Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady
Begrüßung hin. «In welche Gruppe kommst du denn, Modesty?»
Sie sah Schultz fragend an, und er antwortete:
«Mr. Sams Gruppe in der ersten Woche. Dieselbe, in der auch du bist, Danny.»
«In Ordnung. Dann kann ich ihr zeigen, wie das Ganze hier läuft.»
Teresa unterbrach ungeduldig: «Hör zu, Schultz. Hat Kim schon neue Kartenspiele für uns angefordert? Was ist denn da so schwierig? Vier Spiele in einem Jahr, sie werden ihn doch nicht umbringen, wenn er danach fragt.»
Schultz entgegnete: «Er wandte sich an Sinclair und sagte, es wäre aus hygienischen Gründen wichtig. Sinclair wollte nichts davon hören.» Er blickte Modesty an.
«Das ist der Engländer mit der Reitpeitsche. Er ist Miss Benitas Sekretär und erledigt den Verwaltungskram hier.»
«Dieses Schwein», zischte Teresa. «Ich möchte ihm ein Messer in den Bauch rennen.»
«Er ist ein Brechmittel», stimmte Schultz zu. «Aber wenn Kim über seinen Kopf hinweg handelt und Miss Benita direkt fragt, würde das Sinclair gar nicht gefallen. Willst du, daß Kim Ärger bekommt?»
Teresa starrte schmollend vor sich hin, zuckte die Achseln und wandte sich ab. Mrs. Schultz seufzte:
«Arme Teresa. Sie tut mir manchmal leid. Sie hat sich hiermit noch nicht richtig abgefunden.» Sie blickte Modesty an. «Und dich bedaure ich auch ein wenig, mein Kind. Wir haben Leute hierherkommen sehen, tobend, jammernd, hysterisch oder ganz still, wie im Schock. Du bist auch still, aber ich glaube nicht, daß das vom Schock herrührt.»
Danny Chavasse sagte sehr leise: «Mrs. Schultz, würdest du das bitte nicht noch einmal laut sagen? Jedenfalls nicht, bevor du Gelegenheit hattest, mit mir unter vier Augen zu sprechen oder bis du mit Kim geredet hast.»
12
Maude Tiller unterdrückte ihre Wut auf Willie Garvin gerade so lange, um «Achtung, Baum!» zu rufen und wild mit dem Aluminiumpaddel zu rudern, so daß die schnelle Fahrt des Schlauchbootes ein wenig abgebremst wurde. Sie schossen auf einen umgestürzten Baum zu, der die ganzen fünfzehn Meter Flußbreite vor ihnen blockierte. Willie, der hinter ihr im Boot saß, schleuderte den Wurfanker hinaus in das dichte Unterholz am Ufer, wo der Anker einen Augenblick schleifte und dann faßte. Das Schlauchboot wurde langsamer und drehte sich zur Seite. Willie betrachtete den riesigen Baumstamm, der eineinhalb Meter im Durchmesser maß, und fragte: «Siehst du etwas, wo wir mit dem Boot darunter durch können, Maude?»
Sie blickte prüfend die ganze Länge des Baumstamms entlang, zwang sich dazu, ihre Schultern nicht erschöpft nach vorn sinken zu lassen, und antwortete mit forscher und unbekümmerter Stimme: «Keine Chance.»
«In Ordnung.» Er begann, das Boot zum Ufer heranzuholen. Es war ihr siebenter Tag auf dem Fluß und heute das fünfte Mal, daß sie ihr Boot entladen und sich einen Weg durch den Dschungel schlagen mußten, um ein Hindernis oder eine Stromschnelle zu umgehen, bis sie schließlich das Boot wieder aufpumpen und neu laden konnten. Es schien Maude mehr als ein Jahr her zu sein, seit sie mit dem kleinen Hubschrauber, der von einem Marineoffizier in Zivilkleidung gesteuert worden war, nahe Benque Viejo gestartet waren und die Westgrenze von Britisch-Honduras nach Guatemala überquert hatten. Sie waren mit ihrer Ausrüstung auf einem kleinen, unbewachsenen Streifen Sandufer abgesetzt worden, zwölf Meilen flußaufwärts von da, wo sie sich jetzt befanden. Es war der einzige sichere Landeplatz innerhalb des Kreises, den Willie auf der Karte eingezeichnet hatte.
Als er sie in Belize empfangen und instruiert hatte, hatte sie eine heimliche Freude über das vor ihr liegende Abenteuer empfunden. Nun hatten sich ihre Gefühle gewandelt, denn in ihr regte sich ein eiskalter Verdacht, der in den letzten sieben Tagen zu einer gallig bitteren Frucht herangereift war.
Sie saß, das Gleichgewicht haltend, im Boot, während Willie die Machete schwang und einen Pfad in das dichte Unterholz der Uferböschung schlug. Zehn Minuten später arbeiteten sie sich langsam durch den Busch. Beide trugen Tarnhosen und Kampfjacken, spitze Jockeymützen und Feldstiefel. Maude schleppte ein Traggestell mit einem 12 Kilogramm schweren Packen und zog einen Sisalhanfsack mit dem zusammengefalteten Schlauchboot hinter sich her. Willies Packen wog 25 Kilo, und obendrauf waren in wasserdichten Hüllen die zwei Stoner-63-Karabiner mit den Klappläufen geschnallt.
Hier im Dschungel befanden sie sich in einer dämmerigen Welt, unter
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