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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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langen, an beiden Enden spitz zulaufenden Stab, um den lose eine Schnur gewickelt war. Es dauerte den Bruchteil einer Sekunde, bis sie ihn als einen Langbogen aus Fiberglas mit Kunstharzbeschichtung erkannte, knapp zwei Meter lang und mit einer Leinensehne, die jedoch jetzt nicht gespannt war.
    »Den hab ich im Schrank gefunden«, sagte Willie, »zusammen mit einem Dutzend Jagdpfeilen im Köcher. Ich glaube, wir befinden uns hier in der Kabine des edlen Earl.«
    »St. Maur?« Ein Bild fiel ihr ein. »Ja, stimmt, er ist Bogenschütze. Ich hab mal ein paar Fotos von ihm in der Zeitung gesehen, da wurde das auch erwähnt.«
    »Nehmen wir ihn mit?« Sie war recht gut mit Pfeil und Bogen. Diesen hier schätzte er auf über dreißig Pfund. Ein solcher Zug war eher für einen Mann, zu stramm für eine Frau, aber Modesty war sehr stark, vor allem auch darin, ihre Energie auf einen Punkt zu konzentrieren, um dort plötzlich unglaubliche Kräfte freizusetzen.
    Sie wog den Bogen in der Hand und betrachtete ihn nachdenklich, während sie seine Gewichtung sorgfältig prüfte.
    »Nicht gerade praktisch zum Herumtragen, aber unter Umständen ist es die Mühe wert. Also, dann nehmen wir den Köcher aber auch, Willie.«
    Major Earl St. Maur stand an der Reling des Mutterschiffes und zählte die Männer durch, die nun gruppenweise an Bord kamen. Die gesamte Ausrüstung war bereits verladen, die Kanus lagen hintereinander auf dem Deck, fertig zum Hinunterlassen. Funkgeräte waren getestet, Waffen überprüft und Uhren verglichen worden. Eine letzte Einsatzbesprechung hatte nicht stattgefunden, weil sie nicht notwendig war.
    Von Krankin befand sich auf Deck des Bohrschiffes, wo er den Transport der Waffen und Ausrüstungsgegenstände vom größeren auf das kleinere Schiff überwacht hatte. Es brannten weniger Deckslaternen als sonst, und selbst diese waren so abgeschirmt, daß das Mutterschiff im Dunkeln blieb, für den unwahrscheinlichen Fall, daß ein Fischerboot von Madeira auf Sichtweite herankommen sollte.
    St. Maur rief mit seiner scharfen Näselstimme herüber: »Dreißig Minuten bis zur Abfahrt. Wir warten noch die letzten drei Gruppen ab, Siegfried, und danach komme ich an Bord, um meine eigene Ausrüstung zusammenzusuchen, während Blaise und Garvin heraufgeschafft werden.«
    »Sehr wohl, Major.«
    Zwanzig Meter weiter stand Modesty Blaise im Schatten zwischen der Plattform eines Hilfskrans und dem erhöhten Hubschrauberlandeplatz. Von dieser Stelle aus konnte sie die ganze Einschiffung mitverfolgen. Willie war jetzt seit zehn Minuten unterwegs. Der Bogen war inzwischen gespannt, und sie hielt einen Pfeil bereit, den sie jederzeit in die Sehne einlegen konnte. Szabos Maschinenpistole lag zu ihren Füßen.
    Sie hatte St. Maur deutlich verstanden und war ein wenig betrübt darüber, daß sie keinen Schuß auf ihn abgeben konnte, ohne sich dabei aus ihrer Deckung zu begeben. Falls Willie und ihr nichts anderes übrigbleiben sollte, dann wäre es wohl der empfindlichste Schlag gegen den Erfolg von Aktion
Morgenstern
, wenn sie St. Maur töten konnte, obwohl sie daran zweifelte, daß sie mit den Waffen, die ihnen im Moment zur Verfügung standen, überhaupt genügend ausrichten konnten, um das Unternehmen noch aufzuhalten. Das eine Magazin der MP würde nicht lange reichen, und wenn eine Schießerei erst einmal begonnen hatte, würde die Feuerkraft der
Watchmen
den Ausschlag geben.
    Sie hatte zwar kein Geräusch gehört, doch auf einmal flüsterte Willie hinter ihr: »Pech gehabt, Prinzessin. Sie müssen die Haftminen schon hinübergebracht haben. Ich bin bis in die Laderäume gekommen, aber da waren fast nur noch leere Kisten und Container. Mußte einen Typ abservieren, der gerade etwas holen wollte, während ich drin war, einen von den Froschmännern. Waffen waren auch keine mehr zu finden, keine Bazookas oder Handgranaten, nur ein bißchen Munition für Maschinengewehre, die bei der Sterling nicht paßt, dann noch verschiedene Zündkapseln und die Schachtel, die dieser Froschmann gerade holen wollte, mit ungefähr dreißig Päckchen RDX drin.«
    Sie konnte seine Enttäuschung mitfühlen. RDX war ein sehr wirksamer Plastiksprengstoff, und wenn Willie genug Zeit und einen leichten Zugang zu dem Mutterschiff hätte, dann könnte er damit ein fürchterliches Chaos anrichten, aber diese beiden wichtigen Bedingungen konnten nicht erfüllt werden. »Hast du irgendeine Idee, was du damit machen könntest?« flüsterte sie.
    Nach

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