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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Augenwinkeln sah sie zu ihrer Rechten, wie die obere Hälfte des Bohrturms herunterbrach, als er einen Winkel von dreißig Grad erreicht hatte, und mit einem schrecklichen Kreischen von berstendem Stahl krachend auf das Achterdeck des Mutterschiffes schlug.
    Mit den Armen balancierend rannte sie den Stützpfeiler hinab, sprang auf die Reling zu und hielt sich daran fest, um sich auf die Außenseite des Schiffes zu ziehen, die jetzt in einer sanften Neigung lag und hinten schon ins Wasser tauchte. Als sie kurz zurückblickte, sah sie die verschwommenen Gestalten von Männern und zertrümmerte Aufbauten, die langsam das Deck hinunterrutschten. Schreie ertönten in der Dunkelheit, und einmal gab ein Mann direkt hinter und unter ihr aus Versehen einen Feuerstoß ab, als sein Absturz von der Reling am Achterdeck aufgehalten wurde, die nun mit dem Meeresspiegel auf gleicher Höhe war. Von überall kamen die Geräusche von großen und kleinen Gegenständen, die irgendwo abbrachen und abwärts rutschten.
    Sie rannte außen an der Reling entlang zum Wasser hinunter und warf sich in einem weit angesetzten Startsprung ins Wasser, wo sie sofort mit kräftigen Zügen davonschwamm. Als sie etwa dreißig Meter zurückgelegt hatte, warf sie einen Blick zurück auf das Bohrschiff, das sich nun auf der Breitseite aufrichtete. Es krängte zwar nicht mehr weiter, sank jedoch stetig, und in der Dunkelheit ringsherum herrschte ein völliges Chaos aus Geräuschen von berstendem Holz und Stahl und den verzweifelten Hilferufen der Männer im Wasser. Das Schwimmen war äußerst mühsam, weil das Meerwasser eine Unmenge von winzigen Gasbläschen enthielt, die den Auftrieb eines schwimmenden Körpers stark verminderten. Es war sehr anstrengend für sie, den Kopf über Wasser zu halten, aber je weiter sie sich vom Schiff entfernte, desto leichter wurde es, denn der Gasgehalt des Wassers nahm immer mehr ab. Als sie hundert Meter entfernt war, drehte sie sich auf den Rücken und ließ ihre schweren Stiefel auf den Grund sinken, während sie zusah, wie die dunklen Umrisse der beiden Schiffe immer flacher wurden und schließlich verschwanden, als sie völlig untergingen. Die Star .45 steckte noch im Brusthalfter, und sie beschloß, sie nicht wegzuwerfen. Die Waffe wog etwa ein Kilogramm, war demnach nicht allzu schwer, und es dürfte noch eine ganze Menge der
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im Wasser treiben, entweder mit Schwimmwesten oder auf Rettungsflößen. Die Dünung hob sie in die Höhe, so daß sie vor dem Hintergrund des dunklen Himmels die noch dunklere Silhouette von Deserta Grande sehen konnte, mit ein paar Lichtpünktchen dort, wo der Stützpunkt der
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lag. Mit gleichmäßigen Brustschwimmstößen, so daß sie beim Schwimmen ihre Umgebung sehen konnte, nahm sie Kurs auf die Stelle, wo sie das Treffen mit Willie Garvin verabredet hatte.
    Ungefähr zweihundert Meter von dort, wo vorhin noch die Schiffe gelegen hatten, hielt sie an und trat Wasser, wobei sie die Aufwärtsbewegung jeder Welle dazu nutzte, das Meer ringsherum nach Willie abzusuchen. Einmal hörte sie von weit her, nördlich von ihrem Warteplatz, zwei Männer, die einander etwas zuriefen, und einmal drang zu ihrer Überraschung ein Motorgeräusch an ihre Ohren. Beim Umdrehen sah sie das Kielwasser eines kleinen Bootes aufglitzern, das sich in einem Bogen dem Stützpunkt auf der Insel näherte.
    Irgend jemand hatte das Glück gehabt, ein unbeschädigtes Motorboot zu finden. Abgesehen von diesen beiden Lebenszeichen hörte sie jedoch nichts als das Rauschen der See und den pfeifenden Wind. Nach fünf Minuten stieg langsam die Angst in ihr auf, und nach fünf weiteren begann sie, langsam zurück in das Gebiet der treibenden Wracktrümmer zu schwimmen, wobei sie alle paar Sekunden einen kurzen Pfiff aus drei Molltönen ausstieß, ein bewährtes Erkennungszeichen, das sie und Willie schon lange benutzten.
    Golitsyn klammerte sich an eine Rettungsweste. Er hatte sich noch nicht genügend gesammelt, um sie überzuziehen. Einige Stücke Treibgut waren im Umkreis von dreißig Metern das einzige, was er um sich herum sehen konnte, und weiter reichte seine Sicht in der Dunkelheit nicht. Er versuchte ständig nachzudenken und sich für eine definitive Handlungsweise zu entscheiden, aber sein Verstand funktionierte einfach nicht. Verschwommene Bilder gingen ihm durch den Kopf.
    Jemand war angerannt gekommen und sagte etwas über Szabo … daß er tot war … dann waren von Krankin und dieser Mann

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