Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
Kaffee?»
«Ja, bitte. Wie war es übrigens in der Schweiz?»
«Oh, es ist ein sehr schönes Land. Woher weißt du, daß ich dort war?»
«Ich war vor zehn Tagen in Grocks Büro, als er in London zum Rennen war. Aus dem, was er sagte, entnahm ich, daß du unmittelbar nach deiner Rückkehr vom Thuner See zum Kursus kamst.»
«Grock braucht eine Abreibung von der Sicherheitsabteilung.»
«Ich war’s nur», erklärte Willie besänftigend. «Grock weiß, daß ich auf unserer Seite stehe. Was ist am Thuner See geschehen, Maude?»
Ihr Gesicht zeigte Verlegenheit, als sie ihm die Tasse Kaffee reichte. «Du weißt, ich kann darüber nicht reden. Um Gottes willen, Willie, laß uns aufhören, von mir zu reden. Wie sieht’s denn jetzt in der Treadmill aus?» Es war Willies Kneipe an der Themse nahe Maidenhead.
«Nett. Und es wird viel geklatscht. Danke.» Er nahm ihr die Tasse ab. «Meistens ist das ganz in Ordnung, aber manchmal auch ein bißchen wie eine schmalzige Schnulze im Fernsehen. Kann sein, daß ich bald nach Guatemala abschwirre.»
Sie stellte die Kaffeekanne sehr langsam nieder und starrte ihn aus ihren blauen Augen an, die sich sehr verengten. «Was zum Teufel weißt du, Willie?» fragte sie leise.
Er sah erstaunt auf. «Wovon?»
«Guatemala.»
«Ach so, ja, das ist ein Land in Mittelamerika, die Bevölkerungszahl beträgt vier Millionen, die Währungseinheit ist der Quetzal …»
«Hör auf, stell dich nicht so blöd an.»
Willie seufzte. «Maude, ein paar von unseren Freunden sind gerade jetzt da drüben, Freunde von mir und der Prinzessin. Sie heißen Collier. Steve und Dinah Collier. Vielleicht hast du von ihnen gehört.»
Etwas unsicher fragte sie: «Ist das dieses blinde Mädchen, das in der Sahara-Affäre in Gefangenschaft war? Die Sache mit dem Schatz?»
«Das stimmt. Und Collier war auch gefangen. Und davor waren wir ihm im Fall Luzifer begegnet. Wir haben die beiden irgendwie zusammengebracht, glaube ich. Collier ist ein Mathematiker, Statistiker und Parapsychologe. Er ist drüben in Tenezabal und macht eine Studie über den Maya-Kalender im Zusammenhang mit den Sternen oder so etwas Ähnliches. Alles äußerst kompliziert. Jedenfalls meinten wir, wir sollten die beiden einmal besuchen. Das ist alles.»
Maude hatte sich wieder beruhigt. Sie lächelte entschuldigend und sagte: «Es tut mir leid. Ich habe gerade gedacht …» Sie sprach nicht weiter, und wandte sich um, griff nach einer Zigarettendose und fragte:
«Warum will er denn das über den Maya-Kalender wissen?»
«Ich glaube nicht, daß er sich selber dafür interessiert. Es ist eine bezahlte Arbeit für das Kultusministerium von Guatemala. Irgend so ein Kerl namens Paxero ist der Geldgeber.»
Maude erstarrte einen Augenblick, ihre Hände umkrampften die elfenbeinerne Zigarettendose, dann klappte sie langsam den Deckel auf und nahm eine Zigarette heraus. Sich zu einem Lächeln zwingend sagte sie: «Es gibt schon ’ne Menge eigenartiger Berufe.»
«Gewiß, wie zum Beispiel den deinen, Liebling.»
Willie stand auf, um ihr Feuer zu geben. «Schau mal, du hast offenbar etwas gegen Multimillionäre, gegen Guatemala oder vielleicht einen Guatemalteken und gegen den Thuner See. Und der Name Paxero entlockt dir auch kein Lachen. Mit diesem Wissen als Anfangskapital, würde ich da nicht den Rest aus Tarrant herausquetschen?»
Maude setzte sich, schloß kurz die Augen, sog ausführlich an der Zigarette und sah ihn dann niedergeschlagen an. «In Ordnung. Was da passiert ist, ist nicht wichtig, deshalb kann ich es dir ja erzählen. Aber wenn du wissen möchtest, warum ich auf Paxero angesetzt wurde, dann mußt du es selber aus Tarrant herausholen.»
«Gut. Weiter.»
Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie die Zigarette aus dem Mund nahm. «Es war ein ganz allgemeiner Auftrag. Meine Instruktionen lauteten, möglichst nahe an Paxero heranzukommen und alles über eventuelle heimliche Unternehmungen seinerseits herauszufinden.»
«Finanziell, kriminell, welcher Art?»
«Nicht genau spezifiziert. Einfach eine Überwachungsarbeit.» Sie blickte Willie offen an. «Nahe herankommen bedeutet ins Bett gehen. Dann reden Männer. Es war für mich auch nicht das erste Mal, du verstehst.»
Er nickte. Es gehörte hier zur Arbeit dazu, wenn man eine Frau war. Oder auch ein Mann. Sex war eine wirksame Waffe. Er selbst hatte sie eingesetzt, und Modesty ebenfalls. Er persönlich, der über diese Dinge noch merkwürdig altmodisch dachte, hielt es aber
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