Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Spur von Begierde. Aber am liebsten sah er auf die schöne Säule ihres Halses. Selbst nach so vielen Jahren gab es noch Augenblicke, wo ihn eine tiefe Verwunderung ergriff, daß es gerade Willie Garvin war, ein in der Gosse geborenes Rauhbein, dem sie ihr vollständiges Vertrauen und ihre Freundschaft geschenkt hatte.
    Eine halbe Stunde später saß sie mit untergeschlagenen Beinen am einen Ende des großen Sofas, mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Willie saß in einem tiefen Armstuhl auf der anderen Seite des Kaffeetischs und sagte nachdenklich: «Es kommt mir noch immer unlogisch vor. Die New Provident and Commercial Bank of Macao bedeutet Mr. Wu Smith, und der ist das größte Schwein in ganz Südostasien.»
    «Zu groß, um sich mit den Prozenten von 1000 Dollar monatlich abzugeben, sicher. Also muß es mehr sein.»
    «Wie kann es mehr sein, Prinzessin?»
    Sie rührte in ihrem Kaffee. «Ich weiß nicht. Aber wir kennen Wu Smith, also muß da irgendwo noch mehr drinstecken.»
    Sie schwiegen eine Weile und dachten an den Mann in Macao. Wu Smith war kein Rädelsführer. Er war der Mann im Hintergrund, der Hehler. Er handelte mit jeder Art von Ware, gleichgültig, wie schmutzig. Seine Bank unterstützte jedes Projekt, das Wu Smith gewinnträchtig vorkam, und er konnte das geschickt beurteilen. Er finanzierte die Leute, die mit Drogen, Prostitution, Goldschmuggel, Währungsschwindel beschäftigt waren und mit allem anderen, das er für genügend profitabel hielt. Seine Unterstützung war teuer, aber zuverlässig. Er handelte auch auf großer Basis mit gestohlenen Gütern, und seine Bank stand allen zur Verfügung, die absolute Geheimhaltung über ihre Kontobewegungen brauchten. Die New Provident war sicherer als selbst eine Schweizer Bank, da sie den Vorteil hatte, von offiziellen Untersuchungen über mögliche kriminelle Aktivitäten ihrer Kunden ausgenommen zu sein.
    Das war in Macao möglich, weil es klein war, ein Miniatur-Hongkong, sechzehn Quadratkilometer portugiesischer Boden, achttausend Meilen von Lissabon entfernt, von der schweren Masse des chinesischen Festlandes an die Südchinesische See gedrängt. In diesem kleinen Flecken Kolonialland war das Recht immer flexibel gewesen, nachgiebig gegenüber den korrupten Systemen des alten China. Hier war Mr. Wu Smith zu groß, um angegriffen zu werden, solange er Lissabon nicht direkt provozierte.
    Nach ihren letzten Worten waren fünf Minuten vergangen, als Modesty sagte: «Man tritt nicht in das Geschäft mit Plastikzwergen ein, wenn man nur einen Plastikzwerg zu verkaufen hat. Also kann Janets Schwester nicht die einzige am Haken sein. Wu Smith übernimmt die Einzahlungen für jemanden, der eine Menge Kunden ausquetscht.»
    Willie schaute leicht überrascht drein. «Eine Erpressung ist doch meistens eine eingleisige Angelegenheit. Mr. X weiß, daß Mr. Y etwas Böses mit Mrs. Z im Holzschuppen getan hat, und setzt die Schrauben an. Ich meine, man kann ja solche Kunden nicht gerade mit Zeitungsannoncen suchen. Wie kommt man also auf die schmutzigen Geheimnisse so vieler Leute?»
    «Ich habe noch nie darüber nachgedacht, aber jemand anders hat das getan, glaub ich. Also machen wir jetzt dasselbe. Los, Willie, wo gräbt man Dreck in ganzen Ladungen?»
    Weitere fünf Minuten verstrichen. Schließlich sagte Willie langsam: «Die Amerikaner gehen zum Psychiater wie unsereins zum Zahnarzt. So einer würde den Dreck en gros sammeln, nicht wahr?»
    Sie lächelte jenes seltene Lächeln, das ihr Gesicht von innen erleuchtete und ihm immer besondere Freude machte. «Willie, der Wunderknabe, schafft es wieder. Deine Antwort ist vielleicht nicht die richtige, aber das macht nichts aus. Es ist eine Antwort. Jeder mit Zugang zu den Bändern und Aufzeichnungen eines Psychiaters von der richtigen Art könnte eine Kundenliste aufstellen. Du kannst Janet fragen, ob ihre Schwester einen Psychiater hat.»
    «Das werde ich. Es ist wenigstens ein Ausgangspunkt.»
    Nach einer weiteren Pause sagte Modesty: «Es gewinnt allmählich Gestalt. Nehmen wir an, sie haben die alte Technik umgedreht. Man quetscht die Kunden nicht aus. Man stellt eine sorgfältige Berechnung an, wieviel sie regelmäßig zahlen können, ohne so zu verzweifeln, daß sie sich den Hals abschneiden oder zusammenbrechen und alles auffliegen lassen.»
    «Ein regelmäßiges Einkommen und die Risiken auf ein Mindestmaß beschränkt?» Er blinzelte. «Lieber Himmel, wenn es ein falscher Wohltätigkeitsfonds ist,

Weitere Kostenlose Bücher