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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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erschossen worden … mit Pfeilen. Ein paar Schüsse waren abgegeben worden, und dann … dann war das Bohrschiff ohne einen Ton unter seinen Füßen untergegangen. Untergegangen.
    Einfach unmöglich.
    Er hörte etwas und sah sich um. Eine Gestalt schwamm auf ihn zu, mit verzweifeltem Keuchen. Der Mann erreichte ihn und krallte die Hände in die Rettungsweste. Es war einer der
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aus Dachteras Gruppe, aber Golitsyn fiel sein Name nicht ein. Weil das Wasser aber nicht mehr so gut trug, begann die Schwimmweste unter dem Gewicht der beiden Männer zu sinken, und Golitsyn schlug dem anderen aus lauter Panik ins Gesicht, um ihn wegzustoßen. Der Mann ließ mit einer Hand los. Kurz danach tauchte dieselbe Hand wieder aus dem Wasser auf und hielt jetzt ein Stilett mit einer spitzen, fast zwanzig Zentimeter langen Klinge. Mit einer Drehung seines Armes trieb er das Messer beinahe bis zum Heft seitlich in Golitsyns Kehle.
    Die Leiche des Russen trieb davon, immer noch mit dem Stilett im Hals. Der andere Mann raffte die Rettungsweste an seine Brust und versuchte, seinen nächsten Schritt zu überlegen. Dann verwandelte sich seine allgemeine Angst auf einmal in reines Entsetzen, als er ein hastiges Platschen hörte und aus der Dunkelheit eine Gestalt auf sich zukommen sah, mit verzweifeltem Keuchen, und ihm fiel ein, daß er jetzt sein Messer nicht mehr hatte …

16
    Langsam mußte sie gegen die zunehmende Verzweiflung ankämpfen. Bis jetzt hatte sie zwar erst zwei Leichen im Wasser treiben gesehen, und das waren zu ihrer großen Erleichterung
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gewesen, doch Willie Garvin hatte sie immer noch nicht entdeckt.
    Inzwischen befand sie sich am äußeren Rand der Zone, in der das Gas, das tief unten am Meeresboden aus dem beschädigten Steigrohr ausströmte, die Tragfähigkeit des Wassers verminderte.
    Das war es, was Jock Miller gemeint hatte. Das Steigrohr war die stählerne Röhre, durch die der Gesteinsbohrer nach unten zum Meeresgrund geführt wurde. Wenn man dabei auf Gas stieß, folgte immer eine Reihe von Tests, und in dieser Phase befand sich das Drioga-Bohrvorhaben gerade. Wee Jock hatte damals gesagt, daß ein Riß in dem gasführenden Steigrohr eine ernste Gefahr sei, weil das Bohrschiff innerhalb von wenigen Minuten untergehen konnte, wenn der Riß auf der Höhe der Schlammschicht auftrat. Er hatte dieses Phänomen zwar nicht wissenschaftlich erklären können, aber er wußte, daß die Ursache dafür darin lag, daß eine große Menge von Wasser plötzlich mit sprudelnden Gasblasen durchsetzt wurde. Ein Schaden oberhalb der Schlammgrenze war weniger gefährlich, weil dann die Bohrlochsicherung in Aktion treten und den Riß sofort verschließen würde.
    Nach den Seekarten war das Wasser hier vor Deserta Grande hundert Meter tief, und Willie mußte die Tauchausrüstung des toten Froschmanns benutzt haben, um sich am Steigrohr bis zur Schlammgrenze hinabzulassen und dort eine Sprengladung anzubringen. Der extreme Druckunterschied in der Tiefe stellte keine Gefahr für ihn dar, weil er sich ja nur wenige Minuten unten aufgehalten haben konnte, aber die Druckwelle der Explosion, die sich im Wasser fortgepflanzt hatte, mußte ihm schwer zu schaffen gemacht haben, falls er sich nicht rasch genug entfernt hatte. Sie befürchtete, daß er wegen der eisigen Kälte des Wassers in dieser Tiefe unter Umständen nicht schnell genug hatte davonschwimmen können, denn es war ihr völlig klar, daß er bestimmt nicht die Zeit gefunden hatte, vor dem Sprung noch einen Taucheranzug anzulegen. Und selbst wenn er ohne Schwierigkeiten wieder an die Oberfläche gekommen war, hatte er die Gefahr dennoch nicht hinter sich, weil inzwischen das Bohrschiff zu krängen und zu sinken begonnen haben würde, so daß das Schicksal von jedem, der in dessen Nähe im Wasser trieb, praktisch in Gottes Hand lag.
    Wieder stieß sie den Pfiff aus, und irgendwo rechts von ihr gab ihr jemand dieselbe Tonfolge zurück. Es war ein schwacher, keuchender Pfiff, offenbar nur mit Mühe hervorgebracht. Voller Erleichterung kraulte sie sofort zehn Meter in die Richtung, aus der sie das Zeichen gehört hatte. Dann hielt sie inne und pfiff noch einmal. Diesmal kam keine Antwort, und sie spürte, wie die Angst ihr den Magen zusammenschnürte. Aus der Dunkelheit löste sich ein gekentertes Kanadier-Kanu, wie es die
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benutzt hatten. Sie schwamm darauf zu. Falls innen Paddel befestigt waren, und das konnte durchaus sein, dann würde das Boot ihr die Suche

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