sie mit ihm sprach und seine Verletzungen versorgte. Und sie hatte nicht gelächelt. Kein einziges Mal. Er wünschte sich plötzlich brennend, sie lächeln zu sehen. Er kaute eine Handvoll Rosinen, schluckte und sagte: «Modesty Blaise, sagten Sie?»
    «Ja.»
    «Hübscher Name. Gefällt mir. Was geschieht jetzt?»
    «Ich werde eine Schlinge für Ihren Arm machen und dann ein wenig mit Ihnen auf und ab gehen, damit Ihre Muskeln wieder beweglich werden.» Sie blickte die sechs Meter hohe Felswand hinauf. «Es ist nicht weit und es gibt ein paar gute Griffe. Ich habe einen Splitthammer aus dem Wagen mitgebracht und kann die Griffe für Sie tiefer schlagen, bevor wir starten. Ich werde oben sein und Sie am Seil halten.»
    «Du bist tüchtig, Süße, zugegeben. Aber auf einen zweiten Sturz bin ich nicht neugierig.»
    Sie blickte ihn mit

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