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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Fähigkeiten, die er dort überhaupt nicht würde einsetzen können.
    Ihre größte Leistung in der zehnjährigen Geschichte des
Netzes
war es vielleicht, daß es ihr gelungen war, Willie Garvin die Chance zu geben, seine erstaunlichen Fähigkeiten in die Praxis umzusetzen. Auch wenn er es niemals zugeben würde, hatte er ihr das mittlerweile schon mehr als zehnfach zurückgezahlt, sowohl mit ganz einfachen Dingen als auch auf eine Weise, die noch viel tiefer ging. Sie war froh, daß diese Zeiten jetzt bald vorbei waren, denn nun würde sie ihn nicht mehr auf Missionen schicken oder mit ihm zusammen Aufgaben durchführen, bei denen er ohne weiteres den Tod finden konnte.
    Trotzdem, trotzdem … in seinem Ruhestand würde er sicherlich größere Herausforderungen und stärkere Anreize brauchen, als eine Provinzkneipe je bieten könnte. Sie hatte die Augen halb geschlossen, riß sie aber jetzt plötzlich weit auf, als ihr ein neuer Gedanke durch den Kopf schoß. Konnte es sein, daß ihre Sorgen um Willies weiteres Leben nach der Arbeit für das
Netz
auch mit ihrem eigenen zukünftigen Leben etwas zu tun hatten? Solange sie zurückdenken konnte, hatte es in ihrem Leben nie eine Zeit ohne Kampf und ohne Gefahr gegeben. Was würde es für ein Gefühl sein, ohne all das zu leben; in Sicherheit, ohne Bedrohungen, ohne irgendwelche Aktionen, die es zu planen galt, ohne Gegner, die ausgetrickst oder ausgeschaltet werden mußten?
    Es würde ein herrliches Gefühl sein, sagte sie überzeugt zu sich selbst. Einfach herrlich. Für eine reiche Frau gab es Hunderte von Möglichkeiten, das Leben zu genießen, auch ohne daß irgendwelche Leute versuchten, sie zu erschießen oder zu erstechen oder ihr das Genick zu brechen. Sie atmete tief ein, gab ihrem Nervensystem den Befehl zur Entspannung und begann dann mit einer geistigen Feedback-Übung, um jene Gehirnwellen zu verstärken, die ihr den Schlaf bringen würden. »Guten Morgen. Schön, daß Sie wieder bei uns sind.«
    Er starrte das Mädchen so lange an, bis ihre verschwommene Gestalt feste Umrisse bekam. Sie war klein und dunkelhäutig, hatte ein fröhliches Lächeln auf den Lippen, und trug Kleid und Schürze wie eine Krankenschwester, hatte aber keine Haube auf dem Kopf. Er hatte das Gefühl, daß er eine Ewigkeit lang durch einen dunklen, heißen Tunnel gegangen war, in dem er manchmal Stimmen gehört und manchmal verschwommene Umrisse gesehen hatte. In seinem Kopf war ein gewaltiger dumpfer Schmerz gewesen, aber jetzt war er nicht mehr da. Dunkel erinnerte er sich daran, daß man ihn mehrmals an einen anderen Ort gebracht hatte, sowohl im Dunkeln als auch bei Tageslicht.
    Sein Mund war ausgetrocknet, und er trank voller Dankbarkeit, als das Mädchen ihm Wasser brachte, das er durch einen dünnen Plastikschlauch aufnehmen konnte. Als er seinen Durst gestillt hatte, konzentrierte er sich darauf, Worte zu bilden, und sagte schließlich mit einer schwachen, heiseren Stimme: »Wer sind Sie?«
    »Sie können mich Leah nennen.« Sie berührte mit der Hand eine seiner Augenbrauen und ergriff dann sein Handgelenk. »Ich bin Ihre Krankenschwester.«
    »Was … für ein Ort?«
    Sie kicherte. »Normalerweise sagt man: ›
Wo bin ich?
‹« Er versuchte zu lächeln, dann strömten die Erinnerungen auf ihn ein, keine vollständigen Erinnerungen, aber doch genug, daß sich sein Körper verkrampfte, er aber einen Angstschrei gerade noch unterdrücken konnte. Bora … die
Isparta …
die Verhöre … die schrecklichen Dinge, die der grinsende Affe mit dem Ohrring mit ihm angestellt hatte, bevor sie es aufgegeben und mit dem Penthotal angefangen hatten.
    Das Mädchen hielt jetzt seine Schultern fest und beruhigte ihn. »Es ist alles gut, Sie sind in Sicherheit hier, keine Angst. Der Doktor hat Ihre Wunden zusammengeflickt und es ist alles in Ordnung. Bitte ruhen Sie sich jetzt aus, Mr. Christie. Sie brauchen sich keinerlei Sorgen zu machen. Sie sind in guten Händen.«
    Also kannte sie seinen Namen. Als er nicht mehr am ganzen Körper zitterte, stieß er mühsam hervor: »Also gut. Wo bin ich?«
    »Das ist schon besser.« Sie lächelte ihn über ihre beachtliche Oberweite hin an. »Sie befinden sich in einem Haus auf dem
Mountain
in der Nähe von Tanger. Es gehört Mam’selle Modesty Blaise.«
    Er lag kraftlos da, die Augen geschlossen, und versuchte nachzudenken. Endlich sagte er: »Wie in aller Welt bin ich hierhergekommen?«
    »Ach, damit habe ich gar nichts zu tun, Mr. Christie.« Sie

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