Modesty Blaise 07: Die silberne Lady
murmelte er, «bleib um Himmels willen stehen und renn um dein Leben!»
«Still! Rühren Sie sich nicht. Halten Sie die Tür.» Die beiden Männer weiter vorn standen zu beiden Seiten des Wegs, so daß sie zwischen ihnen durchfahren mußte, mit einer halben Armlänge Abstand auf jeder Seite. Der dritte Mann, der einzige ohne Hut, lehnte an der Motorhaube des Citroën und schien seine Nägel mit einem Messer zu reinigen. Er schaute auf und gab ihnen ein lässiges Zeichen, zu halten.
Modesty begann zu bremsen, und dann, als sich die Motorhaube des Renault zwischen den beiden Männern befand, trat sie hart auf die Bremse. Ein kurzes Schleudern, und die Räder standen. Quinn wurde nach vorn gegen den Sicherheitsgurt geworfen. Beide Türen sprangen auf, mit der geballten Energie der Vorwärtsbewegung, die das plötzliche Anhalten auslöste.
Der Mann mit den verschränkten Armen auf Quinns Seite hatte sich ein wenig umgewandt. Die schwingende Tür traf ihn am linken Arm und an der Schulter. Die Metallkante an der oberen Ecke riß seine Wange auf. Quinn hörte ihn aufschreien. Den anderen Mann hatte der Schlag auf die Hand getroffen und ihm wahrscheinlich einen oder zwei Finger gebrochen, denn er hielt seine Hand, als er taumelte und versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
Modesty Blaise hatte den Wagen verlassen. Quinn bemerkte undeutlich, daß sie praktisch im selben Augenblick aus dem Wagen gesprungen sein mußte, als die Türen aufschwangen. Mit klopfendem Herzen tastete er nach dem Verschluß seines Sicherheitsgurts, aber er konnte die Augen nicht von ihr abwenden. Er sah sie einen Schritt machen und ein langes braunes Bein hochschwingen. Der Ballen ihres bloßen Fußes landete einen genauen und explosiven Treffer auf dem Kinn des Mannes. Bevor er noch zu Boden ging, warf sie sich herum, stützte die Hand auf die Kühlerhaube und sprang darüber, mit einer Geschmeidigkeit, die den vorausgegangenen Tritt und die Wendung zur notwendigen Einleitung der einheitlichen Bewegung machte.
Der Mann mit dem verletzten Gesicht hatte sich vom Wagen weggerollt und kam auf die Knie. Er hielt eine Waffe in der Hand, aber bevor er sie heben konnte, hatte Modesty wieder zugetreten. Er schrie auf, als ihr Fuß gegen seinen Ellbogen stieß, die Waffe flog im Bogen weg und landete zehn Schritte entfernt. Modestys rechte Hand bewegte sich geschmeidig aufwärts, nicht sehr heftig, und wieder schien diese fließende Bewegung mit den anderen eine Einheit zu bilden.
In ihrer Hand lag die kleine, hölzerne Hantel. Einer der Knöpfe schlug hart gegen den Kopf des Mannes, unter und hinter dem Ohr. Er fiel schlaff zur Seite und rührte sich nicht mehr. Modesty warf den Kopf zum dritten Mann herum. Er reagierte schnell, denn er hatte schon die halbe Entfernung zwischen ihnen zurückgelegt. Er rannte, in der Hand ein Messer mit kurzer Klinge, das er tief hielt, die Spitze nach oben gerichtet. Quinn schien es, als würde sich Modesty fast mit Erleichterung entspannen. Dann hob sie die kleine Hantel, als wolle sie damit zuschlagen, machte zwei Laufschritte und sprang vorwärts. Es war völlig unerwartet, genau zum richtigen Zeitpunkt. Sie rollte in einem Salto ab und kam so unter die Hand mit dem Messer. Ihre Beine schlugen nach oben aus und trafen den Mann in den Magen, direkt unterhalb der Rippen.
Sogar Quinn im Wagen konnte das gequälte Keuchen hören, als der Atem des Mannes versagte. Er verlor den Boden unter den Füßen, flog durch die Luft wie eine knochenlose Puppe und blieb verkrümmt und regungslos liegen.
Modesty war wieder auf den Beinen und sah sich blitzschnell nach den beiden anderen Männern um. Sie rührten sich nicht.
«He!» rief Quinn mit heiserer Stimme. Er wußte nicht, was er als nächstes gesagt hätte, aber falls sie es hörte, ignorierte sie es. Sie kniete neben dem Mann ohne Hut und durchsuchte sein Jackett, dann seine Hosentaschen. Als sie aufstand, hatte sie eine Brieftasche in der Hand. Sie durchsuchte den Inhalt, ließ die Brieftasche fallen und ging weiter, zu dem Mann, der die Waffe gezogen hatte.
Dort wiederholte sie den Vorgang, hob die Waffe auf und ging zum bewußtlosen Mann auf der anderen Seite des Wagens. Sie durchsuchte ihn schnell und fand noch eine Waffe, einen Revolver. Sie ging zum Citroën, setzte sich ans Steuer, startete den Motor und fuhr schnell ein Stück zurück, dorthin, wo der Weg wieder breiter wurde. Quinn sah sie aussteigen, die Motorhaube öffnen und hineingreifen.
Sie richtete sich
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