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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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einem großen Sandhaufen lagen eine Menge Stahlträger.
    Das Auto hielt vor einem riesigen Drehkran mit laufendem Motor, neben dem ein Mann in einem grauen Anzug stand. Laroque stieg rasch aus, und als er jetzt zu Modesty »
Descendez
« sagte, hielt er eine Pistole in der Hand.
    Sie hängte ihre Handtasche über die Schulter, und er protestierte nicht. Gedankenverloren verließ Pennyfeather, gefolgt von Ringo, das Auto. Ringo hatte jetzt ein offenes Springmesser in der Hand. Laroque winkte in Richtung des Drehkrans und sagte: »
Marchez

    Modesty und Pennyfeather gingen, gefolgt von den zwei Casanova-Leuten, über das zerpflügte Gelände.
    Der große Sturm vor zwei Tagen hatte Pfützen hinterlassen, und da und dort hatte man Planken gelegt. Als sich ihr Blickwinkel änderte, sah Modesty, dass der Ausleger des Krans über eine Grube von der Größe eines Hauses ragte. Von Felswänden umgeben, sah sie wie ein kleiner Steinbruch aus. Das Kabel des Auslegers hing mitten über der Grube. Modesty trat näher. Jetzt konnte sie das Kabelende erkennen, und plötzlich zog sich ihr Magen zusammen. Im selben Augenblick hörte sie, wie Pennyfeather tief Atem holte.
    Willie Garvin hing an seinen gebundenen Händen von einem dicken Strick, der am Haken des Kabelendes befestigt war. Von den Fesseln an seinen Fußgelenken lief eine schwere Kette durch einen U-Haken in einem Zementblock, dessen Gewicht sie auf mindestens siebzig Kilo schätzte. Er war von Kopf bis Fuß durchnässt, das Haar klebte an seinem Kopf. Er war jedoch bei vollem Bewusstsein, und seine blauen Augen verengten sich ein wenig, als sie zum Rand der Grube kam.
    Das Wasser in der Grube, dessen Oberfläche etwa einen Meter unter dem Zementblock lag, war gelb und schlammig. Willie sagte tonlos: »Etwa drei Meter tief, Prinzessin. Die Fesseln sind verschraubt.« Er hielt inne und atmete ein, als sich das Geräusch des Motors änderte und das Kabel hinabfiel. Willie versank in dem gelblichen Wasser, und als das Kabel wieder locker wurde, waren nur seine Hände und Handgelenke über der Oberfläche zu sehen.
    Darauf bedacht, ihre Hände nicht zu bewegen, drehte Modesty den Kopf und stellte fest, dass ein Mann in blauem Overall den Motor des Krans bediente. Sie sah auf das Wasser hinab, sah die gebundenen, geschwollenen Hände, und mit einer gewaltigen Anstrengung lockerte sie jede Muskelfaser ihres Körpers, um nicht vor Angst zu erstarren.
    Pennyfeather stand mit geballten Fäusten da, starrte hinunter und biss sich auf die Lippen. Sie sah den Mann in dem grauen Anzug, der etwas zurückgetreten war, als sie kam, und fragte: »Was wollen Sie?«
    Der stämmige, muskulöse Mann hatte ein grob geschnittenes Gesicht und misstrauische Augen. »Martel«, sagte er und gab dem Kranführer einen Wink. Der Motor heulte auf, und Willie Garvin tauchte wieder aus dem kleinen Steinbruch auf. Das Gewicht an seinen Füßen hatte seine Muskeln beinahe zum Zerreißen gedehnt, das Wasser rann an ihm herab, sein Kopf war zurückgeworfen und sein Mund weit geöffnet, als er nach Luft rang. Modesty sagte: »Ich muss Casanova sprechen.«
    Der stämmige Mann schüttelte den Kopf. »Er ist sehr zornig. Martel war bei Ihnen und ist verschwunden. M’sieu Casanova hat mir befohlen, Sie zum Reden zu bringen. Er will wissen, was Sie mit ihm gemacht haben. M’sieu Casanova ist an nichts anderem interessiert, was Sie zu sagen haben.« Wieder winkte er, und wieder senkte der Ausleger seine Last ins Wasser.
    Jetzt war keine Zeit für Angst oder Panik. Im Geist hatte sie alle wesentlichen Punkte der Situation erfasst wie eine Linse, die die Strahlen der Sonne sammelt.
    Martel war verschwunden, und niemand würde ihren Worten glauben. Casanova spielte keine Spiele. Wenn sie nicht sprach, würde Garvin ertrinken, und zwar bald. Vielleicht war dieses Untertauchen bereits das letzte. Laroque stand hinter ihr, die Pistole auf ihren Rücken gerichtet. Der Mann im grauen Anzug hatte keine Waffe gezogen, sondern stand, die Hände in den Rocktaschen, die Daumen nach außen gekehrt. Pennyfeather stand mit bleichem Gesicht neben ihr und starrte ins Wasser. Knapp hinter ihm befand sich Ringo mit dem Messer. Der Kranführer in der Kanzel war fünf oder sechs Schritte entfernt und hatte den Kopf abgewendet, um die Signale des stämmigen Mannes zu sehen. Sie hielt ihn eher für einen Mechaniker als für einen Schläger. Vermutlich trug er keine Waffe.
    Modesty ließ die Schultern ein wenig fallen und

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