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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Szabo. Derjenige, der Ben Christie umgebracht hat.«
    Willie nickte und war erleichtert, daß sie die Vergangenheitsform gebrauchte, und dankbar für ihre eiskalte Beherrschung. Obwohl sie nur einen einzigen Schuß gehabt hatte, auf den alles ankam, war sie nicht angespannter gewesen, als wenn sie bei ihm zu Hause Zielschießen veranstaltet hätten. Später, viel später, falls sie es überleben sollten, würde sie in einer verzögerten Reaktion vielleicht ein wenig zittern, aber ihre Selbstbeherrschung während der Ereignisse, die ihnen noch bevorstanden, würde vollkommen sein.
    Er packte die Türklinke und zog heftig daran, um den Punkt des Hauptwiderstandes festzustellen, der anzeigte, an welcher Stelle der Riegel auf der Rückseite der Tür liegen mußte. Dann kennzeichnete er diesen Punkt mit einem nassen Daumenabdruck und ging ans andere Ende des Krankenzimmers. Modesty blieb bei der Tür stehen, die Automatic in der Hand, und wartete. »Sobald du bereit bist, Willie.« Er konzentrierte sich völlig auf die erforderliche Handlungsabfolge, indem er seine Nerven und Muskelstränge im voraus auf die wesentlichen Faktoren einstellte: Zeitablauf und Koordination. Dann war er soweit. Er rannte fünf weite Schritte und sprang hoch in die Luft, wobei er eine Drehung ausführte und einen seiner Absätze mit der Kraft eines Vorschlaghammers in die Türfüllung bohrte, einige Zentimeter neben der Stelle, die er gekennzeichnet hatte. Der andere Fuß fing seine Landung ab, und er drehte sich sofort weg, damit sie gleich freien Zugang zu dem fünfzehn Zentimeter großen Loch in der Tür hatte und den ganzen Korridor ins Schußfeld bekam.
    Der Lärm war dabei natürlich unvermeidlich gewesen, aber es hatte nur ein kurzes, scharfes und vor allem einmaliges Krachen gegeben. Modesty wartete zehn Sekunden, bevor sie einen Arm durch das Loch steckte, nach dem Riegel tastete und ihn dann aufschob. Als sie die Tür öffnete, hatte Willie ein Messer in der Hand.
    Nach kurzem Lauschen betraten sie den Korridor. Sie entwand Szabos Händen die Sterling und gab sie an Willie weiter. Hinter dem Toten an der Ecke führte ein zweiter Korridor im rechten Winkel an einigen Kajüten vorbei zu einer Treppe, die nach oben ging.
    Als sie sie schon halb erreicht hatten, kam ein Mann hastig die Stufen heruntergerannt. Willies Messer traf ihn auf neun Schritt Entfernung in den Hals. Er taumelte, wollte sich noch umdrehen und brach dann auf dem Deck zusammen.
    Sie liefen rasch auf ihn zu. »Schaff ihn außer Sicht«, sagte Modesty und öffnete aufs Geratewohl eine Kajütentür. Willie packte den Toten an den Schultern und zerrte ihn hinein. Neben der Schlafkoje hatte jemand die Lampe brennen lassen. Dadurch konnten sie sehen, daß die Kajüte mit einer kleinen Dusche ausgestattet war. Modesty deutete darauf, und Willie zog den Mann in die Kabine, setzte ihn in einer Ecke auf, nahm das Messer wieder an sich, wischte es ab und steckte es in die Scheide zurück, dann kam er heraus und schloß die Schiebetür.
    Modesty stand am Fenster und lugte durch einen Spalt zwischen den Vorhängen. »Hier ist ein viel besserer Weg nach draußen, Willie«, flüsterte sie. »Das Fenster geht auf eine Art Promenadendeck. Von dort können wir nach achtern gehen und zum Oberdeck hinaufklettern, um zu sehen, was uns da erwartet.«
    »Klingt ganz gut, Prinzessin.«
    Sie machte das Schiebefenster vorsichtig auf, und ihre Gedanken eilten dabei bereits weit voraus. Golitsyn hatte eine Gruppe von Froschmännern erwähnt, die Haftminen an den Torpedobooten anbringen sollten, von denen Porto Santo seewärts abgeriegelt wurde.
    Wenn man diese Minen ausfindig machen konnte, dann würde Willie und ihr vielleicht eine Möglichkeit einfallen, wie sie mit einer davon das Mutterschiff hochjagen könnten. Es war nur ein schwacher Hoffnungsschimmer, denn inzwischen war die Dämmerung angebrochen, und das Verladen der Ausrüstung für Unternehmen
Morgenstern
war schon eine Zeitlang im Gange. Die Haftminen zu finden, ohne dabei entdeckt zu werden, eine davon scharf zu machen, den Zeitzünder einzustellen und sie dann noch an einer geeigneten Stelle des Schiffsrumpfes anzubringen – das hieße wirklich auf ein Wunder hoffen.
    Willie unterbrach ihre Gedanken. »Prinzessin …«
    Seine Stimme klang sonderbar. Sie drehte sich um und war sich dabei undeutlich bewußt, daß er die ganze Zeit die Kajüte durchstöbert hatte, während sie am Fenster stand. Er hielt etwas in der Hand, einen

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