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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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schrecklichen Schiff voller Rauschgift und entführten Frauen befreit hat, ein Paket von Ben Christie an, in dem er ihr einen kleinen Edelstein schenkt, den er gefunden und bearbeitet hat. Er hat mir damals gesagt, daß die Steine keinen besonderen Wert darstellen, und daß ihr künstlerischer Wert sich nicht gerade auf Fabergé-Niveau bewegt, aber immerhin ist es eine sehr persönliche Art, sich für ein weiteres Lebensjahr zu bedanken. Finden Sie nicht, daß das eine äußerst rührende Art ist, so etwas zu formulieren?«
    Tarrant riß die Augen von dem Halbedelstein los und lächelte ihr zu. »Ja, ich habe das gleiche schon oft gefühlt, aber ich wäre nicht imstande, es irgendwie auszudrücken.«
    »Das finde ich reizend. Wir Briten sind doch tatsächlich auf der ganzen Welt das Volk, das am allerschnellsten verlegen wird. Zusammen mit jedem bearbeiteten Stein sendet er ihr übrigens eine kleine Karte mit der Aufschrift:
Ich hoffe, es gelingt Ihnen, Mam’selle.
«
    »Was soll gelingen?«
    »Er hat mir erklärt, daß er diesen Satz damals zu ihr gesagt hat, als sie ihm von ihrer Absicht berichtet hat, sich zurückzuziehen.« Lady Janet zog eine kleine Grimasse. »Aber es ist ihr natürlich nicht gelungen, weder ihr noch Willie.«
    Hinter ihr schaltete sich Collier in das Gespräch ein. »Natürlich ist es nicht gelungen, und wer trägt die Schuld dafür? Niemand anders als jener scheinbar gütige und onkelhafte Gentleman, auf den Sie gegenwärtig Ihre Schönheit und Ihre bemerkenswerte Persönlichkeit verschwenden, und dessen altväterliches Äußeres ein schwarzes Herz aus Stein verbirgt.«
    Tarrant nickte reumütig. »Das mit dem schwarzen Herzen stimmt«, gestand er, »aber die beiden sind sehr wohl imstande, auch ohne mein Zutun in Schwierigkeiten zu kommen. Ich habe sie nur ein einziges Mal tatsächlich um etwas gebeten, wissen Sie? Alle anderen Male hat es sich sozusagen einfach ergeben.«
    Lady Janet nickte. Collier sagte: »Mit den anderen Malen meinen Sie wohl all die Situationen, wo irgend jemand versuchte, Ihnen Löcher in den Bauch zu schießen?«
    »Nun, ich bin ja nicht der einzige von uns dreien hier, der die beiden in solche Situationen verwickelt hat«, bemerkte Tarrant milde.
    »Nein, allerdings nicht«, sagte Collier leise, weil Erinnerungen in ihm hochstiegen. Dann zuckte er die Achseln und lachte ein wenig verkrampft. »Aber fangen wir jetzt nicht an, darüber zu debattieren, wer von uns welche Narbe auf dem Gewissen hat. Wie Sie schon sagten, die beiden brauchen unsere Hilfe nicht. Modesty hat mir erzählt, dieses grün-schwarze Ding, das Sie da in der Hand haben, sei ein Sexbehelf, Sir Gerald. Warum gehen Sie nicht einmal zu meiner Frau und zerstreuen sie mit einigen beruhigenden Worten des Trostes, während mir Lady Janet zeigt, wie es funktioniert?«
    »Mich brauchen Sie nicht zweimal aufzufordern, mich mit Dinah zu unterhalten«, erwiderte Tarrant ritterlich.
    Gerade als er sich erhob, klingelte das Telefon, und kurz danach erschien Weng im Salon. »Das Büro von Sir Gerald wünscht ihn zu sprechen, Miss Blaise«, sagte er.
    Modesty schenkte ein Glas Portwein für Dinah ein und sah gar nicht auf, als sie Tarrant ansprach: »Ich nehme an, Sie würden Ihr Gespräch lieber im Frühstückszimmer führen. Dort können Sie in aller Ruhe telefonieren.«
    »Ich danke Ihnen, meine Liebe. Entschuldigen Sie mich.« Er überquerte den Fußboden aus Keramikfliesen, auf dem verstreut Isfahan-Teppiche lagen, und ging ins Frühstückszimmer hinüber. Zwei Minuten später kam er wieder zurück. Janet saß nun neben Dinah auf dem Sofa und Modesty kniete auf dem Teppich neben ihnen; die drei unterhielten sich, und das blinde Mädchen wendete die Pendot-Figur an der Kugel aus Kunstharz in ihren Fingern, um die Form zu ertasten.
    Willie stand am Kamin und unterhielt sich leise mit Collier. Tarrant kam zu dem Entschluß, daß es nicht notwendig war, sich mit Modesty und Willie zu einem privaten Gespräch zurückzuziehen. Jeder hier im Raum wußte, wer und was er war. Er räusperte sich, und während die gemurmelten Unterhaltungen verstummten und die Gesichter sich ihm zuwandten, sagte er:
    »Der Inspektor vom Revier Waterloo hat gerade meinen diensthabenden Offizier angerufen. Wie es scheint, ist der Mann mit der Armbrust vor etwa einer halben Stunde in einem Verhörzimmer des Polizeireviers ermordet worden.«
    Alles schwieg. Modesty stand auf, blickte erst Willie, dann Tarrant an und sagte schließlich:

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