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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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sprach zwar mit einem Akzent, aber ihr Englisch war sehr gut, und in ihrer Stimme lag die gleiche Fröhlichkeit wie in ihrem Lächeln. »Mam’selle wird Ihnen all diese Dinge sagen. Ich weiß nur, daß Sie auf einem Schiff gewesen sind, und sie hat Sie von dort weggeholt und auf ihr eigenes Schiff gebracht, um Sie zu dem kleinen Krankenhaus zu schaffen, wo sie ihre Leute immer verarzten läßt. Aber danach, als Dr. Howie mit Ihnen zufrieden war, hat sie Sie hierher in ihr Haus verlegen lassen, und ich bin mitgekommen, um Sie hier zu pflegen.«
    Er fragte sich, ob er vielleicht träumte, und murmelte dann: »Modesty Blaise?«
    »Ja, Mr. Christie. Und jetzt keine Fragen mehr. Ich werde Ihnen nun ein wenig Suppe zu essen geben, dann kommt der Doktor, um nach Ihnen zu sehen. Danach werden Sie wieder schlafen, und wenn Sie sehr brav sind, werde ich Mam’selle darum bitten, daß sie heute abend kommt und mit Ihnen spricht.«
    Er sah in ihre dunklen, lächelnden Augen auf und empfand eine Welle von freudigem Erstaunen bei dem Gedanken, daß er ohne jeden Zweifel noch lebte. Es war ein Wunder, unglaublich … und doch war es Wirklichkeit. Es gelang ihm, seinen Mund zu einem gespenstischen Lächeln zu verziehen, und er krächzte:
    »Ich werde brav sein, Leah. Ganz brav.«
    Als er am Abend wieder aufwachte, war er sehr hungrig, und daran merkte er, daß sein Körper sich offenbar regenerierte. Leah half ihm, in das Badezimmer nebenan zu gehen, und ließ ihn sich auf einen Hocker in der Dusche setzen, wo sie ihn einseifte und dann abwusch. Nachdem sie ihn abgetrocknet hatte, brachte sie ihm einen Pyjama, setzte ihn im Bett auf und schloß einen Rasierapparat an, um damit die Bartstoppeln aus seinem Gesicht zu entfernen.
    Schließlich kämmte sie sein Haar und hielt ihm einen Spiegel hin, damit er das Ergebnis ihrer Pflege begutachten konnte.
    In Anbetracht seiner Erinnerung an jene Stunden auf der
Isparta
wäre er nicht weiter überrascht gewesen, wenn ihm ein ausgemergelter alter Mann mit weißem Haar entgegengeblickt hätte, aber abgesehen davon, daß seine Wangen etwas eingefallen und sein Blick ein bißchen hohläugig war, schien er sich kaum verändert zu haben. Auf einer Seite war das Kopfhaar abrasiert worden, und dort sah er eine bereits zuheilende Platzwunde, die von einem großen, schwarz-blau gefleckten Bluterguß umrahmt wurde.
    »Gar nicht so schlecht, was?« sagte sie grinsend.
    »Könnte wesentlich schlimmer sein. Danke, mein Schatz.«
    Zum Abendessen brachte sie ihm Ochsenschwanzsuppe, gegrillten Schwertfisch mit Zucchini, Spargelspitzen und Tomaten in Sahnesauce, gefolgt von einem Teller mit frischem Obst und Kaffee. Das Essen war hervorragend zubereitet und angerichtet, die Portionen nicht allzu groß, ideal für einen genesenden Patienten, dessen Appetit rasch gestillt sein würde.
    Als er aufgegessen hatte, schob sie den Servierwagen beiseite, während er im Bett sitzend seine zweite Tasse Kaffee trank, und als sie den Wagen aus dem Zimmer rollte, kam eine großgewachsene Frau herein, mit schwarzem Haar und leicht sonnengebräuntem Gesicht, deren Augen in einem tiefen Mitternachtsblau leuchteten. Ihr Haar war zu einem Knoten aufgesteckt, so daß ihr langer, glatter Hals und die breiten Schultern zu sehen waren. Sie trug ein Hemdkleid aus hellgrüner Baumwolle, keine Strümpfe, aber Sandalen an den Füßen. Ihr einziger Schmuck bestand aus einem goldenen Anhänger mit Filigranverzierungen über der sanft geschwungenen Linie, die sich von den festen Brüsten zu dem Grübchen an ihrer Kehle erhob.
    Ben Christie schätzte, daß sie ungefähr ein Meter siebzig bis fünfundsiebzig groß war; nicht besonders klein, trotzdem hatte man diesen Eindruck, wenn man an die Legende dachte, die sich um ihren Namen rankte. Sie hatte ein rundes Silbertablett mit einer kleinen Flasche Champagner und zwei Gläser mitgebracht, und sie bewegte sich mit der Grazie einer Tänzerin, als sie jetzt um das Fußende des Bettes herumging.
    »Hallo, Ben«, begrüßte sie ihn und stellte das Tablett auf dem Nachttisch ab. »Ich bin Modesty Blaise.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Was ich aber nicht weiß: Wie soll ich Ihnen danken …« Plötzlich hatte er einen Druck im Hals, und zu seinem Schrecken merkte er, daß seine Brust sich unkontrolliert hob und senkte, und daß ihm Tränen die Wangen herunterliefen.
    »Das ist als Medizin zu betrachten«, sagte sie und fing an, den Drahtbügel des Korkens aufzudrehen.
    »Doc Howie meint, es

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