Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
kannst, Liebling. Sieh mal, ich bin heute abend mit der Prinzessin zum Essen verabredet. Du kommst mit, es wird dich auf andere Gedanken bringen.»
«Obwohl ich nicht eingeladen bin?»
Er wies auf das Telefon. «Kein Problem.»
«Ich fühle mich einfach nicht danach, Willie.»
«In Ordnung. Dann laß uns heute abend ausgehen.
Irgendwohin. Essen, Kegeln, ins Theater, irgendetwas.»
«Und du läßt Modesty sitzen?»
Willie seufzte und ließ die Hände resignierend in den Schoß sinken. «Wir haben solche Probleme nicht, Maude», erklärte er ihr. «Wenn ich sie versetze, weiß sie, daß es etwas Wichtiges ist.»
Maude verschränkte die Hände ineinander und erwiderte eigensinnig: «Nein, das verstehst du nicht.»
«Ich weiß. Aber ich mache dir nichts vor. Ich möchte dir wirklich helfen. Ich werde dir mal was sagen. Sprich mit der Prinzessin darüber, sie wird es bestimmt verstehen. Sie hat mehr als einmal so etwas durchgemacht, auf viele Arten, und ebenso schlimm, wie es dir ergangen ist.»
«Nein. Ich will überhaupt nicht mehr darüber reden. Und sag ihr nichts davon, bitte, Willie. Sag überhaupt niemandem etwas davon.» Ihre Stimme hob sich ein wenig.
«In Ordnung, Liebes, in Ordnung. Ich verspreche es.» Er stand vor ihr, fühlte sich hilflos, niedergeschlagen, wünschte, er könnte an sie herankommen, könnte ihre Traurigkeit durch irgendeinen Zauber in Fröhlichkeit verwandeln, könnte sie lachen hören. Das wäre der Anfang einer Heilung.
Maude sagte ganz ruhig: «Vielleicht werde ich etwas Urlaub nehmen und eine Weile nach Hause fahren. Es ist sehr schön auf der Farm.»
«Mach das. Darf ich dich besuchen?»
«Erst wenn ich zurück bin, Willie, in etwa einem Monat vielleicht.» Sie erhob sich. «Ich bin dir dankbar, und ich finde dich sehr nett, aber ich würde mich freuen, wenn du jetzt gehst.»
«Natürlich.» Er nahm sein Jackett. «Aber laß dich nicht unterkriegen, Maude.»
«Nein. Sicher nicht. Kann ich gelegentlich auf deinen Kamelritt-Vorschlag zurückkommen?» Ihr Lächeln war nun nicht mehr ganz so gezwungen. Er fühlte, daß ihr dieses Gespräch zumindest ein bißchen gutgetan hatte.
«Jederzeit», antwortete er, und in seinem Kopf begannen ein paar interessante Ideen Gestalt anzunehmen.
An der Tür wandte er sich mit einem Grinsen zu ihr um. «Ich sehe dich dann in einem Monat, und vielleicht habe ich dir dann ein paar lustige Geschichten zu berichten.»
Bevor sie noch danach fragen konnte, war er gegangen.
Es war noch nicht kühl, und es war angenehm, an diesem Abend auf der Terrasse des Penthouses zu sitzen und über den Hyde Park zu blicken. Während Willie Garvin die Karten mischte, plauderte er lustig drauflos. «Ich kannte einmal ein Mädchen namens Rosita, eine kleine Spanierin. Sehr leidenschaftlich. Sie trug immer diese großen Schmuckkämme im Haar. Habe ich dir schon mal von ihr erzählt, Prinzessin?»
«War es die Trapezkünstlerin?»
«Nein, das war Francisca aus Cádiz. Rosita kam aus Sevilla.»
Modesty nahm die Zigarette aus dem Mund. Sie war fast sicher, daß er schwindelte, aber noch nicht sicher genug, um es ihm auf den Kopf zuzusagen. Seine Hände waren größer als die ihren, das gab ihm natürlich einen Vorteil.
«Sie pflegte diese Kämme auch im Bett zu tragen», fuhr Willie fort. «Aber wenn dann das kam, was du als die Wehen bezeichnen würdest, da schleuderte sie den Kopf heftig hin und her, und die Kämme lösten sich.»
Er legte Modesty den Kartenstoß zum Abheben hin.
Sie blickte genau hin, befühlte die Karten sorgfältig und fand nun alles Rechtens. Der vorsortierte, aus zehn Karten bestehende Packen lag zuoberst, fertig zum Abheben. Willie nahm die obere Hälfte des Spiels auf und sagte, während er die untere Hälfte auf den oberen Teil klatschte: «Es war äußerst gefährlich. Einmal hätte ich mich beinahe in den Hals gestochen. Ich habe immer noch ein Narbe davon.» Er drehte den Kopf ein wenig und deutete unter das Kinn.
Unwillkürlich blickte Modesty hoch, sah aber sofort wieder hinunter. Die Karten lagen auf Willies Handfläche wie vorher, aber sie war sicher, daß er diesen Augenblick der Unaufmerksamkeit für eine einhändige Volte benutzt hatte, um die Karten in die Anordnung zurückzubringen, die vor dem Abheben bestanden hatte. Sie lachte und rief: «Verdammt, laß das Geben. Was bekomme ich?»
«Drei Könige, und ich ein Full House.»
«Ich bin nicht sicher, ob du mit deiner Rosita-Geschichte nicht geschwindelt
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