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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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eine eventuell notwendige Notoperation voll ausgerüstet war.
    Die Luke zum vorderen Laderaum war nun bis auf einen Spalt geschlossen, wo man einen einzelnen Balken entfernt hatte. Die Gefangenen würden wahrscheinlich noch etwas länger als vierundzwanzig Stunden dort unten bleiben müssen. Sie konnten zwar so lange ohne Nahrung auskommen, aber sie hatte die Absicht, ihnen Wasser hinunterzulassen. Bora war schon auf der anderen Motorbarkasse auf die
Almarza
hinübergebracht worden und würde dort, unter Schlafmittel gesetzt, bis zum Abschluß des Unternehmens festgehalten werden.
    Eine Stunde später hatte sie ihre sorgfältige Überprüfung der
Isparta
beendet, bei der sie sich vergewissern wollte, ob alles in Ordnung war und die gefangenen Frauen nicht aus dem Laderaum ausbrechen konnten. Die beiden Barkassen kamen zurück, um den größten Teil der Entermannschaft des
Netzes
wieder abzuholen. Sie brachten in luftdicht verschlossenen Behältern das Essen für die verbleibende Crew und für die Frauen mit. Die Mannschaft, die noch auf Boras Schiff zurückblieb, beschränkte sich neben Modesty und Willie auf Jock Miller, Delorme, Krolli und Sammy Wan. Die beiden Schiffe stampften nun eine Meile voneinander entfernt auf einem parallelen Kurs langsam durchs Meer, und die beiden Barkassen wurden wieder an Deck der
Almarza
, in die Aufhängungen gehievt.
    Kurz bevor er um zwölf Uhr mittags Miller im Maschinenraum ablösen sollte, kletterte Willie Garvin auf die Brücke. Modesty Blaise stand dort und übergab gerade an Delorme, der genau wie Willie einen vierstündigen Schlaf in einer der Kajüten hinter sich hatte.
    Auf dem Vorderdeck löste Sammy Wan Krolli bei der Überwachung der Ladeluke ab.
    Der Morgennebel hatte sich längst verzogen, und es war ein schöner Tag mit unbewegter See. Als die Übergabe auf der Brücke beendet war, ging Modesty mit Willie zur Backbordreling hinüber und blickte übers Wasser auf die
Almarza
. »Vor einer Stunde habe ich mit Doc Howie gesprochen«, sagte sie. »Er glaubt nicht, daß ein Eingriff erforderlich ist. Es liegt eine schwere Gehirnerschütterung vor, deren Auswirkungen im Moment unmöglich zu beurteilen sind, aber er wird eine Reihe von gründlichen Tests an Ben Christie vornehmen, sobald wir ihn nach Les Genevriers gebracht haben.« Das war das kleine Zehn-Betten-Krankenhaus des
Netzes
.
    Willie nickte geistesabwesend. Ihm war gerade zu Bewußtsein gekommen, wie herrlich es war, neben ihr hier zu stehen, über die ruhige See zu schauen und wieder einmal das Ende eines gemeinsamen Unternehmens vor sich zu haben. So wie jetzt war es in den vergangenen Jahren schon oft gewesen. Rasch kämpfte er das unangenehme Gefühl nieder, das in ihm aufstieg, als er sich daran erinnerte, daß es diesmal das letzte Mal sein sollte. »Eine gute Sache, mit der wir da von der Bühne abtreten, Prinzessin«, sagte er nachdenklich. »Ich meine, die Aktion war hervorragend geplant und hat sich sehr gut angelassen. Und außerdem ist das Ganze vollkommen einmalig gewesen; ich kann mich jedenfalls an kein anderes Unternehmen erinnern, wo es nicht einen einzigen Haken gegeben hat. Das war noch nie da. Sonst läuft immer irgendwas schief, und man muß improvisieren, und oft genug war es schon so, daß alles mögliche auf einmal schiefgegangen ist. Ich glaube, diesmal hat der liebe Gott das Murphy’sche Gesetz eine Zeitlang außer Kraft gesetzt, nach dem alles danebengeht, was irgendwie danebengehen kann.«
    Sie sah ihn lachend von der Seite her an und legte ihre Hand auf seine, die auf der Reling ruhte. Er sah die winzigen Fältchen, die ihr Lachen in den Augenwinkeln entstehen ließ, und wurde von einer Welle der Freude ergriffen. Als er sie zum ersten Mal getroffen hatte, bevor sie ihn dann so gänzlich veränderte, wie eine Raupe sich in einen Schmetterling verwandelt, da hatte sie niemals gelacht, kaum einmal gelächelt. Er dachte, daß vielleicht die Fähigkeit zu lachen sein Geschenk an sie war, sein kleines, unbedeutendes Geschenk als Dank für alles, was sie ihm gegeben hatte.
    »Ich werde jetzt Wee Jock ablösen«, sagte er.
    Sie folgte ihm und verließ die Brücke, um in Boras Luxuskabine zu gehen, wo sie die Schuhe abstreifte und sich auf dem Bett ausstreckte. Über Willie machte sie sich ein wenig Sorgen. Die Führung eines Gasthauses auf dem Land würde bestimmt keine befriedigende Beschäftigung für diesen Mann sein, nicht bei seiner erstaunlichen Intelligenz und den vielen

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