Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
guten Mann brauchen, der seine Stelle einnimmt. Ich weiß, es ist noch nicht lange her, seit ich Garvin in die Organisation aufnahm, aber ich glaube, er könnte gerade genügend Pluspunkte haben. Was hältst du davon?»
«Ich kenne seine Fähigkeiten bei der schweren Arbeit nicht, Mam’selle. Es heißt, er ist sehr gut mit einem Wurfmesser.»
«Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Er mag keine Revolver und verwendet sie nicht. Aber abgesehen davon ist er der Beste, dem du jemals im Leben begegnen wirst. Mich interessiert seine Persönlichkeit. Glaubst du, daß er Garcías Aufgaben erfüllen könnte?»
Danny dachte darüber nach. «Ja, Mam’selle. Ich glaube, er besitzt enorme Anlagen.»
«Gut. Ebenso wie García. Ich werde von jetzt an Willie mit ihm im Zweiergespann laufen lassen.»
Eine Pause trat ein. Sie blieb reglos am Fenster stehen. Überrascht sah Danny, daß sie ihre Hände hinter dem Rücken krampfhaft zusammenpreßte und die ineinander verflochtenen Finger nervös zuckten. Er wartete noch kurz, dann fragte er höflich: «Ist das alles, Mam’selle?»
«Ich werde es dir sagen, wenn du gehen kannst.» Sie drehte sich zu ihm herum und verschränkte die Arme.
«Ich habe einen Auftrag für dich, Danny.»
«Ja, Mam’selle?»
«Es ist das gleiche, wie immer. Information.»
«Über eine Frau?»
«Natürlich.»
Danny Chavasse war Spezialist für Frauen. Ob jung oder alt, sie fanden ihn unwiderstehlich, wenn er seine magnetische Anziehungskraft spielen ließ – seine besondere Gabe. Eine Gabe, die für ihn genauso geheimnisvoll war wie für die, die sich fragten, wie er das nur machte. Danny hatte auch Mißerfolge, aber nur sehr wenige. Vielleicht war der Grund seines Erfolgs der, daß er sich nicht verstellen mußte, sondern immer echt und brennend wünschte, die Frau, mit der er gerade zusammen war, glücklich zu machen. Oder vielleicht war es seine Gabe, immer die Natur der Wünsche dieser Frau zu entdecken. Eine Frau redet, wenn sie glücklich ist, ob sie die Gattin eines Industriellen, eine Kammerzofe, eine Bankierstochter oder die Geliebte eines Diplomaten ist. Danny hatte all diesen Frauen und noch vielen anderen Informationen abgezapft, Informationen, die für das «
Netz
» äußerst wichtig waren.
Er fragte: «Wieviel Zeit habe ich, vom Augenblick der Kontaktaufnahme an, Mam’selle?»
«Einen Monat.» Sie ging zum Schreibtisch, wurde ruhiger. «Sie hält sich im
El Greco
auf Lanzarote auf, und ihr Name ist Jeanne Fournier. Ich habe dich dort ab Dienstag für vier Wochen angemeldet.»
«Sie ist allein? Keine Begleitung?»
«Genau. Für dich eine Kleinigkeit, Danny. Nur ist sie, wie ich weiß, ein altjüngferlicher Typ.»
«Der Typ spielt keine Rolle, Mam’selle,» erwiderte er ohne Eitelkeit. «Worüber brauchen Sie Informationen?»
Sie zündete gedankenverloren eine Zigarette an.
«Ich hoffe, ich kann dir das sagen, sobald du Verbindung aufgenommen hast. Es ist ein Unternehmen auf lange Sicht, im Augenblick noch etwas unklar. Spiel zunächst deine gewöhnliche Rolle, um die Sache ins Rollen zu bringen, Danny. Ich werde mich mit dir im
El Greco
in Verbindung setzen, sobald ich etwas Definitives für dich weiß.»
«Sehr gut, Mam’selle.»
«In Ordnung, das ist alles.»
Als er sich erhob, klopfte es an der Tür, und García trat ein. Er grüßte Danny mit einem Nicken seines ergrauenden Kopfes und berichtete: «Osmani bringt heute abend seine Ladung in die Sagaba-Bucht, Mam’selle.»
Sie musterte ihn. «Bist du sicher?»
«Garvin konnte letzte Nacht die Leitung von Osmanis Haus anzapfen. Es ist sicher.»
«Gut, ich werde die Bootsgruppe selber führen. Überlaß Garvin die Ufergruppe, aber behalte ihn im Auge, besonders bei der Lagebesprechung. Darauf kommt es vor allem an.»
Danny Chavasse fröstelte. Die Aussicht, sich mit Osmani einzulassen, wäre für ihn keinesfalls angenehm gewesen …
Wie aus weiter Ferne hörte er Kim Crosiers Stimme: «Sagst du mir, wann du wieder hier bist, Danny?»
Er zwinkerte und blickte in der kleinen Praxis umher. Kim neben ihm beobachtete ihn in verwirrter Belustigung. Danny rieb sich das Gesicht und sagte: «Entschuldige, Kim, ich war ein paar Jahre und gut ein paar tausend Kilometer weit weg. Du sagtest, die Hillibillies wurden mit ihren eigenen Waffen erschossen. Das höre ich gern.»
Er hatte jetzt überhaupt keinen Zweifel mehr, wer das Mädchen war, das zusammen mit John Dall überfallen wurde. Er war aufgeregt. Wenn sie der Sache
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