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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Mellish entspannten sich.
    «Mein Beweggrund? Das ist sehr einfach. Er stellt mir Kunden zur Verfügung. Oder Patienten, das wäre vielleicht das bessere Wort.» Mr. Sexton legte seine Hände auf das obere Ende der Tischplatte und blickte über die ihm zugewandten Gesichter hinweg. Seine blauen Augen waren auf einen unendlich weit entfernten Punkt gerichtet. Ohne einen Schatten von Eitelkeit, wie ein Mann, der einen Glaubensgrundsatz ausspricht, sagte er leichthin: «Ich bin der größte Nahkämpfer der Welt.
    Ihr wißt das, ihr alle. Ihr habt mich unten beim Training mit Tokuda und seinen Freunden gesehen. Die drei gehören zu den Besten, und ich werde so leicht mit ihnen fertig, wie man ein Rasiermesser schärft. Ich habe dieser Kunst mein Leben gewidmet, habe bei den größten Meistern von Japan, Korea, Thailand studiert – auch bei denen des Westens. Und ich bin weit über sie alle hinausgekommen.» Er hielt inne, blickte wieder auf die Tischgesellschaft und richtete sich lächelnd auf.
    «Aber das war nicht genug, liebe Freunde. Wenn ein Mann sein Leben damit verbringt, eine außergewöhnliche Fähigkeit zu erwerben, muß er eine Möglichkeit finden, diese Fähigkeit in ihrer richtigen Funktion auszuüben. Und Colonel Jim verschafft mir diese Möglichkeit.»
    Er stand da, mit den Händen in den Taschen seines Blazers, und blickte Da Cruz abschätzend an. «Jetzt haben Sie Ihre Antwort, Da Cruz. Aber in Zukunft überlegen Sie es sich, bevor Sie persönliche Fragen stellen. Das nächste Mal bin ich vielleicht nicht so offenherzig.» Er wandte sich mit einem liebenswürdigen Lächeln um und verließ den Raum mit dem katzenartig geschmeidigen Gang eines streunenden Leoparden.
    Angel seufzte erleichtert und zündete sich gierig eine Zigarette an. Außer Colonel Jim rauchte niemand bei den Mahlzeiten, bevor Mr. Sexton den Raum verlassen hatte. Er konnte Tabakrauch nicht leiden. Sie legte eine Hand auf die Schulter von Da Cruz, daß ihr Handgelenk seinen Hals berührte und sagte: «Paß ein bißchen auf, Ramón. Man weiß nie, woran man mit ihm ist.
    Weißt du, ich verstehe immer noch nicht, wie er daraufgekommen ist, mit Colonel Jim zu arbeiten. Ich meine, wenn er von Zeit zu Zeit gern ein paar Leute umlegt, gibt es genügend Arbeit in den Staaten. Bei der Mafia zum Beispiel, oder bei diesen neuen Gangs der Schwarzen.»
    «Ich frage mich manchmal, ob du überhaupt eine Spur von Verstand hast, Angel», sagte Clare ungeduldig und öffnete zwei Kartenpäckchen. «Mr. Sexton ist ein Gentleman, und noch dazu ein Gentleman aus den Kolonien. Natürlich würde er sich nicht mit irgendwelchem Gesindel abgeben. Ich glaube, wir sind jetzt Partner, Mr. Mellish?»
    Sie setzten sich zum Kartentisch und teilten aus.
    Mellish schaute auf die Uhr. «Ich habe nur Zeit für einen schnellen Rubber. Bevor ich zu Bett gehe, möchte ich noch eine Stunde lang meine Notizen über Tarrant durcharbeiten.» Er strich über seine Nase.
    «Wenn ich Colonel Jim wäre, würde ich es zuerst mit der Degradierungstechnik versuchen. Ihn in die Oubliette stecken und dort in seinem eigenen Schmutz dunsten lassen, bis er sich selbst haßt.»
    Angel grinste. «So schön ist es in der Zelle auch nicht. Außerdem würden Sie Mr. Sexton enttäuschen. Er macht seine Sache gern.»
    Sie nahm ihre Karten auf und begann sie zu sortieren. Dabei rutschte sie unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. «Ehrlich, mein Hintern tut verdammt weh. Und ihr solltet diesen Haufen Busfahrkarten sehen. Keine Ansage.»

4
    Sir Gerald Tarrant beendete die Rezitation der Rolle des Mark Anton, soweit er sich noch an sie erinnerte aus den fernen Tagen an der Universität, als er Mitglied einer Laienspielgruppe gewesen war. Er öffnete die Augen.
    Er nahm an, daß eine weitere Stunde vergangen war. Er warf die Decke zurück, erhob sich ein wenig steif von dem harten, hölzernen Feldbett und begann auf und ab zu gehen. Die Zelle war trocken, aber kalt.
    Er konnte nur vier Schritte in jeder Richtung zurücklegen. Das Bett stand an der Wand gegenüber der Tür, die aus solider Eiche war. Er hatte keine Astlöcher entdecken können. Am einen Ende der Zelle stand ein kleiner Tisch mit einem Kanten hartgewordenen Brotes und einer halbleeren Wasserflasche. Am anderen Ende stand ein großer Eimer mit einem hölzernen Deckel.
    Das Licht kam von einer schwachen Birne, die an einem fünf Zentimeter langen Kabel von einem alten Balken an der Decke herunterhing. In seinen Taschen war nichts,

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