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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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auf, kam zum Renault, legte den Verteilerfinger des Citroën und den Revolver in das Fach unter dem Armaturenbrett, entfernte das Magazin aus der Automatic, drehte den Schieber, bis eine Patrone aus dem Verschlußstück ausgeworfen wurde, und legte die Waffe in das Fach, bevor sie einstieg.
    Quinn sah, daß sie die Stirn runzelte, aus Ärger jetzt und nicht aus Verwunderung. Er bemerkte, daß sein Herz noch hämmerte, und mußte sich sehr anstrengen, seine Stimme kühl und ruhig zu halten, als er sagte:
    «Gratuliere.»
    Sie schüttelte zornig den Kopf, startete den Motor und legte den Gang ein. «Ich habe die verdammte Waffe zu weit weggetreten. Sie war außer Reichweite.
    Wenn der letzte Mann eine Waffe gezogen hätte, wäre ich in Schwierigkeiten gekommen.»
    Nach einer langen Pause sagte Quinn: «Vergiß es. Jeder von uns macht Fehler.» Er war wütend, weil er noch immer zitterte und sich anstrengen mußte, ohne Stottern zu sprechen. Völlig sinnlos verlagerte sich sein Zorn auf das Mädchen neben ihm. Mit einem tiefen Atemzug sagte er wild: «Ich hoffe, das waren nicht irgendwelche Polizisten.»
    Sie schüttelte den Kopf. «Das waren keine Polizisten.»
    «Sie wissen das natürlich genau, nicht wahr?»
    Sie nickte geistesabwesend, und seine Beherrschung versagte. «Wer, zum Teufel, sind
Sie

    «Was meinen Sie?»
    Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. «Das da! Es war …» Er fuhr sich zornig mit der Hand über die Stirn. «Das stinkt nach langer Übung, und bei den Pfadfindern haben Sie das verdammt nicht gelernt.»
    Sie sagte: «Gaston Bourget, Jacques Garat, und der dritte hatte keinen Ausweis. Kennen Sie die Namen?»
    Er starrte sie verständnislos an. «Warum, zum Teufel, sollte ich sie kennen?»
    «Wenn sie hier heraufgekommen sind, um Ihnen irgendwelche Schwierigkeiten zu machen, muß es einen Zusammenhang geben.»
    «Wenn sie das wollten, habe ich keine Ahnung, warum. Nach dem, was ich jetzt gesehen habe, ist es viel wahrscheinlicher, daß sie hinter Ihnen her waren. Sind Sie ein Mafia-Boss oder eine Geheimagentin oder so etwas?»
    Sie lächelte beinahe. «Ich führe ein Hutgeschäft in Kensington, Quinn. Ich bin sicher, daß sie nicht mich gesucht haben.» Seine rotgeränderten Augen starrten sie gereizt an.
    «Na schön. Vielleicht waren sie auf eine kleine Vergewaltigung aus. Nicht mich, Sie. Sie sahen Sie hier heraufkommen und dachten: ‹Das ist eine nette Biene zum Vergewaltigen, folgen wir ihr auf die einsame Causse, und dann – wham, bang,
danke
, Madame.›»
    Sie sagte langsam: «Das könnte sein, aber ich bezweifle es.»
    Er begann zu lachen, leise und mühsam wegen seiner Schwäche. «Himmel, heute haben sie aber die falsche Puppe erwischt.» Er stotterte und kämpfte mit einem Schluckauf. «Wham, bang, d-danke vielmals, Madame, für den Tritt in den Bauch …» Das Lachen ging plötzlich daneben, und Tränen rannen über seine Wangen. Er fühlte Scham und Wut, aber er konnte das Zittern und die Tränen nicht zurückhalten. Sie brachte den Wagen zum Stehen, und Quinn fühlte ihre kühle Hand auf seinem Hals. Er versuchte, sie wegzustoßen und krächzte: «Es geht mir
gut
. Ich bin in Ordnung, Süße. Laß mich um Himmels willen in Ruhe.»
    Aber die tröstende Hand blieb, und in ihrer Stimme war eine Wärme und Freundlichkeit, die er bis jetzt noch nicht gehört hatte. Sie sagte: «Der arme alte Quinn mit seinem angeschlagenen Kopf. Komm, hör auf, den starken Mann zu spielen, und laß dich einfach gehen. Du wirst jetzt ein paar Tabletten schlucken und schlafen, und wenn du aufwachst, bist du in einem schönen, bequemen Bett und wirst dich wie ein neuer Mensch fühlen.»
    Mit ungeheurer Anstrengung nahm sich Quinn zusammen. Mit verschwommenem Blick sah er, daß sie den Verbandskasten von hinten geholt hatte und ein Tablettenröhrchen herausnahm. Sie wandte sich ihm zu und lächelte. Es war ein freundliches Lächeln, und eine Welle von Ekel vor sich selbst stieg in ihm auf.
    «Entschuldige … daß ich dich Süße genannt habe», sagte er mit unsicherer Stimme. «Das Schlimme mit mir ist, daß ich so ein widerlicher Kerl bin.»

3
    Eine Gemeinde von fünfzig Gläubigen hatte sich in der kleinen normannischen Marienkirche von Wixford, drei Kilometer südlich der Themse in der Grafschaft Berkshire, versammelt.
    Lady Janet Gillam saß am Ende des dritten Kirchenstuhls. Sie trug eine Hose, das Liederbuch lag auf ihren Knien, und ihre Kiefer schmerzten vor Anstrengung, das Lachen

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