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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Londoner Flughafen abgeholt. Sie hatten wenig über Tarrant gesprochen. Sein Ende hatte sie traurig gemacht, aber es lag nicht in ihrer Natur, zu klagen.
    Modesty sah von ihrem Buch auf und fragte: «Was betrieb sie?»
    «Daktyliomantie. Dieses Mädchen, das ich kannte.»
    Sie nickte gleichgültig. «Tatsächlich?»
    «Mhm.» Willie stopfte einige Rosinen in den Mund.
    «Sie verwendete einen Ring von etwa fünf Zentimeter Durchmesser, aus Eisen, mit einem kleinen Loch auf einer Seite und einem Dorn auf der anderen.»
    «Keine schlechte Idee.» Modesty wandte sich wieder dem Kochbuch zu. «Willie, warum erzählst du mir, daß der Mixed Grill zum Abendessen genug für dich war, wenn du jetzt dasitzt und mir alle Rosinen wegißt.»
    «Oh, ich bin nicht hungrig, Prinzessin, mir schmecken sie bloß.»
    «Ich weiß. Ich glaube, diese Schale wird nur für dich gefüllt.»
    «Dafür werden sie nicht schlecht. Du verwendest sie fast nie zum Kochen.»
    «Ich habe Glück, wenn ich einmal dazu komme. Entschuldige mich einen Moment.»
    Sie verließ die Küche. Willie spitzte die Ohren und horchte auf ihre Schritte und das Öffnen und Schließen von Türen. Ja, sie war in das kleine Studio neben ihrem einfachen Arbeitszimmer gegangen, um schnell einen Blick ins Wörterbuch zu werfen. Dieses Wort würde sie im kleinen Oxford Dictionary nicht finden.
    Er aß noch ein paar Rosinen. Es war schön, sie wiederzusehen. Wenn sie nicht da war, fehlte ihm etwas – sie mußte nicht unbedingt im selben Zimmer oder Haus oder Bezirk sein, aber wenigstens im selben Land.
    Sie kam in die Küche zurück, mit gerunzelter Stirn, und begann Mehl abzuwiegen. Willie kicherte innerlich. Mit Daktyliomantie hatte er sie erwischt.
    Sie sagte nebenbei: «Wie hat das Mädchen das mit ihren Voraussagen gemacht? Ich kann mir nicht vorstellen, daß einem ein aufgehängter Ring viel sagen kann.» Er starrte sie beleidigt an. «Du hast ein neues Wörterbuch!»
    Sie wandte den Kopf und grinste ihn an, triumphierend wie ein Gassenjunge. «Das komplette Oxford English Dictionary. Du mußt dich jetzt anstrengen, um ausgefallene Wörter zu finden, Liebling. Wie funktioniert dieser aufgehängte Ring für Prophezeiungen, oder hast du das alles nur erfunden?»
    «Ich erfinde nichts, Prinzessin. Ich war damals ein Junge, gerade aus der Jugendstrafanstalt ausgerissen, und Doreen war ein irisches Putzmädchen, mit dem ich in Liverpool ein paar Wochen lang lebte. Dick wie eine Tonne, aber recht hübsch, und im Bett wie eine verrückte Anakonda.»
    «Ist das gut?»
    «Nein, aber mit siebzehn stellt man keine so hohen Ansprüche. Schwierig war nur, sie ins Bett zu kriegen.
    Sie war voller Zweifel und Schuldgefühle, diese Doreen. Stunden hat sie damit verbracht, laut mit sich selbst zu streiten, ob sie jetzt wollte oder nicht. Manchmal schlief ich auf der Couch ein, während ich ihr dabei zuhörte.»
    «Was ist mit dem Ring?»
    «Sie hat ihn immer an einem feinen Draht befestigt und über einen kleinen Tisch gehalten, auf den mit Kreide ein Kreuz gemalt war, so daß der Dorn am Ring das Kreuz beinahe berührte, und hat Fragen gestellt. Wenn er auf die eine Seite schwang, bedeutete das ja, die andere nein.»
    «Das ist doch keine Voraussage.»
    «Ich weiß, aber Doreen dachte, es sei eine. Sie hat den Ring über ihren Job befragt und über ihr Liebesleben, was man gegen trockenes Haar tun kann und in welchen Film sie gehen soll. Über alles.»
    «Und hat sie den Antworten geglaubt?»
    «Wie der Heiligen Schrift. Nach der ersten Woche schraubte ich einen starken Magneten auf einer drehbaren Stange unter der Tischplatte an und saß dann ihr gegenüber und gab die Antworten mit dem Magneten.»
    Modesty lachte los. «Du meinst, die Soll-ich-soll-ich-nicht-Antworten?»
    «Vor allem die. Hat ihr eine Menge Schuldgefühle und schlechtes Gewissen erspart.»
    «Willie mit dem goldenen Herzen.»
    «So jemanden wie mich gibt es eben nur einmal.»
    «Sieh mal, ich möchte damit nur fertig werden und dann mit dir über Jane sprechen. Warum machst du es dir nicht im Wohnzimmer bequem, während du auf mich wartest? Ich habe ein neues Frank Zappa-Album auf dem Plattenspieler.»
    «Ich möchte lieber hierbleiben und zusehen, Prinzessin.»
    «Gut, aber sei still, damit ich mich konzentrieren kann, sonst wird nichts daraus.» Er saß zufrieden da und beobachtete sie, wie sie sich bewegte, nachdachte, sich bückte, aufrichtete, eingoß und rührte. Ihre Beine waren ein Wunder, dachte er ohne eine

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