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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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drein.
    In Willies Wagen, während der Rückfahrt zu ihrem Hof, der ungefähr einen Kilometer von
The Treadmill
entfernt lag, ließ Lady Janet ihrem Gelächter endlich freien Lauf. Sie trocknete sich die Augen und schnappte nach Luft. «Lieber Himmel, Willie, du – du hast wie ein Clown ausgesehen in dem Chorhemd. Ich dachte, ich halte es nicht mehr aus.»
    «Ich konnte sehen, daß du bewegt warst, Jan. Ich mache doch einen hübschen geistlichen Eindruck, nicht wahr? Und ich sag dir noch etwas. Ich wäre um ein Haar bezahlt worden dafür. 75 Pence wäre der Tarif, hat er gesagt.»
    «Willie, was hast du getan?»
    «Ich habe ihm gesagt, das ginge in Ordnung und du würdest mich in Naturalien bezahlen.»
    «Du –? Oh, du Lügner!»
    Er wandte ihr ein beleidigtes Gesicht zu. «Oder etwa nicht?»
    Sie lachte und legte die Hand auf seinen Arm. «Das hängt davon ab. Ich mache keine Kurzarbeit. Kannst du über Nacht bleiben?»
    «Ich habe meine Zahnbürste und mein Nachthemd eingepackt.»
    «So ein gefinkelter kleiner Organist!»
    Es war ein Uhr nachts. Lady Janet lag mit dem Kopf auf Willies Schulter, ihr gesundes Bein ruhte auf seinen Schenkeln. Sie waren schon vor einer Stunde zu Bett gegangen, hatten aber nicht miteinander geschlafen.
    Modestys Anruf, aus ihrer Wohnung auf dem Montmartre, hatte einen Schatten über den Tag geworfen.
    Ein Mann namens Tarrant, ein Freund von Modesty und Willie, war bei einem Autounfall umgekommen.
    Lady Janet hatte ihn einmal in
The Treadmill
getroffen.
    Ein höflicher Mann. Seine Kleidung und seine Manieren waren von etwas altmodischer Eleganz. Er war ihr sympathisch gewesen.
    Willie sagte leise: «Bist du wach, Jan?»
    «Mhm. Mein verdammtes Bein juckt.»
    «Soll ich es massieren?»
    «Vielleicht, wenn es nicht bald aufhört. Tarrant war ein wichtiger Mann im Geheimdienst, nicht wahr?»
    «Ja, aber das solltest du nicht wissen.»
    «Du lieber Himmel, Willie, ich habe Augen und Ohren, und ich habe während der letzten zwei, drei Jahre einiges über Modesty und dich erfahren.» Ihre Finger fanden die Narbe auf seinem Schenkel.
    «Manchmal erriet ich es, wenn du einen Job übernommen hast, oder wie du das nennst. War das für Tarrant?»
    «Ein- oder zweimal.»
    «Ich weiß, daß du das nicht nötig hast, warum tust du es also? Warum suchst du die Gefahr?»
    «Wir suchen sie nicht, Jan. Irgendetwas kommt auf uns zu, und da kann man nicht einfach davonlaufen.»
    «Warum nicht?»
    «Es gibt immer einen Grund.»
    Sie schwieg und dachte zurück. Hier lag sie, Lady Janet Gillam, Tochter eines Earls, mit dem Kopf auf der Schulter eines Cockney, der vor drei Jahren in ihr Leben spaziert kam. Das war nach ihrer verrückten JetSet-Zeit; nach der dummen, aus Trotz geschlossenen Ehe mit Walter Gillam, dem versoffenen Playboy, der bei demselben Autounfall starb, bei dem ihr das linke Bein knapp unterhalb des Knies abgetrennt wurde.
    Monate später war sie auf einer Stahlprothese aus dem Krankenhaus gehinkt, ein anderer Mensch. Sie hatte alle Hilfe ihres Vaters zurückgewiesen und begonnen, den Bauernhof in Betrieb zu nehmen, den Walter aus einer Laune heraus gekauft und der fast sein gesamtes Geld verschlungen hatte. Nach vier Jahren härtester Arbeit war der Engpaß überwunden. Damals war sie 28 Jahre alt gewesen, und damals waren auch die drei Männer mit den kalten Augen aufgetaucht und hatten ihr Schutz angeboten gegen alle Unglücksfälle, die einen Bauernhof so leicht ruinieren können. Um einen bestimmten Preis natürlich.
    Sie hatte nie erfahren, wie Willie Garvin, der meistens abwesende Besitzer der Treadmill, herausgefunden hatte, was vorging. Aber er erschien eines Tages auf dem Hof. Er sagte, daß er von ihren Schwierigkeiten wisse, und er versicherte ihr lächelnd, sie müsse sich keine Sorgen mehr machen. Sie würde nicht mehr belästigt werden.
    Er hielt sein Versprechen. Später erfuhr sie, wie er das Problem gelöst hatte, und es wurde ihr klar, daß er sich für sie in beträchtliche Gefahr begeben hatte, obwohl er offensichtlich zu denken schien, es handle sich nur um eine ganz kleine Angelegenheit. Sie nahm ihn nicht aus Dankbarkeit in ihr Bett auf, sondern einfach, weil sie es wünschte. Und das war seltsam, denn sie hatte gedacht, sie könne nie mehr unbeschwert neben einem Mann liegen und ihre häßliche Verletzung aufdecken. Aber irgendein tiefsitzender Instinkt hatte ihr gesagt, daß dies, ihr amputierter Unterschenkel, Willie Garvin nichts ausmachen würde, und ihr

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